von Theresa Link
Theater erleben wir meist aus dem Sessel im Zuschauerraum. Doch wer wollte nicht einmal selbst auf der Bühne stehen? Seniorentheater laden zum Mitmachen ein.
Theater
Theater braucht Raum. Da muss man erst mal einen Punkt setzen. Durchatmen, Augen zu – schon kommen die Bilder aus der Erinnerung zurück, geleiten uns in die magische Welt des Theaters. Der ganze Saal summt bis zu den Rängen hinauf, in die Logen hinein. Kleider rascheln, ein zaghaftes Winken, signalrotes Lächeln. Hin und wieder blitzt eine Halskette auf. Noch hält der samt-rote Vorhang verborgen, was schon bald Wirklichkeit wird. Die Spannung steigt, und dann – endlich – gehen die Lichter aus, der Blick auf die Bühne wird frei. Behaglich lehnen wir uns zurück.
Seitenwechsel: das Zepter in meiner Hand
Wie aber wäre es, selbst auf der Bühne zu stehen? In eine der Figuren schlüpfen, den eingeübten Text aufsagen – wie fühlt sich das an? Könnte ich Krone und Zepter mit Würde tragen? Oder passt eine andere Rolle besser zu mir? Abwegig finden sie das? Zugegeben: Es wäre ein Experiment. Aber so abwegig nun auch wieder nicht. Erinnern wir uns!
Bühnenerfahrung
Vor langer Zeit standen wir schon einmal auf der Bühne. Da haben wir bei der Schulaufführung oder im Kinderchor eine kleine oder sogar eine ganz große Rolle gespielt. Und: Waren wir aufgeregt? Verlegen? Stolz? Ja. Ja. Und nochmal ja. Zum Schlussapplaus durfte jeder nochmal auf die Bühne. Schon waren alle Patzer vergessen.
Mitspielen
Zur Anprobe: In andere Rollen schlüpfen.
Warum also sollten wir es nicht noch einmal zu versuchen? Theaterworkshops haben Konjunktur. Theaterspielen ist ein Erlebnis, ein kleines Abenteuer. Es stärkt unser Selbstbewusstsein, trainiert Haltung, Stimme und natürlich die kleinen grauen Zellen. Es gibt uns Gelegenheit, mal etwas ganz Neues zu tun. Wir schlüpfen in eine Rolle, probieren sie an, wie ein neues Kleidungsstück, versuchen, sie auszufüllen. Was aber verlangt die Rolle von mir? Wie soll ich mich in ihr bewegen? Mit welcher Stimme sprechen? Spiele ich forsch oder zaghaft? Im Laufe der Proben finden wir es heraus.
Amateur-Theater
Theaterpädagogen wissen um die positiven Aspekte des Schauspielens. Ihre Angebote richteten sich zunächst vor allem an Kinder und Jugendliche. Doch auch Erwachsene profitieren vom eigenen Spiel. Inzwischen gibt es Angebote für jedes Alter. Mögliche Anlaufstellen sind:
Staats- und Stadttheater
Volkshochschulen
Kirchen und Verbände
Amateurtheater-Vereine (auch im ländlichen Raum)
Seniorentheater
Einige dieser Workshops sind darauf ausgerichtet, verschiedene Alters- und Personengruppen zusammenzubringen. Teilhabe heißt das Zauberwort, das uns zu Akteuren machen will. Das bedeutet nicht zwangsläufig altersgemischte Ensembles. Auch Angebote für Senioren fallen darunter. Menschen, die das Arbeitsleben hinter sich lassen, wünschen und brauchen andere Tätigkeitsfelder, wo sie sich aktiv einbringen können.
Einige Seniorentheater arbeiten so erfolgreich, dass sie über die Stadtgrenze hinaus bekannt wurden. Die Herbst-Zeitlosen in Hamburg, das Theater der Erfahrungen in Berlin und das SeTa in Düsseldorf seien als Beispiele genannt.
Für Unentschlossene
Das Theater für Niedersachsen in Hildesheim bietet beispielsweise Workshops zum Schnuppern an. Neben dem Einproben von Szenen steht das Erkunden der Theaterräume und Gespräche mit den Schauspielern auf dem Programm. Da kann man erste Bühnenerfahrungen sammeln und eigene Grenzen ausloten: Hält meine Begeisterung an? Reicht meine Stimme, die Kondition? Will ich mehr davon? Wenn ja, gibt es ab Frühjahr weitere Angebote in beiden Theaterhäusern, an der Uni (dieses ist sogar kostenfrei) und einige in Kooperation mit der VHS.
Was gibt’s in meiner Stadt?
Wer Lust verspürt, darf jetzt also selber Theater machen.
Und so einfach ist das: Theaterspielen und MeineStadt als Suchbegriff bei Google und Co eingeben, dann lässt sich einiges finden. Auch lohnt sich ein Blick in die Veranstaltungskalender der Städte und Landkreise, Kulturzentren und sozialen Verbände (Caritas, DRK usw.).
Angebote gibt es reichlich. Wir müssen nur den inneren Schweinehund überwinden – wie immer.
Weiterführende Links:
Seniorentheater – Ensembles
Die RP Online berichtet von den Akteuren des SeTa (Seniorentheater) Düsseldorf.
http://www.rp-online.de/nrw/staedte/meerbusch/senioren-schauspielern-mit-leidenschaft-aid-1.6557765
Die Herbstzeitlosen in Hamburg.
http://www.dieherbstzeitlosen.de/aktuelles/presse
Altes Eisen in Berlin.
https://berlinab50.com/2016/09/06/altes-eisen-theater-der-erfahrungen/
Hintergründe
Zur Entwicklung des Seniorentheaters in NRW
https://www.kubi-online.de/artikel/grosse-spielwut-herbst-des-lebens-zusammenfassung-bestandsaufnahme-zum-seniorentheater
Positive Effekte des Schauspielens
http://www.theaterwerkstatt-bremen.de/warum-theater