Musikalische Nachbarn

„Musik wird oft nicht schön gefunden,
weil sie stets mit Geräusch verbunden.“
An dieses Buschzitat denke ich manchmal, wenn ich die Geräusche aus den Jugendzimmern der Nachbarschaft höre.

Jugendmusik

Die jugend- musikalischen Geräusche klingen für meine alten Ohren fremd und oft unverständlich. Fleißige Schlagzeuger verstärken die Wirkung  noch. Doch die Jugend scheint diese „Geräusche“ sehr zu mögen. Die Musikindustrie verkauft Millionen von Alben mit dieser Musik, und im Internet gibt es viele Websites dazu. Vielleicht sollte ich mich mal im Interesse einer guten Nachbarschaft bemühen, etwas Übersicht und mehr Verständnis zu bekommen. Denn eigentlich sind unsere jungen Leute recht nett.

Jugendkultur, musikalische Stilrichtungen

Für mein Vorhaben gebe ich diese beiden Suchbegriffe bei Google ein, und die Suchmaschine bietet mir 73 000 Einträge an. Das scheint also ein beliebtes Thema sein. Ich finde einen Vortrag von Klaus Farin, der in den neunziger Jahren Mitbegründer des „Archivs für Jugendkulturen e.V. war.“ Ich erfahre, dass die Einstufung als „Jugendlicher“ in der Jugendszene für Menschen unter dreißig Jahren gilt. Als wichtigste Kultszenarien der jungen Generationen werden Hip-Hop und Rap, Punk- und. Skaterock, die Szene der Gothics und Grufties sowie die Subkultur Heavy Metal genannt.

Hip-Hop

Bild von geralt auf Pixabay

Mit Hip-Hop bezeichnet man eine bestimmte Subkultur. Vier „Elemente“, die zwischen 1960 und 1970 in diesem Kontext entstanden bzw. einem größeren Publikum präsentiert wurden, rechnete man dazu. Der Rap steht für die Musik, Breakdance für den Tanz, DJing für die Disko und Graffiti-Writing für die Kunst. Graffitis im weiteren Sinn sind aber wesentlich älter als die Hip Hop-Kultur, Sie erlebten jedoch einen gewaltigen Boom in den 1960er Jahren. Das, was man heute in erster Linie mit Graffiti assoziiert – das Style Writing – entwickelte sich in der heutigen Form erst durch die Hip Hop-Szene. Ob das „Kunst“ ist, bleibt umstritten  Die meisten Exponate sind leider keine Kunstwerke. Ihre Beseitigung an öffentlichen Gebäuden kostet den Staat jährlich Millionen. Ihr unerlaubtes Anbringen ist ein Straftatbestand. Es gibt aber auch einige gute Künstler, deren Werke in den Kunsthandel aufgenommen wurden.

Rap

Der Rap ist die wichtigste Musikrichtung dieser Szene. Er kommt ursprünglich aus dem afro-amerikanischen Bereich und war die Musik der Feldarbeiter. Merkmal der Rap-Musik ist eine Art Sprechgesang mit längeren erzählenden Texten. Oft sind es Reime über politische oder soziale Missstände. In Verruf geriet der Rap, als einige Bands begannen, gewalt-verherrlichende oder gar kriminelle Texte zu veröffentlich. Der Rap hat – entsprechend seiner Herkunft meist englische Texte. Inzwischen gibt es aber auch Texte in anderen Landessprachen, zum Beispiel von den Deutschrappern.

Punk-Rock

Die Subkultur Punk kommt ebenfalls aus dem englischen Sprachraum. Ihre Musik ist der Punk-Rock. Er ist eine Stilrichtung der Rockmusik, die Mitte der 1970er Jahre in New York und London zusammen mit der Subkultur des Punks entstanden ist. Auf Punkkonzerten entwickelte sich mit dem „Pogo“ ein eigener Tanzstil. Man tanzte aber in dieser Zeit auch gerne rock ‚ n roll.
Punkbands haben die traditionelle Besetzung einer Rock-Band, bestehend aus einer oder zwei Gitarren, Bass, Schlagzeug und Gesang. Übersteuerte Gitarrenverstärker, hohe Tempi und eine raue Gesangsstimme sind kennzeichnend.
Die Texte sind aggressiv, manchmal politisch, oft auch philosophisch und lehnen bürgerliche Werte ab. Der rock ‚ n roll dieser Stilrichtung wirkt grob und ungeschliffen.

Skatepunk

Skatepunk bezeichnet einen Teil der Punk/Hardcore-Szene, der sich vor allem mit Skateboarding befasst. Skatepunk ist eine Verbindung von Skatesport mit der Geisteshaltung der Punk/Hardcore-Szene. Seine Kommerzialisierung wird von den Skatern meist abgelehnt. Sie betrachten Skateboarding als Anti-Sport, was aber nicht der Realität entspricht, denn Skaten ist eine körperlich anstrengende Betätigung. Die meisten Skatepunk-Gruppen sehen ihr Konzertieren eher als spaßorientierte Party-Musik an. Ihre Songs handeln häufig von Frauen, Alkohol und Partys. Manche ihrer politischen Texte richten sich gegen Neonazis, den Kapitalismus oder staatliche Überwachung

Gothic-Rock

Die Gothic- und Grufti-Szene war in den 1980er/1990er Jahren bei Jugendlichen beliebt. Sie ging aus der Post-Punk- und der Dark-Wave-Bewegung hervor. Im Vordergrund standen die Faszination an Themen wie Tod und Vergänglichkeit sowie eine daraus resultierende Selbstinszenierung. Schwarz war die Modefarbe der Szene. Das Erscheinungsbild war bewusst auffällig und maßgeblich von den damaligen Filmen, der Gothic-Fiction, beeinflusst. Der Gothic-Rock war ein Stil der Rockmusik, der Ende der 1970er Jahre aus dem Post-Punk hervorging und in den 1980er und frühen 1990er Jahren innerhalb der Dark-Wave-Bewegung populär war. Seine Ausdrucksformen waren mannigfaltig. Er mischte alle möglichen Stile und wurde von den einzelnen Bands geprägt.

Heavy Metal

Bei Wikipedia lese ich: „Metal ist sowohl eine Musikrichtung als auch eine Subkultur. Ihre Ursprünge liegen im Bluesrock sowie dem Hard Rock von 1970 und zeichnen sich vor allem durch eine gitarren- und schlagzeugzentrierte Klangfarbe aus. Ihre Bandbreite reicht von extrem einfach gehaltenen, meist rhythmisch sehr treibenden Liedstrukturen bis zu komplexen Kompositionen mit Parallelen zur klassischen Musik, von gutturalem Gesang bis zu opernartigen Gesangstechniken, von extrem langsamen bis zu rasant schnellen Rhythmen“. Ähnlich vielfältig sind die Texte, die von reiner Fantasy bis zu bösen Hassorgien reichen.

Vom Fußballfan zum Hooligan?

Die genannten Jugendkulturen haben nur eine Minderheit von 20 bis 25 Prozent der Jugendlichen erreicht. Im Vergleich dazu sind die jugendlichen.Fußballfans eine Massenbewegung. Die Jungs spielen entweder aktiv oder bejubeln ihre Vereine. Das geht leider oft nicht gewaltfrei ab. Es gab schon immer junge Fans, die sich nicht prügeln wollten, und andere, die keinem Kampf aus dem Weg gingen. Entsprechend kämpferisch ist auch die Musik der Szene. Sie reicht von trivialen Kampfgesängen über Rechtsrock bis hin zu den alten Nazi-Liedern in Sonnwend-Romantik. Das zieht auch Jugendliche an; die in unseren chaotischen Zeiten Orientierung suchen. Im rechtsextremen Milieu ist diese Musik Bindeglied und Lockmittel. Das nutzt auch die gewaltbereite Hooligan-Szene aus.
Die Gefahr einer Radikalisierung junger Leute ist also latent da.
Abschließend komme ich aber zu dem Ergebnis, dass Jugendliche sich zwar in mannigfaltigen Spielarten abgrenzen, aber im Kern nicht wirklich anders sind als die Erwachsenengesellschaft. Und das ist für mich beruhigend, zumal meine jungen Nachbarn nicht zu den Extremen gehören.

Links

Jugendkulturen, Essay von Klaus Farin
Gesang