Mein Nachbar: Rodeo Ben – ein Schneider aus Lodz

von Roma Szczocarz

Bernard Lichtenstein, weltbekannt durch den abenteuerlichen Namen Rodeo Ben, ist in Lodz geboren. Ein Lodzer Schneider hat also die legendäre Jeans “ Marke Wrangler“ erfunden.

Leben und Ausbildung in Lodz

Schneiderei in Lodz (Bild:Autorin)

Wer war eigentlich Rodeo Ben, der da in Lodz seinen Weg zum Erfolg und auch zum Geld begonnen hat? Rodeo Ben ist 1894 in Lodz als Bernard Lichtenstein geboren. Er war einziges Kind des Schneiders Izaak Lichtenstein. Bernard hat als Kind viel Zeit in der Schneiderwerkstatt seines Vaters verbracht. Darum hat er auch  nach der Grundausbildung Weberei und Mechanik studiert. Diese beruflichen Fächer hat er in der Handwerkerschule  an der Srednia Straße (heute Pomorska Straße) abgeschlossen.

Der Schneider

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Ehrlich gesagt, Bernards Leben war monoton: Schule und Werkstatt, rund um die Uhr. Vielleicht hat er deswegen in dieser Zeit viele Romane und andere Bücher gelesen. Besonders die Romane von Karl May hatten es ihm angetan. Die abenteuerliche Welt-von Nordamerika, die die Bücher von Karl May dargestellt haben, faszinierten ihn. Sorgenlos, sorgenfrei zu sein, das, gefiel  ihm, besonders das Leben der Cowboys und die Geschichten um den Indianer Winnetou. Das alles inspirierte ihn bei seiner späteren Arbeit.

Als er die Schneiderei von seinem Vater übernommen hat, modernisierte er sie. Als erstes kaufte er die moderne, Schweizer Nähmaschine und nähte  eine Cowboy Weste und Cowboyhüte nach dem Muster der Illustration in Karl Mays Romanen. Das war die Verkleidung aus Anlass des  jüdischen Karnevals, des Purim- Festes.

Eine neue Welt, neue Chancen

Die Anregung zu der Auswanderung in die Vereinigten Staaten war vor allem politisch bedingt, aber auch durch die ökonomische Lage. Lichtensteins Familie hatte dabei eine große Bedeutung.

Es war 1937 und die furchtbare, tragische Zeit für Juden in Europa zog schon heran. Die Familie Lichtenstein verkaufte Schneiderei, Haus und die Alltagsgeräte, nur die Nähmaschine nahm sie mit. Bernard sah seine Zukunft in der Neuen Welt mit der Näherei verknüpft. Die vierköpfige Familie waren schon sehr mutige Leute als sie in den Vereinigten Staaten landeten.  Anfangs war es sehr schwer, New York sah unfreundlich aus,  auch dadurch, dass sie kein Wort Englisch sprachen –  eine einzige Niederlage.

Bald fasste Ben (Bernard) einen wichtigen Entschluss und fuhr nach Philadelphia.

Damals war Philadelphia als Textilzentrum bekannt. Leider fand man dort keine traditionelle Western-Kultur. Wild-West war wie irgendeine andere Folklore.

Da machte Ben seinen ersten, kleinen, eigenen Laden auf  und führte nebenbei die Schneiderei weiter.

Die Wende

Rodeoreiter
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Die Wende und gleichzeitig die große Chance für Ben als Schneider war der zufällige Besuch einer Rodeo-Schau, die in der Nähe seines Ladens stattfand. Der Impresario hatte schon lange die bunten, robusten Stoffe für die Rodeo Reiterbekleidung gesucht.

Das war die Chance, die Ben genutzt und dabei gewonnen hat.

Dank seiner Begeisterung für die Romane von Karl May, seiner Kenntnis der Western-Welt bekam er eine große Bestellung  für die robusten, bunten Rodeo-Hosen und  -Hemden.

Ben hat diese Aufgabe sehr genau geplant  und  gut realisiert. Der Impresario war besonders begeistert von den Druckknöpfen, die Ben statt der traditionellen Hemdknöpfe benutzte. Die traditionellen Knöpfe waren oft gefährlich für die Cowboys, besonders während des Kampfes gegen den Stier oder wenn der Cowboy den Stier bei den Hörnen fasste. Diese geniale Neuigkeit brachte ihm in der Rodeo-Welt den Namen Rodeo-Ben, Cowboy aus Polen ein.

In dieser Zeit wohnte er schon in Kansas City und  eröffnete ein Geschäft für die Rodeo-Leute  aus Colorado, Texas und Kalifornien. Bei ihm haben sich die Rodeo Legenden wie Bill Lindemann, Frackes Brown getroffen, wie auch die bekannten Schauspieler, die Cowboys darstellten.

Wrangler Jeans

1946 hat die Kleiderfirma Blue Bell die Entwicklung einer speziellen Jeans-Kollektion für Cowboys gestartet. Für die Schnitte war der schon bekannte Schneider Ben Lichtenstein verantwortlich. Ben hat 13 Muster vorbereitet und angefertigt. Diese Jeans- Modelle ließ er dann von den waghalsigsten Rodeo-Reitern des Landes wie Bill Lindemann testen. Erst das Modell „13 MWZ- 13 Trias, Manz, western Zipper“ war ideal. Das legendäre Modell wurde durch Ben „Wrangler“ benannt. Wrangler bedeutet einfach: ein Cowboy bei der Arbeit.

Im Jahr 1947 wurden die ersten Modelle 13 MWZ durch die Firma Blue Bell hergestellt. Nach der Erfindung der Jeanshosen  „Wrangler“ durch Rodeo Ben verbreiteten sie sich bei Cowboys, Farmern, Eisenbahnern usw.

Im Jahr 1979 ist Bernard Lichtenstein alias Rodeo Ben gestorben, gestorben als Ikone der amerikanischen Schneiderei. Zweifellos war das Erfolgsgeheimnis von Wrangler  Ben Lichtenstein, der Schneider aus Lodz, der ein weltweit bekanntes Image für Wrangler Jeans schuf, die als Kultobjekt zum Symbol der Freiheit für einige Generationen wurden. Wrangler als Jeans Marke seit 1986, von der Kleiderfirma Blue Bell  hergestellt, die die Firma durch VF Corporation aufgekauft hat. Die Besonderheit ist, dass die Geschichte von Ben Lichtenstein nach Jahren einen Kreis geschlossen hat. Im Jahr 1994 hat VF Corporation in Lodz, in Polen, einen Betrieb eröffnet.

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