Vom Lesen und Schreiben

von Maja Prée

Nicht jeder liest gern. Gebrauchsanweisungen sind oftmals sehr langweilig und man probiert es ohne aus. Manchmal geht das schief. Beipackzettel bei Medikamenten liest man ungern. Warum etwas über Nebenwirkungen lesen, wenn man gesund werden will? Doch ein Buch? Das ist etwas ganz anderes!

Lesen ist etwas Faszinierendes

Ich hatte das Glück, durch meine Großmutter viel vorgelesen zu bekommen und kannte so die Buchstaben schon fast bevor ich in die Schule kam, weil ich den Sinn der Worte erkannte? Ich weiß es nicht mehr. Auch lernte ich die alte deutsche Schrift so in einem Märchenbuch kennen. Die Märchen kannte ich auswendig und es prägten sich die Worte ein.
Die erste Klasse war, was das Lesen lernen betraf, so langweilig. Die anderen stolperten mühsam in den Bild-Wort Sätzen unseres Lesebuches herum während ich mich schon den Geschichten auf den letzten Seiten zuwandte.

Mein Glück – die Bibliotheken

Mein Glück war, dass es in unserer Schule eine Bibliothek gab. Ich habe die Kinderbücher verschlungen, die es dort zur Ausleihe gab. Später wechselte ich dann in die Bibliothek in unserem Stadtteil, weil mir die vorhandene Lektüre in unserer Schule nicht mehr ausreichte. Dort las ich auch bald Bücher die schon etwas über meinem Altersniveau lagen.
Dabei war ich nicht nur eine Leseratte. Ich war genauso ein Mädchen welches gern draußen herumstromerte. Meine Mutter stöhnte oft, wenn meine Kleidung wieder voller Grasflecken war. Wie gern spielten wir auch an dem kleinem dreckigen Bach in der Nähe unseres Elternhauses. Interessant war es aber auch, wenn ich in den Fachbüchern meines Vaters stöbern durfte und dort Pflanzen mit Namen entdeckte die ich vorher auf der Wiese gesehen hatte. Wir hatten auch Meyers Konversationslexikon zu Hause. Ein Buch mit vielen Bildtafeln, die ich mir zu gerne anschaute. Hier war es auch das tolle Papier welches mir Respekt einflößte und die dicken Bände nur vorsichtig in die Hand nehmen ließ. So empfand ich es jedenfalls. Wer weiß?

Was bedeuteten mir Lesen oder Schreiben?

Heute halte ich beim Lesen manchmal inne und versuche der Stimmung nachzuspüren, die der Autor mit seinen beschreibenden Worten darstellen wollte. Ich bin immer noch ein Schnellleser und merke, dass mir dadurch manche Details verloren gehen.
Vieles verdanke ich meinen Deutschlehrern und Lehrerinnen. Nein, mit der Pflichtlektüre war ich nur in den seltensten Fällen zu begeistern und oftmals las ich sie auch gar nicht. Das wiederum gab dann eine nicht allzu gute Zensur in Deutsch. Jedoch vermittelten sie uns das Wisse über Bücher. Oder – wie schön war es, wenn am letzten Unterrichtstag vor den Ferien ein Lehrer zum Beispiel „Die Feuerzangenbowle“ mitbrachte und daraus vorlas.

Wenn wir einen Aufsatz schreiben mussten und mir das Thema lag, da konnte ich schon die Worte fast spielend aufs Papier bringen. 

Vom Schönschreiben

Nur … schön schreiben, das konnte ich nicht. Die Worte wollten aufs Papier, und das nicht immer ebenmäßig. Heute dagegen, eine schöne Schrift habe ich nach wie vor nicht, genieße ich es wenn ich meinen Gedanken in einem Brief langsam Raum lasse und mit einem Füllfederhalter das Blatt fülle. Briefe sind wie ein Zwiegespräch zu zweit allein. Man möchte dem anderen etwas mitteilen und will den roten Faden in der Hand halten. Doch manchmal entfällt mir das Knäuel und der rote Faden entrollt sich in eine ganz andere Richtung. Beschwert hat sich darüber noch niemand. Was beim Lesen gedacht wird? Wer weiß.

Respekt und Bewunderung

Ich bewundere Menschen, die große Romane erzählen können. Die Handlung vom Anfang bis zum Ende durchzuhalten, die Figuren oder Personen die die Handlung ausmachen und diejenigen, die darum herum die Erzählung oftmals erst richtig lebendig werden lassen. Es ist alles so geschickt verwoben. Ich beneide die Autoren darum und denke, dass ich wohl niemals so etwas fertig bringen werde.

Lieblingsbücher

Eines meiner Lieblingsbüchlein war und ist von Erwin Strittmatter „Der Schulzenhofer Kramkalender“. Ich hatte mir die broschierte Ausgabe in meiner Studienzeit in den Semesterferien in Leningrad gekauft. Es war dort herausgegeben worden, als Lehrmaterial für Deutschlehrer. In kleinen kurzen Texten von manchmal nur wenigen Zeilen beschreibt Erwin Strittmatter seine Beobachtungen. Mich hatte das immer fasziniert. So hat das Büchlein eine doppelte Bedeutung für mich: eine Erinnerung und den Spaß am Lesen wie auch dem Erfassen von Beobachtungen um diese später niederzuschreiben.

James Krüss

In meiner Kindheit bekam ich ein Buch von James Krüss geschenkt. 1965 herausgegeben steht es jetzt noch in meinem Bücherschrank. Ich freute mich sehr, als ich es vor einigen Monaten wiederfand. Irgendwann dachte ich über Gedichte nach. Gedichte lernen als Training für‘s Gehirn. Dabei kam mir auch dieses Buch wieder in den Sinn. „Mein Urgroßvater und ich oder Der große und der kleine Boy“. Der Junge der in den Ferien zu seinem Großvater auf Helgoland geht und von seinem Großvater das Gedichte drechseln lernt, ABC Gedichte und Gedichte zu allen möglichen Themen und Geschichten. Ich habe wieder in diesem Buch geblättert. Es ist lange her, dass ich es gelesen hatte. Aber auch jetzt bin ich mir nicht zu alt dafür. Ganz im Gegenteil. Es macht fast Lust, es selbst einmal mit dem Reimen zu versuchen. Und auch das Buch noch einmal ganz zu lesen um der Phantasie nachzuspüren die zu den vielen wunderbaren Geschichten in diesem Buch geführt hat

Jules Verne

Gerne gelesen habe ich unter anderem auch die Romane von Jules Verne. Was hatte der Mann für eine Phantasie oder Visionen. Wie vieles von dem was er schrieb wurde inzwischen in ähnlicher Form wahr. Utopische Bücher, die über Reisen durch den Weltraum erzählten, übten eine große Faszination aus. Später gab es dann die Serien im Fernsehen. Da konnten diese Bücher aus meiner Kindheit leider nicht mehr mithalten.

Papier oder Elektronik?

Lesen kann mich in eine andere Welt entführen. Auch jetzt nehme ich nach wie vor gerne ein Buch in die Hand. Dabei ist es egal ob Sachbuch, Erzählung oder auch ein Krimi. Mit E Books konnte ich mich noch nicht anfreunden. Ich werde es demnächst versuchen. Spart das doch Platz im Bücherregal. Ein Problem, was wohl jeder Bücherfreund kennt. Aber das Gefühl sich mit dem Buch in die Couchecke verkrümeln zu können, Blatt um Blatt umzuwenden, mit Bedauern zu sehen, wenn man die Hälfte des Buches geschafft hat und der Rest an verbleibenden Seiten immer kleiner wird… Es ist etwas Besonderes, wenn auch das Buch an sich für uns etwas selbstverständliches sein mag.

Epilog

Nun schreibe ich seit einiger Zeit mehr oder weniger regelmäßig hier. Es braucht eine gewisse Disziplin, um der Aufgabe gerecht zu werden, regelmäßig etwas zu liefern. Mir fällt es schwer. Nicht immer liegt mir das Thema, manchmal fehlt es an der Zeit, manchmal fehlt aber auch nur der richtige Aufhänger. Wenn ich den gefunden habe, sprudeln oftmals auch die Worte von fast allein. Und damit höre ich für heute auf – hier weiter zu schreiben.