von Barbara Heinze
Ich möchte weniger über Aufführungen berichten, sondern eher über die Menschen, die mit dem Theater etwas zu tun haben oder hatten, und zu denen ich einen persönlichen Bezug habe. Denn Ulm ist eine doch recht kleine Großstadt, mit ihren 125000 Einwohnern, und es kennt fast jeder jeden.
Geschichten aus dem Theater
Grundsätzlich gehe ich gerne ins Theater, aber ich bin in zwei Chören aktiv, deshalb gehe ich auch in entsprechende Konzerte. Ausserdem mache ich noch viel Sport. Ich komme einfach nicht dazu, ins Theater zu gehen. Ich habe deshalb auch kein Abo genommen, wie mein Freundeskreis, der ein Abo genommen hat, damit sie ins Theater gehen „müssen“. Aber am dritten Advent, kurz vor Weihnachten, werde ich ins Theater in Ulm gehen.
Es gibt „die Piraten von Penzance“, eine komische Operette von einem mir unbekannten Autor und einem unbekannten Komponisten. Ich gehe auch zu einer ungewöhnlichen Zeit: um 14:00 am Sonntag. Warum? Darauf habe ich mich eingelassen, weil eine Freundin von mir mich manchmal anruft und verzweifelt einen Ersatz für ihre „Truppe“ sucht. Sie organisiert für ihre Leute regelmäßig den Theaterbesuch in Ulm, wozu sie mit dem Bus von Reutlingen aus anreist. Da sagt dann schon mal eine Person ab und so ergibt sich doch wieder die Gelegenheit für mich ins Theater zu gehen. Bei solchen Not-Anrufen kann ich zusagen, wenn es mir terminlich passt. Ansonsten bin ich offen für alles im Theaterprogramm und lasse mich eigentlich gerne überraschen.
Alfred und Rudolf Mendler
Mendlers asymmetrische Geigen (eig. Foto)
Als das Theater im Herbst 1945 wiedereröffnet wurde, geschah dies auf der unabhängigen Basis einer Künstlergemeinschaft, für die der spätere Intendant Alfred Mendler von der Besatzungsmacht die Lizenz erhielt.
Der Intendant Alfred Mendler war der Bruder von Rudolf Mendler, dem Vermieter meiner Wohnung in Ulm. Rudolf war in Ulm dafür bekannt, ein hervorragender Musiker zu sein. Ich lernte ihn besser kennen, als er seine selbst gebaute asymmetrische Geige im „zarten Alter“ von 87 Jahren auf einer Musikmesse 1995 in Frankfurt präsentierte. Dorthin habe ich ihn besucht und seinen Enthusiasmus und sein Stehvermögen bewundert. Nach Rudolfs Tod erwarb ich ein Bild, das sein Vater Dr. Alfred Mendler gemalt hatte, ein bekannter Arzt und Maler, der als Ulmer Original in die Stadtgeschichte eingegangen ist. Die Geschichten dazu sind veröffentlicht in: Gertrud Beck: „Mendleriana. Aus dem Leben des Dr. Alfred Mendler, Arzt und Maler in Ulm“. Robert Abt GmbH, Ulm 1982.
Sängerin Maria Rosendorfsky
Rosendorfsky bei einem Konzert in der Söflinger Klosterkirche in Ulm. (eig. Foto)
Mit Maria Rosendorfsky, seit 2012 Ensemblemitglied des Ulmer Theaters, verbindet mich ihre Musikalität: Ein besonderer Genuss für mich ist immer die Teilnahme von Maria Rosendorfsky als Sopransolistin bei den Konzerten der Wiblinger Kantorei, in der ich seit Jahren mitsinge. Maria war bereits von 2004 bis 2006 am Ulmer Theater, wechselte aber dann ans Meininger Theater. Ihr Sopran ist hoch, klar und ausdrucksstark, ein Genuss! Ihre disziplinierte Arbeitsauffassung bei den Proben mit dem Chor ist mir aufgefallen. Sie ist eine ausgesprochen aparte Erscheinung und man wundert sich, dass aus diesem schmalen Körper eine solche wunderbare Klangfülle herauskommen kann. Maria ist übrigens sehr vielseitig, singt nicht nur Barock oder Klassik. Die Wiblinger Kantorei fühlt sich geschmeichelt mit dieser tollen Künstlerin vom Ulmer Theater konzertieren zu dürfen.
Intendant Andreas von Studnitz
Der Intendant, Andreas von Studnitz begann als „enfant terrible“ mit außergewöhnlichen Inszenierungen und lenkte damit den Blick der Theaterwelt auf Ulm. Er hatte allerdings das Pech, dass die Sanierung des Theaters und der Einbau einer neuen Bühnentechnik seine ganze zwölfjährige Intendanz begleitete. Mit Herrn von Studnitz kam ich bei einer anderen Tätigkeit in Kontakt: beim Tennisspielen in der Tennishalle des SSV Ulm. Wir spielten regelmäßig auf Platz 2 ein Damendoppel, er auf Platz mit seinem Partner oder Trainer. Dabei konnte ich feststellen, dass er über eine stattliche Größe und eine etwas ungelenke Beweglichkeit verfügte, was er durch Eifer ausgleichen konnte. Er wird dem Theater nach seinem Ausscheiden mit freien Beiträgen treu bleiben und vermutlich öfter dazu kommen, das Tennisspiel zu pflegen. Immerhin, ein Nachfolger für ihn ist gefunden.
Die Zukunft eines großen städtischen Theaters mit drei Sparten
– es wird wohl ein Zuschussgeschäft bleiben und ist auch davon abhängig, wie die Finanzlage der Stadt, des Landes ist. Für eine sehr kleine Grossstadt wie Ulm ist es beachtlich, über eine solche Kultureinrichtung zu verfügen. Die Ulmer sind stolz auf ihre Theater und viele haben ein Jahresabonnement, was eine langfristigere Planung für die Theaterleute erlaubt.