von Antje Liemen
Lesen und schreiben ist eng miteinander verwoben. Ein Kind prägt sich beim Lesen das Schriftbild der Wörter ein, die Bedeutung der Wörter, der Wortschatz wird quasi nebenbei vergrößert.
Lesen
Der Lesende lernt verschiedene Schreibstile kennen. Grammatik und Interpunktion schleichen sich ins Unterbewusste ein. Die Phantasie wird angeregt, entwickelt sich. Kurz: Lesen wirkt sich positiv auf das Gehirn aus.
Je mehr ein Kind liest, je mehr es in die verschiedenen Bereiche der Literatur hineinschaut, umso größer ist die Wirkung des Lesens.
Und so ganz „unbeabsichtigt“ erschließt sich ihm eine andere Welt.
Ferne Länder, fremde Menschen, ja sogar das All, rücken ganz nah heran, schlüpfen abends mit unter die Bettdecke, und eine Reise in unbekannte Welten beginnt. Und wenn es aus diesen Welten wieder auftaucht hat es sich Wissen angeeignet, dass in keiner Schule gelehrt wird. Im Positiven wie im Negativen.
Anleitung und Vorbild
Greift ein Kind von allein zu einem Buch? Vielleicht. Bleibt es dabei? Ich denke, das passiert eher selten. Auch das Lesen bedarf der Anleitung und des Vorbildes.
Bekommt bereits das Baby Bücher und „liest“ mit den Eltern, Großeltern, Geschwister…, sieht das Kind, das Eltern regelmäßig zum Buch greifen, Zeitung lesen dann ist es doch wahrscheinlich, dass auch das Kind lesen wird. Und dies beibehält.
Und wenn dann in der Schule Lehrer sind, die es verstehen den Kindern Sinn und Nutzen von Büchern begreiflich zu machen und auch, dass Lesen Spaß macht…Ja dann ist eine Leseratte geboren.
Meine eigene Erfahrung
Ich hatte Glück. Bei uns zu Hause gab es viele Bücher, meine Eltern lasen viel. Monatlich kam ein neues Buch vom Buchclub. Lesen durfte ich alles. Jedenfalls was im Bücherschrank frei zugänglich war. In der Kinderbücherei war ich Stammgast.
Meine Liebe zum Buch hat sich bis heute gehalten. Natürlich habe ich inzwischen auch einen Kindl. Es ist ganz einfach praktisch auf Reisen oder im Wartezimmer eines Arztes. Ich muss keine Bücher – im Urlaub mehrere – mehr mit mir herumtragen.
Mein Geschichtslehrer
Meinen ersten Geschichtslehrer will ich hier nicht unerwähnt lassen. Er verstand es, uns vergangene Welten an Hand von Bildern und Erzählungen nahe zu bringen. In meiner Erinnerung fest verankert sind die Bücher von Ludwig Renn zum Römischen Reich und den germanischen Stämmen. Wie trefflich beschrieben waren die beiden gegensätzlichen Welten, ihr Kampf gegeneinander und ihre langsame Annäherung.
So gesehen war mein erster Geschichtslehrer Schuld an meinem Lieblingssujet: Genau recherchierte, gut geschriebene Romane über die Vergangenheit. Ehe man sichs versieht ist man mittendrin in einer vergangenen Zeit und taucht wieder auf mit dem Wissen um Menschen einer anderen Epoche, ihrer Umgebung, ihrer Lebensumstände, ihrer Arbeitswelten.
Es freut mich ungemein, dass meine Enkelin mit ihren 2 Jahren ihre Bücher über alles liebt. Wenn sie sich mit Kuscheldecke, Kuscheltier und aktuellem Lieblingsbuch neben ihre Mama setzt und liest – einfach nur schön und Anlass zu Hoffnung.