Zu Hause im Kurstift

von Hildegard Neufeld

Viele, besonders die älteren Menschen, wünschen möglichst lange und selbstbestimmt zu Hause zu leben. In gewohnter Umgebung und vertrauter Nachbarschaft alt zu werden, ist für die meisten älteren Menschen ein erstrebenswertes Ziel für ihr Leben im Alter.

Neue Wohn- und Betreuungsprojekte

Der demographische Wandel, sich immer mehr verändernde Familienstrukturen und die unterschiedlichen individuellen Lebenslagen älterer Menschen erfordern neue gesellschaftliche Antworten und insbesondere auch vielfältige alternative Wohn- und Betreuungsformen für ein erlebenswertes Altern.

Wohnen ist ein Grundbedürfnis der Menschen. Wohnen heißt, ein Zuhause zu haben und einen Raum für erlebte Beziehungen mit Angehörigen, Freunden und Nachbarn. Die meisten älteren und alten Menschen wollen in der vertrauten Wohnung bleiben – auch, wenn sie auf Hilfe und Pflege angewiesen sind.

Selbstständiges und selbst bestimmtes Wohnen so lange wie möglich – das ist auch das Ziel der Projekte und Programme des Bundesfamilienministeriums rund um das Thema „Zu Hause im Alter“ – und das Kurstift in Bad Homburg, von dem hier die Rede ist, hat dies als Aufgabe aufgegriffen und erfolgreich umgesetzt.

Die Geschichte des Kurstifts

Das Kurstift Bad Homburg wurde im Jahre 1984 eröffnet. Die Anlage blickt jedoch auf eine weitaus ältere Geschichte zurück. Im Jahre 1843 wurde hier das Hotel „Russischer Hof“ errichtet. Außer von Kurgästen aus Russland wurde das gerne von prominenten Kurgästen genutzt, welche die Öffentlichkeit des nahen Ritters Parkhotel scheuten.
Das Hotel „Russischer Hof“ erlebte in der Folgezeit einige Wandlungen und wurde 1916 als „Hotel Augusta“ von dem Weinhändler und Hotelier Gustav Weigand erworben. Der Erste Weltkrieg weckte in Gustav Weigand den Wunsch, etwas für die kriegsversehrten Bad Homburger zu tun. Mit einer Schenkung von 900.000 Mark machte er den Reichsmilitärfiskus zum Besitzer der Liegenschaft, auf der sich heute das Kurstift befindet. Ab 1919 fungierte es unter dem Namen „Gustav-Weigand-Stiftung“ als Militärgenesungsheim des Kriegsministeriums.
Nach seiner Freigabe durch die amerikanische Besatzungsmacht an das Land Hessen, im Jahre 1947, wurde das Gebäude zu einer Kurklinik umgewidmet, musste aber bereits 1977 als erneuerungsbedürftig geschlossen werden.

Das Kurstift entsteht

Fünf Jahre später, im Jahre 1982, beschloss die Stadt Bad Homburg, mit einem sicheren Gespür für die Bedürfnisse der Zukunft, hier eine Seniorenresidenz zu errichten und wählte hierfür einen Standort an den Louisen-Arkaden, die mit 46 Ladengeschäften Anfang der 1980er Jahre von der Jupiter GmbH erbaut worden waren. Das ehemalige Gustav Weigand-Stift an der Louisenstraße/Ecke Kisseleffstraße wurde entkernt und zu einer attraktiven Wohnanlage für Menschen im dritten Lebensalter umgebaut. Erhalten blieb die schöne, denkmalgeschützte Fassadenansicht.

Veränderungen und Anpassungen

Nicht nur die Menschen müssen sich den Veränderungen und Erfordernissen unserer Zeit anpassen, sondern ebenso die Häuser, Gebäude und Einrichtungen. Das gilt auch für das Kurstift

Die Bedürfnisse der heutigen Bewohner sind anders als vor dreißig Jahren, als das Kurstift (1984) eröffnet wurde. Das Kurstift hat die Zeichen der Zeit erkannt und sich den veränderten Anforderungen gestellt.

Vor zwei Jahren wurde eine Pflegestation und in diesem Jahr ein Wohnbereich für an Demenz erkrankte Bewohner eröffnet. Die neueste Technik und zeitgemäßer Komfort prägen die wohnliche Atmosphäre dieser Bereiche, die zur Zeit 70 Pflegeplätze in Ein- und Doppelzimmer-Appartements anbietet. Und auch die erforderliche Anpassung und Modernisierung der 167 Appartements der aktiven Kurstiftbewohner schreitet weiter voran.

Wohnen im Kurstift

Beeindruckend ist die zentrale Lage des Kurstifts mitten in der Stadt zwischen Einkaufsstraße und Kurpark. Mit direktem Eingang an der Louisenstraße, der Hauptstraße Bad Homburgs, zur einen Seite, und dem eigenen Ausgang zum gepflegten und weitläufigen Kurpark auf der anderen Seite, leben die Kurstiftbewohner hier in größtmöglicher Selbstständigkeit und Unabhängigkeit – und in der Regel bis zum Ausklang ihres Lebens.
Mit einem reichen, vielfältigen Kulturangebot trägt die Kurstadt Bad Homburg dazu bei, für ihre Bewohner und Gäste auch das Leben im Alter reizvoll und abwechslungsreich zu gestalten. Die Lage des Kurstifts mitten in der Stadt und an dem einst von Lennè angelegten und gestalteten Kurpark, nahe dem Landgrafenschloss, dem Schlosspark und den gern besuchten Kultureinrichtungen, ist für die Kurstiftbewohner eine weitere Bereicherung.

Leben im Kurstift

Als ich mich im beginnenden „Ruhestandsalter“ entschloss, später in eine betreute Wohnanlage überzusiedeln, habe ich nicht an ein Zuhause gedacht, sondern vor allem daran Hilfe zu haben, wenn die eigenen Kräfte einst nicht mehr ausreichen sollten.
Mein Zuhause hatte ich bereits in jungen Jahren durch Krieg, Flucht und Vertreibung verloren und nicht wiedergefunden – und ich vermisste es auch nicht mehr.
Als ich mich im fortgeschrittenen Alter von achtzig Jahren entschied, meinen neuen Lebensabschnitt im nahen Kurstift zu verbringen, begann für mich eine neue und inhaltsreiche Lebensphase.

Miteinander und Füreinander

Schnell fügte ich mich in das Gemeinschaftsleben im Kurstift ein. Die freundlichen und hilfsbereiten Mitbewohner, aber auch die stets aufmerksamen Mitarbeiter des Kurstifts erleichterten mir das Eingewöhnen und gaben mir nützliche Hinweise und Ratschläge für mein neues Leben im Heim.
Bald beobachtete ich, dass das Miteinander der Bewohner sich nicht nur auf Höflichkeit, Freundlichkeit und Entgegenkommen beschränkte. Am gemeinsamen Mittagstisch gingen die Tischnachbarn ihren gesundheitlich beeinträchtigten Mitbewohnern ganz selbstverständlich zur Hand, halfen ihnen beispielsweise beim Platznehmen und Aufstehen.
Das Miteinander der Kurstiftbewohner schloss auch das Füreinander mit ein. Vor mancher Tür liegt in den frühen Morgenstunden eine Tageszeitung, mitgebracht von hilfsbereiten Mitbewohnern, die oft auch Einkäufe und andere Besorgungen für ihre Wohnungsnachbarn übernehmen.

Zu Hause im Kurstift

„Zu Hause ist es bekanntlich am Schönsten“, lautet ein alt bekanntes Sprichwort oder eine oft geäußerte Weisheit. Dies habe ich bestätigt gefunden, als ich mich im fortgeschrittenen Alter entschloss, fortan im Kurstift zu wohnen.
Der Begriff „Zuhause“ ist nicht leicht zu definieren. Meines Erachtens ist es nicht nur ein Ort, ein Haus oder eine Wohnung, sondern viel mehr als das. Mein Zuhause ist dort, wo ich mich wohl, geborgen und sicher fühle. Und mein Zuhause ist auch da, wo meine Freunde leben, wo ich Gleichgesinnte finde, mit denen ich mich gedanklich austauschen, diskutieren und gemeinsam etwas unternehmen kann. Das Kurstift Bad Homburg bietet seinen Bewohnern die Chance des betreuten Wohnens, und wenn nötig, Wohnen mit Hilfe und Pflege. Vor allem aber bietet es jedem Kurstift-Bewohner ein gepflegtes und schönes Heim, ein neues Zuhause.