„Die Gewollte Donau/The wanted Danube“ aus 3649 Fluss-Teilen

Von Carmen Stadelhofer

Ein interkulturelles und intergenerationelles Projekt entlang der Donau

Ein Freundschaftsband von 1500 km und 3.649 Fluss-Teile (50×50) erarbeiteten Tausende von Menschen aus acht Donauländern aus Restwollen, um ein Zeichen der Verbundenheit entlang der Donau zu setzen.

Projektidee

Treffen in Ruse (Bugarien) am
14.05.2014

Die Donau ist 2857 km lang und verbindet 10 Länder: Deutschland, Österreich, die Slowakei, Ungarn, Serbien, Kroatien, Rumänien. Bulgarien, Moldawien und die Ukraine. Von November 2013 bis Juni 2014 häkelten und strickten Alt und Jung in acht Donauländern für eine gemeinsame Idee: im Projekt „Die gewollte Donau“ entstand auf der Basis von Restwolle ein Freundschaftsband aus Wolle, das später zu einem Donau-Flussteppich zusammengefügt wurde. Das Band symbolisiert, dass die Donaugemeinschaft eine von den Mitwirkenden „gewollte“ ist, es steht für die Bereitschaft, in Europa zusammen zu arbeiten und an einem Strang zu ziehen. Dieses “gemeinsame Wollen“ drückte sich auch in dem internationalen Projekttitel aus, „The wanted Danube“, das Gemeinsame wird gesucht und ist erwünscht!

Das Freundschaftsband sollte, würde es zusammengefügt, so lange werden wie die Donau. Ein Teil des vermessenen und registrierten Kettenbands sollte durch Stricken zu sog. „Fluss-Teilen“ (50×50 cm) weiterverarbeitet werden. Ziel war es, diese am 13.7.2014 im Rahmen des Internationalen Donaufests Ulm/Neu-Ulm auf dem Ulmer Münsterplatz zu einer riesigen Donau Flussteppichlandschaft zusammenzufügen.

Das Projekt sollte dazu anregen, die Menschen und Kulturen, die Geschichte und Politik entlang Europas zweitlängstem Fluss kennen zu lernen.

Kontext des Projekts

Das internationale Projekt „Die gewollte Donau“ und das Zelt „Danube-Networking“ standen im Kontext der Arbeit der „Danube-Networkers “, einem seit 2008 bestehenden Netzwerk für Lernen im Alter, gesellschaftliche Teilhabe und intergenerationellen Dialog entlang der Donau. Die Gesamtkoordination des Projekts oblag dem „Institut für virtuelles und reales Lernen in der Erwachsenenbildung an der Universität Ulm (ILEU) e.V“ . Die Durchführung erfolgte in Zusammenarbeit mit Mitgliedern aus dem Netzwerk „Danube-Networkers“ und dem Donaubüro Ulm. Unterstützt wurde das Projekt von Städten, zivilgesellschaftlichen Einrichtungen aus vielen Orten und von vielen ehrenamtlich arbeitender Mitwirkenden, die die Durchführung dieses Projektes überhaupt erst möglich machten.

Gefördert wurde das Projekt von der Baden-Württemberg Stiftung, ferner von der Ulmer Bürgerstiftung, dem Donaubüro Ulm/Neu-Ulm, ILEU eV., ZAWIW der Universität Ulm, AK Europakontakte am ZAWiW, ViLE e.V und anderen Sponsoren.

Vorgehensweise

Nicht nur häkeln, sondern auch sich treffen, über die Donauländer diskutieren

Von Donauwörth bis Silistra beteiligten sich Tausende von Menschen in Senioreneinrichtungen, Stadtteiltreffs, Schulen und an vielen anderen Orten.

Allein in Deutschland wurden mehr als 1000 Einzelpersonen, darunter auch viele ViLE-Mitglieder, als Mitmachende und Unterstützer/-innen der Donauidee registriert. Ferner beteiligten sich 47 Schulen, z.T. mit mehreren Klassen, und über 70 Gruppierungen aus unterschiedlichen Vereinigungen (Seniorenarbeit, Sport, Kultur, Frauen, Handarbeit, Reha) aus 126 Gemeinden, v.a. aus Baden-Württemberg und Bayern. Die jüngsten Teilnehmer/-innen waren Kindergartenkinder, die Fingerhäkeln lernten, die älteste Teilnehmerin ist 101 Jahre alt. In den Schulen wurde das Thema „Donau/Donauländer“ mit kreativen Methoden in Fächern Textiles Gestalten und Kunst, aber auch im Deutsch- und Mathematikunterricht, in Arbeitsgruppen und Projekttagen behandelt. In den öffentlichen Veranstaltungen und Treffs fanden Lesungen, Diskussionsrunden und viele Zeitzeugengespräche zum Thema Donau/ Donauländer statt. Hintergrundmaterialien wurden in den Veranstaltungen und über die Website zur Verfügung gestellt.

Die Nachrichten und Fotos aus den anderen Donauländern Österreich, Slowakei, Ungarn, Serbien, Kroatien, Rumänien und Bulgarien zeigen, dass sich auch dort immer mehr ältere und jüngere Menschen für die Idee des gemeinsamen Donaubandes begeisterten und mitmachten. So wurden zum Beispiel in Silistra und Ruse, Bulgarien, und in Vukovar, Kroatien mehrere Hundert Teppichteile erarbeitet und bei großen öffentlichen Aktionen präsentiert, im kleinen Ort Backa Palanka, Serbien, waren viele örtliche Gruppen mit unterschiedlicher Ethnie beteiligt, im Banat Village Museum in Timisoara, Rumänien, fand unter anderem eine Veranstaltung zum Projekt mit 118 Schüler/-innen statt.

Internationale Projektwebsite
Projekt bei Facebook

Zivilgesellschaftliches Zelt „Danube-Networking

Das Projekt hatte aber auch auf dem Donaufest seine Wirkkraft haben. Vom 4.-13.7.2014 gab es das Zelt „Danube-Networking“, wo sich jeden Tag Menschen treffen konnten, die sich für den Gedanken der Vernetzung und Zusammenarbeit der Zivilbevölkerung längs der Donau interessieren. Morgens gab es an den Wochenenden ein offenes Programm für Kinder, unter der Woche für Schulklassen (nach Anmeldung). Das Nachmittags- und Abendprogramm wurde von zivilgesellschaftlichen Organisationen aus Ulm/ Neu-Ulm gestaltet und stand jeden Tag unter einem anderen thematischen Schwerpunkt.

Resultat

Projektabschlusspräsentation auf dem Münsterplatz. Foto: Steffi Mayer

Bis Anfang Juli 2014 trafen in der Sammelstelle in Ulm 1500 Kilometer Freundschaftsband und 3.649 Fluss-Teile ein, ein Ergebnis, das weit über die Erwartungen der Initiator/-innen hinausgingen. Zur Präsentation des „Donauflusses“ am 13.7. 2014 auf dem Münsterplatz kamen viele Mitwirkende, darunter auch 53 Gäste aus den Donauländern.
Bunt und in vielfältigen Varianten präsentierten die „Fluss-Teile“ den Donauverlauf, Nationalfahnen und Wollknäuls mit Namensbezeichnungen kennzeichneten die Länder und die beteiligten Städte. Ein war ein würdiger Abschluss des Donaufests, aber auch des Projektes, das Menschen verschiedensten Alters, Ethnien und sozialer Lage einbezog. Und das auf gleicher Augenhöhe! Letzteres ist wohl auch der Grund, warum sich so viele Menschen für die Idee der „gewollten Donau“ begeisterten und engagierten.

Spendenaktion für Hochwasseropfer und Bildungsprojekte

Die Fluss-Teile wurden auf dem Münsterplatz und an anderen Orten gegen eine Spende von 10 Euro mit einem Unikatsmerkmal versehen an Interessierte abgegeben. Das internationale Gemeinschaftsprojekt „Die gewollte Donau“, an dem auch das ViLE-Netzwerk beteiligt ist hat bisher 7.400 Euro an Spenden erzielt. Damit werden die vom jüngsten Donauhochwasser zerstörten Schulräume der Grundschule in Jamena, Serbien, sowie Spielplatz und Kräutergarten des Kindergartens in Gunja, Kroatien, wieder hergestellt. Mit weiteren Spenden sollen kleine Bildungsprojekte in den südosteuropäischen Ländern unterstützt werden.

„Die Donau bewegt uns/The Danube moves us“

Das Projekt geht weiter! Die hohe Zahl der erarbeiteten Fluss-Teile, der große Anklang der Aktion bei den Beteiligten und die Nachfrage aus vielen Gruppen, wann und wie es weitergeht, haben bewirkt, dass die Initiatoren das Projekt weiterführen. An verschiedenen Orten werden die Fluss-Teile zu Sitzkissen, Decken, Wandbilder weiterverarbeitet, aus den Freundschaftsbändern entstehen Taschen, Tiere und vieles anderes, die gegen Spende zugunsten des Anliegens weitergegeben werden. Das Motto ist „Die Donau bewegt uns“, und das mit Kopf, Herz und Hand! Damit bekunden viele Menschen in den Donauländern und in Europa, dass sie zusammen arbeiten und an einem Strang ziehen wollen! Machen Sie mit!

Am Sonntag, den 28. August findet im Haus der Begegnung (Grüner Hof 7, 89073 Ulm) die erste öffentliche Veranstaltung des Projektes „Die Donau bewegt uns“ statt. Hier wird zwischen 13 und 18 Uhr unter dem Titel „Kreativmarathon“ Aktionen für die ganze Familie statt. Für eine musikalische Untermalung und das leibliche Wohl wird gesorgt.

Kontakt und weitere Informationen:
Geschäftsstelle ILEU e.V.
Universität Ulm, Olgastraße 109, 89073 Ulm
Tel: 0731-5026691.
Mailkontakt: Mirjana Klapprodt, info@danube-networkers.eu