Der Sabbat

Von Roswitha Ludwig

Wem es gelingt, Arbeits- und Ruhezeit für sich zuträglich in Einklang zu bringen, lebt gesund. Das Sabbatgebot der Bibel fordert die strikte Trennung. Im Judentum gibt es eine alte Tradition, den Ruhetag zu feiern. In der modernen Gesellschaft ist eher eine Lockerung der Feiertagsruhe zu beobachten.

Trennung von Arbeits- und Ruhezeit

Shabbat Shalom, das ist der Gruß zum Sabbat. Er beginnt mit dem Einbruch der Dunkelheit am Freitagabend und endet um diese Zeit am Samstag. Sabbat heißt Ruhe. Während des Sabbats soll möglichst nicht gearbeitet werden. Der siebente Tag der Woche wird mit Gottesdiensten in der Synagoge gefeiert und zu Hause. Für den Ruhetag werden am Freitag Vorbereitungen getroffen. Die drei Hauptmahlzeiten sollten möglichst zubereitet sein und das Haus geputzt. Die Familienmitglieder kleiden sich feiertäglich und nehmen vorher ein Bad.

Symbole vergegenwärtigen die Trennung von der übrigen Woche, z.B. Kerzenlicht. Zu Beginn des Sabbats entzündet die Hausfrau die Sabbatkerze auf dem festlich gedeckten Tisch. Am Sabbatende wird die mehrdochtige dünne Hawdala-Kerze entzündet und mit etwas Wein gelöscht. Hawdala heißt Trennung. Gottesdienste gibt es am Samstag und auch am Freitagabend. Dabei wird am Sabbatbeginn der Blick auf die Türe gerichtet und die Braut Sabbat begrüßt. Der Sabbat soll die Menschen Gott nahe bringen, ihnen Ruhe schenken und sie frei von Alltagshektik miteinander verbinden.

Sabbatfeier am häuslichen Tisch

Sabbatbrot (wikimedia commens,
gemeinfrei)

Wenn sich die Familie am Freitagabend um den häuslichen Tisch versammelt, hat die Hausfrau die Sabbatkerzen entzündet. Vor dem Vater stehen der Weinkrug und das mit einem Tuch bedeckte Sabbatbrot. Der Vater spricht den Sabbatsegen – Kiddusch. Er trinkt einen Schluck aus dem Weinkelch, dieser wird an jedes Familienmitglied weiter gereicht. Anschließend nimmt er das Tuch von dem traditionellen Sabbatbrot, schneidet Stücke ab, die mit etwas Salz bestreut werden, und jeder greift zu. Traditionell gibt es auch einen Text, der „Lob der Hausfrau“ genannt wird. Die Kinder werden gesegnet und Gebete gesprochen. Als rituelle Waschung wird Wasser über die Hände gegossen. Das mehrgängige Essen folgt.

Am Samstag nach dem Gottesdienst folgt die zweite Sabbatmahlzeit. Bei der dritten, am Abend, kann der Sabbat auch zu Hause verabschiedet werden mit dem Kerzensegen, dem Weinsegen und mit dem Herumreichen der Bessamimdose. In ihr werden duftende Kräuter aufbewahrt. Sie wird danach geschlossen. Mit ihrem Wohlgeruch soll die Erinnerung an den Sabbat wach bleiben, wenn jetzt der Alltag wieder beginnt.

Biblischer Bezug

Sabbattisch
(Quelle:www.haGalil.com.gen.)

Der Sabbat nimmt im jüdischen Glauben eine zentrale Stellung ein und ist begründet im Schöpfungs- und Befreiungsglauben. Im ersten Schöpfungsbericht wird das Schöpfungswerk Gottes in Tage gegliedert. Der siebente Tag ist der Ruhetag: „Und Gott segnete den siebenten Tag und heiligte ihn, weil er an ihm ruhte von allen seinen Werken…“ (1.Mose 2,3). Nach der Befreiung aus der ägyptischen Knechtschaft übermittelt Mose dem Volk Israel die Zehn Gebote. Das dritte Gebot hat den Sabbat zum Inhalt. Am Sabbat des Herrn soll keine Arbeit getan werden. Das hat für alle zu gelten. Aufgezählt werden Familienangehörige, das ganze Hausgesinde auch die Fremden (2. Mose 20, 8 ff). Dass die Juden mit so viel Entschiedenheit diese Glaubenspraxis pflegten, kann als hoher kultureller Wert angesehen werden. Zur Zeit Jesu hatten sich Verbote von Tätigkeiten so verfestigt, dass Verbote im Vordergrund standen. 39 Hauptarbeiten werden aufgezählt. Jesus achtete das Sabbatgebot, verwies aber auf den Bezug zum Menschen: „Der Sabbat ist um des Menschen willen gemacht, und nicht der Mensch um des Sabbats willen.“ (Mark. 2, 27)

Der Sonntag

Im Christentum wurde der Sonntag zum Ruhetag, weil Jesus Christus an diesem Tag auferstanden ist. In der Neuzeit sind Diskussionen um die Sonntagsruhe aktuell. Die Industrialisierung brachte es mit sich, dass die Unternehmer ihre Maschinen möglichst durchgehend einsetzen wollten. Erst 1891 wurde Sonntagsarbeit wieder verboten. Die Weimarer Reichsverfassung 1919 schützte den Sonntag als „Tag der Arbeitsruhe und der seelischen Erhebung“; die Sonntagsruhe wurde auch in das Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland aufgenommen.

Heute versuchen Geschäfte mit Sondergenehmigungen gelegentliche sonntägliche Öffnungszeiten durchzusetzen. Das veränderte Freizeit- und Konsumverhalten der Bürger führt oft auch zu weiteren Aufweichungen von Sonntagsregelungen. Die Kirchen bringen ihr Votum ein, um den Sonntag weiterhin als gemeinsamen Ruhetag zum Wohle der Menschen und als Tag des Gottesdienstes zu schützen. Insofern ist die Diskussion um das dritte Gebot so aktuell wie eh und je und der Blick auf jüdische Sabbatbräuche mit beeindruckenden Ritualen kann sie bereichern.

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