Georg-Büchner-Preisverleihung in Darmstadt

von Maria Schmelter

Ins Theater gehe ich selten, Dann aber stieß ich auf die Nachricht von der Büchnerpreisverleihung. Diese findet alljährlich, als öffentliche Veranstaltung um 16.00 Uhr im Darmstädter Staatstheater statt. Theater als Ort für eine Dichterehrung – das interessierte mich.

Der Anlass

Als das Thema Theater für die Ausgabe 77 des Lerncafes festgelegt wurde, da habe ich gleich einen Rückzieher gemacht, denn ins Theater gehe ich aus einem ganz pragmatischen Grund sehr selten: Ich gehöre zur Spezie der Lerchen – meine aktivste Zeit ist der frühe Morgen und am Abend überkommt mich früh die Müdigkeit und auch das Gehirn ist merkwürdig denkfaul.Die meisten Veranstaltungen im Theater beginnen um 19.30 / 20.00 Uhr und da muss ich, auch wenn das Interesse manchmal groß ist, leider passen.

Dann aber stieß ich auf die Nachricht von der Büchnerpreisverleihung. Diese findet alljährlich, als öffentliche Veranstaltung um 16.00 Uhr im Darmstädter Staatstheater statt. Für diese öffentliche Veranstaltung waren bisher immer noch kurzfristig Karten zu bekommen und am Abend zuvor findet eine öffentliche Lesung der Preisträger in der Darmstädter Orangerie statt.

Der Georg-Büchner-Preis

Der Georg-Büchner-Preis ist der renommierteste Literaturpreis im deutschen Sprachraum. Er ist mit 50 000€ dotiert und wird alljährlich von der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung, die in Darmstadt beheimatet ist, verliehen.Nach ihrer Aussage sollen dadurch Schriftsteller oder Dichter geehrt werden, die durch ihre Arbeiten und Werke, einen wesentlichen Anteil an der Gestaltung des gegenwärtigen deutschen Kulturlebens haben.

Unter den Preisträgern und Preisträgerinnen finden sich so bekannte Namen wie :

Marie Luise Kaschnitz1955, Heinrich Böll 1967, Rainer Kunze1977, Christa Wolf 1980 und Erich Fried 1987.

Wie wurde mein Interesse für diese Büchnerpreisverleihung geweckt und was verbindet mich mit den Gedichten des  Preisträgers im Jahr 2017 Jan Wagner?

Darüber möchte ich berichten.

Preisträger Erich Fried

Im Jahr 1987 war Erich Fried der Büchnerpreisträger und ich nahm an seiner öffentlichen Lesung teil. Sechs Jahre zuvor war ich seinen Gedichten zum 1.Mal begegnet. Mit einer Freundin machte ich eine 2monatige Rucksacktour durch Asien. Die Zeiten waren noch anders – es gab keine Smarphones, die einen jederzeit mit der Welt, den Menschen und allen gewünschten Informationen verbinden. Der Platz im Rucksack war sehr begrenzt und der Lesestoff wollte gut ausgewählt sein. Meine Freundin hatte sich für die Liebesgedichte von Erich Fried entschieden; eine gute Wahl an der ich sehr partizipierte. So traten der Dichter und sein Werk in mein Leben. Die Begegnung mit ihm bei der Lesung zur Büchnerpreisverleihung hat einen tiefen Eindruck bei mir hinterlassen.

Jan Wagner – Preisträger 2017

Jan Wagner (Bild CCo)

Nun zu Jan Wagner, bevor ich mir seinen Namen merken konnte, war mir aus seinem Gedichtband Regentonnenvariationen das Gedicht „Giersch“ begegnet. Es hing im Baum eines sehr grünen – gierschgrünen – Gartens. Ich las es im vergangenen Sommer, bei einem Rundgang durch die Gärten, die im Rahmen der Aktion „Kunst und Poesie in den Gärten“ in Gundernhausen bei Darmstadt ihre Tore göffnet hatten und war begeistert. Ich dachte sofort an eine liebe Freundin, die im Kampf gegen den Giersch ihren Garten komplett umgegraben und umgestaltet hatte.Ich schickte ihr das Gedicht, als Trost sozusagen; denn was soll ich sagen, auch in ihrem Garten bewahrheitet sich die Gedichtzeile „…kehrt stets zurück, wie eine alte schuld, schickt seine kassiber durchs dunkel unterm rasen, unterm feld, bis irgentwo erneut ein weißes widerstandsnest emporschießt…“(aus Giersch von Jan Wagner)

Was macht den Reiz dieses Gedichtes aus?

Giersch (CCo)

Ich glaube es ist die Haltung, die in der Begründung der Jury der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung zum Ausdruck kommt. „Aus neugierigen, sensiblen Erkundungen des Kleinen und Einzelnen, mit einem Gespür für untergründige Zusammenhänge und einer unerschöpflichen Phantasie lassen sie Augenblicke enstehen, in denen sich die Welt zeigt, als sähe man sie zum ersten Mal.“ zit. nach Zeit online 20.Juni 2017.

Und dieser Giersch – wuchert er nicht nur in den Gärten, sondern auch in unseren Leben?

Bilder

Bild von Jan Wagner, hier zu finden:
https://de.wikipedia.org/wiki/Jan_Wagner_(Schriftsteller)#/media/File:Jan_Wagner.JPG
Lizenz cc 0

Bild Giersch zu finden unter:
https://commons.wikimedia.org/wiki/File%3AIllustration_Aegopodium_podagraria0_clean.jpg

By Otto Wilhelm Thomé
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