„Herzenstausch“

von Dietrich Bösenberg

Das Thema „Herz“ dieser Lerncafe-Ausgabe bietet Gelegenheit zu einem Blick in eine ganz besondere Welt: die der Mystik des Mittelalters, am Beispiel der Mystikerin Margareta Ebner aus Donauwörth.

Margareta Ebner

Sie wurde 1291 in Donauwörth als Tochter aus gutem Hause geboren und trat mit 15 Jahren in das Kloster Maria Medingen bei Dillingen/Donau ein. Die junge Nonne ist von kränklicher Natur und liegt häufig lange in ihrer Klosterzelle. Dort hat sie offenbar Visionen: Jesus besucht sie an ihrem Bett, umarmt sie und drückt sie dabei so intensiv an seine Brust, dass sie glaubt, ihre Herzen seien ineinander übergegangen. Nach diesem „Herzenstausch“ sieht sie Jesus immer wieder, und zwar in unterschiedlicher Gestalt, als Knabe oder sogar als Baby. Es ist überliefert, dass sie  ihr Kruzifix häufig so heftig an sich drückt, dass Hämatome entstehen.
Sie erhält Botschaften von Jesus, die sie in Verzückung versetzen und für ihr weiteres Glaubensleben von höchster Bedeutung sind.

Briefe

Auf Anraten eines erfahrenen Seelsorgers, Heinrich von Nördlingen, fängt sie an aufzuschreiben, was ihr von Jesus offenbart wird. Sie verfasst Tagebücher und beginnt Briefe mit ihrem Seelsorger auszutauschen. Dieser sorgt dafür, dass Kontakte auch zu anderen bedeutenden Mystikern zustande kommen. Die gesammelten Briefe – in deutscher Sprache – stellen bis heute wertvolle Dokumente zum Verständnis der mittelalterlichen Mystik dar. Daraus  entwickelte sich eine weitverbreitete Verehrung der von Gott erwählten „Heiligen Frau“ und bis heute pilgern Menschen an ihr Grab, um Hilfe zu erbitten.
Margareta starb 1351 mit 60 Jahren. 1979 wurde sie von Papst Johannes Paul II selig gesprochen.

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Die Mystikerin