Bildung und Weiterbildung in jedem Lebensalter

von Hildegard Neufeld

„Wer aufhört zu lernen, ist alt. Er mag zwanzig oder achtzig sein.“ Dieses Zitat von Henry Ford entspricht dem Bildungsverständnis der heutigen Zeit. In den letzten Jahrzehnten werden Weiterbildungsangebote von älteren Menschen zunehmend genutzt.

Öffnung der Universitäten für alle

Im Jahre 1973 entstand in Toulouse die erste Seniorenuniversität. Es folgten Belgien Spanien, die Schweiz, Polen, die Vereinigten Staaten, England und Deutschland, und später Lateinamerika, Afrika und Asien.
Das Interesse an einem Studium – auch im reiferen Alter – hat die deutschen Universitäten  schon vor vier Jahrzehnten erreicht und immer mehr Bildungsinteressierten ermöglicht, ihrem Wunsch nach Bildung und Weiterbildung nachzukommen. Nach Mitteilung des Statistischen Bundesamtes stieg der Anteil von Gasthörern an deutschen Universitäten in den letzten 15 Jahren stetig an. Rund 50 Prozent waren über 60 Jahre alt.
Die Studienmöglichkeiten für ältere Menschen werden an deutschen Universitäten in drei Möglichkeiten unterteilt: Das Studium als ordentlich Studierende, als Gasthörer oder als Seniorenstudium.

Die Seniorenuniversitäten

In Frankfurt haben studierende Senioren ihre eigene Universität, die „Universität des dritten Lebensalters“, kurz „U3L“ genannt. Sie wurde im Jahre 1982 gegründet und hat sich seitdem stetig weiter entwickelt. Als Verein organisiert, ist die U3L Frankfurt quasi eine Universität in der Universität. Vorlesungen und Seminare der U3L werden überwiegend von Dozenten gehalten, die an der Johann Wolfgang-Goethe-Universität tätig sind. Das Angebot ist so vielfältig wie das Fächerspektrum der Universität selbst. In jedem Semester werden in der U3L bis zu 120 Veranstaltungen für Senioren angeboten.
Die Zahl der studierenden älteren Menschen an der U3L Frankfurt hat, insbesondere in den letzten Jahrzehnten, ständig zugenommen. Etwa 3.500 Senioren studieren jetzt an  der Frankfurter Universität des dritten Lebensalters.

E-Learning

Neue Begriffe, wie „Lernen mit dem Computer“, „Studieren im Internet“, „Telelearning für Senioren“ oder „E-Learning“, machen die Chancen deutlich, die der Bildungs- und Wissensvermittlung inzwischen erwachsen sind und auch in den Seniorenuniversitäten  Eingang gefunden haben. Informations-, Bildungs- und Wissenserwerb  sind nicht mehr abhängig von Ort und Zeit sowie von der Mobilität der Nutzer.
Wissen kann bei entsprechender Organisation jederzeit und überall abgerufen werden, wenn die erforderliche Technik beherrscht wird und zur Verfügung steht: In der eigenen Wohnung, in wohnortnahen, aber auch in entfernten Institutionen und Räumen, wie Internet-Cafes, Volkshochschulen, Universitäten und im Rahmen anderer Möglichkeiten.

Netzwerke

Um das Internet zum Lernen und Studieren und zur Zusammenarbeit zu nutzen, gründeten  55 Senioren aus ganz Deutschland im Jahre 2001 in Bad Urach das „Virtuelle und reale Lernnetzwerk für ältere Erwachsene (ViLE)“. Mit dieser Initiative des Zentrum für Allgemeine Wissenschaftliche Weiterbildung der Universität Ulm (ZAWiW) sollte interessierten älteren Menschen Gelegenheit gegeben werden, gemeinsam auf  unterschiedlichen Interessengebieten zusammen zu arbeiten und sich gegenseitig zu fördern und zu unterstützen.
Darüber hinaus sollten die neuen Technologien genutzt werden, um an den gesellschaftlichen Entwicklungen teilzuhaben, aber auch, um sie kritisch zu hinterfragen und zu begleiten.

Fazit

Die Möglichkeit der Weiterbildung per Interne bietet eine begrüßenswerte Alternative zum  realen Studium und darüber hinaus die Praktizierung des immer wichtiger werdenden lebenslangen Lernens. Die von vielen Menschen befürchtete Hürde, den Umgang mit PC und Internet betreffend, ist weitgehend überwunden. Anders als angenommen, ist man im Netz nicht allein, denn das Netz verbindet: Länder und Kontinente, und darüber hinaus die  Menschen zu einem Miteinander.
Die Chance, an neuen Entwicklungen, wie „Weiterbildung im Alter“ sowie „ Nutzung der neuen Technologien“ teilzuhaben, betrachte ich als größten Gewinn meines nachberuflichen Lebens.

Weitere Informationen finden interessierte Leser unter
http://www.dw.de/die-seniorenuniversität/a-16631449