von Dietrich Bösenberg
Wer kennt nicht die Augsburger Puppenkiste? Sie verkörpert seit fast 70 Jahren in besonderer Weise das Puppentheater in Deutschland: JIM KNOPF – URMEL AUS DEM EIS – RÄUBER HOTZENPLOTZ und viele weitere Figuren sind ein Begriff – in Deutschland und der Welt.
Wie es begann
Bühne.jpg Foto: wikipedia gemeinfrei
1948 gründete der Schauspieler Walter Oehmichen zusammen mit seiner Frau und ihren zwei Töchtern in Augsburg ein Puppentheater. Ihre Vorstellung war ein Marionettentheater, das komplett in eine Kiste passte und so leicht von Spielort zu Spielort transportiert werden konnte. Das ist auch der Hintergrund für die Namenswahl „Puppenkiste“.
Die Familienmitglieder selbst organisierten und betrieben fast vollständig das Theater, sie schnitzten ihre Puppen, nähten die Kleider, entwarfen die Inszenierungen und fungierten auch vielfach als Sprecher der Figuren.
Ihren Stoff fanden sie bei den klassischen Märchen, in den Kinderbüchern bekannter Autoren, wie Michael Ende oder Otfried Preußler. Für das erwachsene Publikum entstand das „Kabarett“, eine humoristische Rückschau auf die großen und kleinen Ereignisse in Politik und Alltag. Es wird bis zum heutigen Tag erfolgreich aufgeführt.
Die weitere Entwicklung
In den ersten Jahren erspielte man mit dem „Gestiefelten Kater“ und einer Vielzahl immer wieder neuer Inszenierungen große Erfolge im lokalen Bereich, mit stets ausgebuchten Vorstellungen. Ab 1953 begann die Zusammenarbeit mit dem Fernsehen und damit der deutschlandweite Aufstieg. Nach „Peter und der Wolf“ entstanden in der Folge so berühmte Inszenierungen wie „Urmel aus dem Eis“, „Kater Mikesch“, „Räuber Hotzenplotz“ u.v.a. Von großer Bedeutung für die Popularität war auch die musikalische Begleitung der einzelnen Stücke. So waren Vertonung und Gesang des bekannten Urmelliedes so einprägsam, dass es den kleinen und großen Hörern lange im Gedächtnis blieb.
Später entstanden auch Kinofilme mehrerer Inszenierungen und auch entsprechende Aufnahmen auf DVD, was die Beliebtheit der Augsburger Puppenkiste weiter steigerte. Dazwischen führten Tourneen die Puppenkiste durch ganz Deutschland, später sogar ins Ausland.
Und heute?
Manch einer stellt sich die Frage, ob angesichts der heutigen Medienwelt mit ihren zahllosen Produktionen für Kinder, sei es im Fernsehen, gar mit eigenen Kanälen, seien es Serien wie die „Simpsons“ die Augsburger Puppenkiste noch eine Resonanz hat? Haben Zeichentrick- und Animationsfilme einschließlich YouTube das Puppentheater verdrängt?
Keineswegs: Die Augsburger Puppenkiste ist in ihrem ursprünglichen Gebäude im ehemaligen Heilig-Geist-Spital in neue größere Räume gezogen und zieht nach wie vor Jung und Alt an. Mit einem umfangreichen Programm mit bekannten und neu inszenierten Stücken treten die Puppen auf der gutbesuchten neuen Bühne auf. Weihnachtsgeschichten und klassische Märchen wie „Die Bremer Stadtmusikanten“, “Frau Holle“, „Eine kleine Zauberflöte“ .
Auch die Aufführungen für Erwachsene, beispielsweise „Der kleine Prinz“ von A. de St. Exupery sowie das an Silvester startende „Kabarett“ werden vom Publikum nach wie vor begeistert aufgenommen.
Was macht die Attraktivität des Puppentheaters aus?
Die lebensnahen Puppen, zum Greifen nahe, sprechen Kinder offensichtlich auf besondere Weise an und vermitteln ein Erlebnis, das der Bildschirm nicht bieten kann. Sie stellen auch einen Anreiz für die eigene Fantasie dar. Neben dem Spaß für Kinder ist bei der heutigen Flut von „vorgefertigten“ Angeboten die Anregung zu aktiver geistiger Betätigung für die kindliche Entwicklung besonders wichtig.
alles über das Angebot der Puppenkiste:
http://www.augsburger-puppenkiste.de/