von Ute Lenke
Zum Weltnaturerbe Wattenmeer gehört seit 2009 das Gebiet vor der dänischen, deutschen und niederländischen Nordseeküste.
Wer mag, kann auf 12 000km Wanderwegen das gesamte, weite von der Nordsee und ihren Gezeiten beeinflusste Gebiet erkunden und dabei viel erleben, sehen und hören, vielleicht auch riechen und schmecken.
Im Watt
Eine Wattwanderung gehört unbedingt zu einem Urlaub an der Nordse ; so dachten Verwandte von uns, die uns bei einem unserer häufigen Urlaube an der niedersächsischen Küste besuchten. Sie waren echte „Landratten“, die noch nie an der Nordsee gewesen waren und kein Watt kannten. Nicht gleich 12 000 km, aber zu Fuß nach Spiekeroog wandern, das wäre doch ein Klacks – meinten sie; schließlich seien sie erfahrene Wanderer und die Insel nur 10km entfernt.
Die deutschen ostfriesischen Inseln sind während der Ebbe vom Festland abgeschnitten; mindestens einmal pro Tag zieht sich die Nordsee für 6 Stunden zurück – auf den Inseln an der dem Festland zugewandten Seite. Das Wasser ist dann zu niedrig für Schiffe, selbst Segelboote können „flachfallen“ und müssen auf die nächste Flut warten. Auch zu Fuß sind die Inseln nicht so ohne weiteres zu erreichen, ausgedehnte Spaziergänge im Watt nicht zu empfehlen, außer unter Führung erfahrener Wattführer, die sich mit Untiefen, den Prielen auskennen.
Wir stellten daher eine Bedingung: zuvor wird eine Wattwanderung mit einem Wattführer gemacht.
Vorbereitung
Zu einer Wattwanderung muss man sich anmelden, denn zum einen ist der Termin vom Wetter und den Gezeiten abhängig, zum anderen sollte die Gruppe nicht zu groß sein. Zur Ausrüstung sind Schuhe zu empfehlen, die vor den scharfen Muscheln schützen und nach der Wanderung in die Waschmaschine können, was auch für den Rest der Bekleidung gilt; die Schuhe, besonders Gummistiefel haben die unangenehme Eigenschaft, mit einem schmatzenden Geräusch im Schlick steckenzubleiben, was den Besitzer zur Freude der Mitwanderer oft zu Boden wirft.
Bei Sonnenschein ist unbedingt auf Sonnenschutz und Kopfbedeckung zu achten: auch bei bedecktem Himmel ist durch die Reflexion im Watt die Sonnenbrandgefahr erheblich.
Der Wattführer erscheint wie Neptun mit Dreizack -in Wirklichkeit einer praktischen Forke bzw. Mistgabel, Eimer und Schaufel; neuerdings auch mit Funkgerät: plötzliche Wetterumschwünge oder Seenebel können eine Wattwanderung schnell zu einem gefährlichen Abenteuer werden lassen, das schon mancher unerfahrene Tourist mit dem Leben bezahlt hat.
Das Erlebnis
So ausgerüstet marschiert man wohlgemut ins feuchte Element; und schon stecken die Ersten fest. Der Schlick ist weich und man versinkt knöchel- oder sogar knietief im Boden. Das „Wandern“ wird zur anstrengenden Stapferei: vorsichtig einen Fuß ins Watt setzen, mit dem nächsten Halt suchen, den ersten herausziehen (wenn’s geht mit Schuh). Das geht nicht ohne Gelächter ab, vor allem wenn jemand unfreiwillig ein Schlammbad nimmt. Mit weiter ablaufendem Wasser wird der Boden aber fester und man kommt besser voran.
Der Wattführer erzählt dabei viel Wissenswertes über das Leben im und am Watt; holt mit dem Dreizack Bodenproben, zeigt, was an Leben darin steckt, erklärt Muscheln, Vögel und Vogelzug.
Die Erkenntnis
Den Verwandten und uns hat diese Wanderung viel Spaß gemacht; wir haben viel gesehen und gelernt, waren aber auch rechtschaffen müde nach dem Ausflug. Den kurzen “Spaziergang“ von Harlesiel nach Spiekeroog haben sich unsere „Landratten“ dann allerdings verkniffen und die Fähre vorgezogen.
weiterführende Links
Weltnaturerbe Wattenmeer
http://www.waddensea-worldheritage.org/de
Leben im und am Watt
http://www.wattfuehrer.com/wattexkursionen.html
http://www.wattfuehrer.com/nationalpark–watt.html
http://www.nationalpark-wattenmeer.de/