Narzissa Zmichowska – Vertreterin der polnischen Emanzipation

Von Roma Szczocarz

„Die Emanzipation der Frauen ist nur gemeinsam mit der gleichzeitigen Emanzipation der Gesellschaft möglich“, schrieb Narzissa Zmichowska über die Frauenbewegung in den vierziger Jahren des 19. Jahrhunderts

Emanzipation ist nur durch Bildung möglich

Narzissa Zmichowska war eine bedeutende polnische Literatin, Pädagogin und eine der ersten Pionierinnen der polnischen Emanzipation. Sie kreierte durch ihr literarisches Wirken ein neues Frauenbild in Polen im 19. Jahrhundert. Als Lehrerin und Pädagogin hat sie ein neues Bildungsprogramm für Mädchen und Frauen erarbeitet. Sie sah in die mangelnden Bildungsmöglichkeiten der Mädchen als das wichtigste gesellschaftliche Problem der Gesellschaft. Schon Marie von Ebner-Eschenbach schrieb: „Als eine Frau lesen lernte, trat die Frauenfrage in die Welt“.

Lebensweg der Pionierin

Die Pionierin (Bild: public domain)

Narzissa wurde 1819 in Warschau geboren. Ihre Familie gehörte dem niederen polnischen Adel an. Zuerst absolvierte sie das Institut für Gouvernanten in Warschau.

Eine wichtige Etappe ihres Lebens waren die Jahre in Paris. Da war sie zunächst Kindermädchen bei einer wohlhabenden polnischen Familie. In Paris hörte sie dann aber auch mit der Arbeit auf, um weiter zu studieren. Sie besuchte die Nationalbibliothek, um ihre Ausbildung in Literatur, Geschichte und Politik fortzusetzen. Ihr Bruder Erasm, ein Teilnehmer des Novemberaufstands (1830), er war Patriot und Sozialist, der in Paris wohnte, unterstützte das Interesse seiner Schwester. Wahrscheinlich hat Narzissa in Paris die Idee der Frauenbewegung kennen gelernt. Dort waren die Schlagworte der Französischen Revolution: Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit lebhaft in aller Munde.
Die Schriftstellerin Olympe de Gouges formulierte die “Erklärung der Rechte der Frau und Bürgerin“.

Rückkehr nach Polen

Grab der Narzissa Zmichowska

Als Zmichowska nach Warschau zurückkehrte, publizierte sie die Texte in der katholischen Zeitschrift “Pielgrzym“ (Pilger). Sie konnte nicht offen und klar ihre Moralvorstellungen verkünden. In dieser Zeit war Zmichowska Lehrerin an einer ländlichen Schule in der Nähe von Lodz. Bei ihrer Arbeit konnte sie manches über die traurigen Schicksale der Frauen erfahren, dabei machten sie die sittlichen und gesellschaftlichen Probleme im Land betroffen. Gleichzeitig entstand ihr Werk „Poganka“.

Sie beschreibt da eine freiere Gesellschaft für jeden, das Bild der Frauen erscheint als das von einem Individuum und einer Persönlichkeit. Das Werk “Poganka“ und ihre Erzählungen sprechen von Liebe, Leidenschaft und Erotik.

Hedwig Dohm, eine deutsche Publizistin und Dramatikerin appellierte an die Frauen:
„Mehr Stolz, ihr Frauen! Wie ist es nur möglich, dass ihr euch nicht aufbäumt gegen die Verachtung, die euch noch immer trifft.“

Narzissa Zmichowska ist 1876 in Warschau gestorben

Der Frauenverein “Entuzjastki“

Narzissa Zmichowska (public domain)

Zmichowska gründete gemeinsam mit anderen emanzipierten Frauen den Verein „Entuzjastki“. Das war eine Gruppe von Warschauer Frauen. “Entuzjastki“ hatte zum Ziel, die Unabhängigkeit der Frauen zu stärken. Sie sollten das Recht auf eigene Entscheidung ebenso im Ökonomischen bekommen, wie auch das bürgerliche Recht. Und sie sollten einen freien Zugang auf unbeschränkte Bildungsmöglichkeiten ebenso haben, wie das Recht auf Erwerbsarbeit.

Zmichowskas Lebensmotto lautete “Leben ist Streben“. Diese Frau stellt durch ihr Wirken in der Gesellschaft, der Pädagogik und der Literatur ein positives Bild der polnischen Emanzipation dar.

„ Wer denkt an die Frauen?

Niemand!

So müssen sie denn selbst an sich denken – allein das führt zum besten Resultat“.
Ida Hahn-Hahn (Weltreisende)

Bild vom Grab: Mateusz Opasiński [CC BY-SA (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0)]