Margit Schlachta, ungarische christliche Feministin

Von Roma Szczocarz

Margit Schlachta lebte wie eine Ordensschwester, kämpfte für soziale  Gerechtigkeit und die Vereinbarkeit von Familie und beruflicher Tätigkeit von Frauen. Vor fast 100 Jahren!

Wer war Margit Schlachta?

Margit Schlachta (auch Slachta) geboren 1884 in Kassa, Ungarn. Gestorben 1974 in Buffalo, New York. Sie war eine ungarische Ordensgründerin und als katholische Politikerin, die erste (1920) in das ungarische Parlament gewählte Frau. Während des Zweiten Weltkrieges rettete sie vielen Juden das Leben, deswegen wurde sie 1985 als „Gerechte unter den Völkern“ geehrt.

Familie, Bildung und Orden

Margit stammte aus einem verarmten, polnischen Adelsgeschlecht. Sie war das zweite von sechs Mädchen aus der Ehe ihrer Eltern. Zuerst besuchte sie das Volksschullehrer-Seminar, danach das Lehrerseminar der “Missionsschwestern Unserer Lieben Frau“. Dort beendete sie ihre Ausbildung zur Realschullehrerin mit den Fächern Deutsch, Französisch und Geschichte. Bereits während ihrer Ausbildung wurde Margit von der katholischen Sozialarbeit (Caritas) inspiriert und organisierte einen katholischen Orden “Sozialmissionsgesellschaft“, der weltliche Aktivitäten erlaubte. 1908 während einer Studienreise nach Berlin machte sie einen Lehrgang an der Sozialen Frauenschule.

Die ausgebildete Realschullehrerin konzentrierte sich auf Jugendarbeit und Gefängnisseelsorge. Gleichzeitig publizierte sie in Zeitschriften katholischer Organisationen, immer über die Sozialarbeit und soziale Gerechtigkeit. Schlachta hat das katholische Vereinsblatt “Die christlichen Frauen“ herausgegeben und Schulungsprogramme für Sozialarbeiterinnen erarbeitet.

Politische “Karriere“

Mit der Einführung des Frauenwahlrechts in Ungarn, nach Ende des Ersten Weltkrieges, begann die politische Karriere von Schlachta. Derzeit erfreute sie sich schon einer gewissen Popularität, selbst bezeichnete sie sich als „christliche Feministin“, ehrlich gesagt, fast Oxymoron. Mit 36 Jahren war sie die erste weibliche Abgeordnete im ungarischen Parlament. Das Mandat hatte Schlachta bis 1922 inne und konzentrierte sich in ihrer Parlamentsarbeit auf soziale Fragen, solche wie: soziale Gerechtigkeit, Vereinbarkeit von Arbeit und Familie, berufliche Tätigkeit von Frauen.

Dieses Mal erhielt sie nicht die Erlaubnis von ihrem Orden, politisch- parlamentarische Tätigkeiten auszuführen, darum musste sie wahrscheinlich mit einigen anderen Schwestern aus der “Sozialmissionsgesellschaft“ ausscheiden. Sie musste sich ein anderes Tätigkeitsfeld suchen. 1923 gründete Margit Schlachta den “Orden der Gesellschaft der sozialen Schwestern“. Der neue Orden organisierte Ausbildungsmaßnahmen für Sozialarbeiterinnen, half den Armen und gab auch Zeitschriften, unter anderem „Die Arbeitende Frau“, heraus. Damals war Schlachta publizistisch aktiv, in ihren Artikeln sprach sie sich klar und deutlich gegen den Faschismus und Nationalsozialismus aus.

Im Schatten des Faschismus

Bereits, im Jahre 1930 erwies sie sich als eine Gegnerin faschistischer und antisemitischer Strömungen. Mit Beginn der Judenverfolgung hat Schlachtas Kampf dagegen angefangen. 1943 gelang es ihr, eine Audienz bei Papst Pius XII. zu erhalten, um die Deportationen von Jüdinnen und Juden aus ihrem Geburtsland, der Slowakei, zu verhindern. Den Juden, die aus der Slowakei nach Ungarn flohen, gab Margit Schlachta zusammen mit ihren Ordensschwestern Unterkunft und Versteck in den Ordenshäusern. Nach Schätzungen halfen Margit und ihre Ordensschwestern rund 1000 jüdischen Männern, Frauen und Kindern in Budapest und auf dem Lande, um sich der drohenden Deportation durch ein Versteck oder Beschaffung falscher Papiere zu entziehen.

Ehrung

Nach dem Zweiten Weltkrieg musste Schlachta unter falschem Namen aus Ungarn flüchten. Sie reiste in die Vereinigten Staaten ein. Dort starb sie 1974 in Buffalo, New York. Über ihre Tätigkeit sagte sie:

„Ich stehe kompromisslos auf dem Fundament der christlichen Werte. Das heißt: Ich bekenne mich dazu, dass die Liebe uns dazu verpflichtet, die uns von Gott gegebenen natürlichen Gesetze für unsere Mitmenschen unabänderlich und ohne jede Ausnahme zu akzeptieren.“

Wegen ihres Einsatzes für bedrohte Juden wurde Margit Schlachta 1985 als „Gerechte unter den Völkern“ ausgezeichnet.

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