Arbeiterkind – entscheidet Herkunft über Bildungs- und Zukunftschancen?!?

von Regina Olm

Arbeiterkindern ist heute noch der Weg in ein Studium oder höhere Bildungsabschlüsse verwehrt – warum? …

Warum studieren weniger Arbeiterkinder als Kinder von ehemals studierten Eltern?

Arbeiterkinder scheitern bei gleicher Kompetenz oft schon daran, überhaupt die Chance auf einen Studienplatz zu erhalten. Sie werden erst gar nicht auf eine höhere Schule (Gymnasium) geschickt, weil:

  • Die Eltern nicht an ihre Fähigkeiten glauben
  • Die LehrerInnen nicht an ihre Kompetenzen glauben
  • Eltern nicht wissen, wie sie ihre Kinder unterstützen sollen und können
  • Eltern sich für eine solche Laufbahn nicht interessieren, es diese im Gedankenspiel der Eltern gar nicht gibt
  • Die Kinder Geldverdienen wollen oder müssen im Vordergrund steht (Kinder zum Lebensunterhalt beitragen, für benötigte Mittel, Kleidung, Taschengeld selbst mitarbeiten oder arbeiten gehen, um Eltern zu entlasten)
  • Eltern Angst haben, was passieren könnte, wenn ihre Kinder besser gebildet sind als sie
  • Vorurteile zwischen den Gesellschaften der „unteren“ und „oberen“ bestehen
  • Kinder sich alleine durchs Leben kämpfen müssen (weil Eltern viel Arbeiten, um den Lebensunterhalt zu bestreiten, kaum zuhause sind und wenn zu kaputt oder zu beschäftigt sind, der eine Elternteil arbeitet, der andere Elternteil ggf. aus Krankheitsgründen Unterstützung benötigt und Kinder auch dabei noch helfen)
  • Kinder sich gar nicht zutrauen, es alleine zu schaffen
  • Kinder gar nicht wissen, welche Möglichkeiten, Unterstützungen und Kompetenzen sie haben
  • Kinder sich gar nicht aufs Lernen konzentrieren können (passen auf Geschwister auf, helfen im Betrieb oder Haushalt, teilen ihr Zimmer mit anderen Geschwistern)
  • Finanzielle Mittel fehlen, die Defizite nachzuholen, die in dem ein oder anderen Fach noch nötig wären

Daher möchte ich hier mal eine Lanze brechen für Kinder aus Arbeiterfamilien.

  • Sie haben oft gelernt von -10 oder -5 auf +5 zu kommen und brauchen nur Unterstützung, um noch höher zu kommen
    Kinder aus Studierenden-Familien hingegen müssen oft die Qualitäten aus den Anstiegen von -5 bis +5 noch lernen oder möchte Sie Ihr Unternehmen, das gerade etwas wackelig in einem Bereich steht, von jemanden retten lassen, der / die nur in Luxusversionen denkt, die horrende Investitionen benötigen? Natürlich möchte man gern in eine höhere Stufe, aber erst wenn eine solide Grundlage besteht.
  • Arbeiterkinder sind multifunktionell, weil sie vieles machen müssen. Wenn Sie nur erst Zeit für ihre Stärken hätten, ….
  • Sie sind kreativ und können improvisieren, weil sie aus vorhandenem das Maximale herausholen müssen
  • Auch sind sie meist praktisch oder Anwendungsbezogen, weil für Theorie kaum Zeit bleibt und sie gelernt haben zu handeln

Liebe LeserInnen,

Laptops sind gute Lernhilfen

ich wünsche mir mehr Unterstützung für Arbeiterkinder aus ihrem Umfeld (auch aus dem weiteren), z.B. Abnahme von nicht kindgerechten Tätigkeiten, Zeit für Förderung ihrer Fähigkeiten – denn der Weg ist lang -, einfach emotionale und soziale Unterstützung, Menschen, die an sie glauben.

 Den Kindern wünsche ich viel Mut und Zutrauen.

Sucht Euch Unterstützung und Rollenvorbilder (ArbeiterKind.de hat so viele Helfer, so dass schon keine neuen mehr benötigt werden, fragt also auch ggf. in Eurem Umfeld nach Informationen, Unterstützung), seid neugierig, holt Euch Informationen und nehmt war, was Ihr sonst noch den ganzen Tag über schafft. Das sind Eure Kompetenzzugaben.

 Und von Arbeitgebern oder RichtungsentscheiderInnen wünsche ich mir, schaut auf den Weg, den dieser Kinder geschafft haben, dort ist mehr Entwicklung drin als bei anderen Kindern. Lasst die Kinder ihre Fähigkeiten ausbauen.

Vielleicht brauchen Sie etwas mehr Einführung – aber es lohnt sich!! Ihr bekommt es doppelt zurück, weil sie es zu schätzen wissen, wenn sich jemand um sie bemüht. Und schaut bei den Zensuren auch auf den Lebensweg, denn wer viel nebenbei machen muss, schafft oft keine Einser, weil die Zeit, die Konzentration fehlt oder zu viel ungewollte Ablenkung. Eine 3 kann unter schweren Bedingungen schon eine Höchstleistung sein, zu der gute SchülerInnen ggf. gar nicht fähig gewesen wären oder kein Interesse daran hätten.

zum Nachforschen:

Literatur:
„Ausgebremst“, Katja Urbatsch, Heyne Verlag, 2011

 Internet:
www.Arbeiterkind.de

 Foschung:
Studie „Kaum Bewegung, viel Ungleichheit“, Studie zu sozialem Auf- und Abstieg zwischen Väter- und Kindergenerationen, Heinrich-Böll-Stiftung

Film:
Du schaffst das! Ein Talentscout fördert Arbeiterkinder : Menschen hautnah: 21.11.2013
Menschen hautnah – Der Traum vom Aufstieg – Julia will es schaffen – Doku Deutsch 2018
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