Lajkonik – ein Fest in Krakau

Von Roma Szczocarz

Jedes Land und jede Region besitzt eigene Bräuche und feiert bestimmte Tage im Jahr. In Polen, sowie in vielen anderen europäischen Ländern entspringen viele Bräuche und Sitten der christlichen Religion.

Der Lajkonik-Umzug

Jedes Jahr, eine Woche nach Fronleichnam, versammeln sich die Einwohner und Gäste der Stadt Krakau im Innenhof des Norbertanerinnen-Klosters, alle warten auf den Lajkonik – einen in reiche Gewänder gehüllten Tataren-Khan auf einem hölzernen Pferd, der hier seinen farbenfrohen Zug durch die Straßen der Stadt beginnt. Der Lajkonik zieht mit seinem Gefolge, der so genannten Mlaskot-Kapelle, orientalisch verkleideter Musikanten zum Hauptmarkt. Dabei berührt der Lajkonik mit seinem Holzzepter die Arme der Menschen, um ihnen Glück zu spenden.

Legende und Tradition

Der noch heute lebendige Lajkonik-Brauch geht auf das 13. Jahrhundert zurück, als Krakau mehrmals von den Tataren überfallen wurde. Die Plünderungen, Brandschatzungen und die Gefangennahmen erregten unter der Bevölkerung Furcht und Entsetzen.

1287 erreichte die Tatarenhorde wieder einmal Krakau. Aber dieses Mal waren die Krakauer Bürger zu ihrer Verteidigung gut vorbereitet. Die Krakauer verteidigten sich tapfer von den gewaltigen Wehrmauern aus mit Bogen, Speeren und Steinen.

Eines Tages erspähten die Flößer nicht weit vom Weichselufer entfernt ein prächtiges Zelt, das dem Tatarenkhan gehören musste. Sie warteten auf die Nacht und schlugen sich zusammen mit einer starken Einheit genau zu dieser Stelle durch. Die Wachen wurden überwältigt, der Khan wurde getötet. Hocherfreut über den Sieg und die reiche Beute kehrten die Flößer aus Zwierzyniec in die Stadt zurück. Ihr Anführer zog sich das reich geschmückte Gewand des Khans über, bestieg ein Tatarenpferchen und ritt zum Marktplatz, wo ihn die Bürger enthusiastisch willkommen hießen. Sie sparten weder mit reichen Gaben noch gutem Wein für die mutigen Flößer.

Lajkonik

Der bunte Einzug der als Tataren verkleideten Handwerker und ihrem Tatarenkhan gefiel den Krakauer Bürgern so gut, dass sie ihn Jahr für Jahr wiederholten.

Was aber bedeutet das Wort „Lajkonik“ eigentlich? Ein tatarischer Ursprung scheidet aus. “Konik“ bedeutet im Polnischen Pferdchen. Aber noch bleibt die Silbe“ Laj“ zu erklären. Und so hat jeder der Ethnologen eine eigene Theorie. Beispielweise leitet der Volkskundler Julian Krzyzanowski das Lexem vom alten deutschen Wort Laie ab, unter anderem die Bezeichnung für Mitglieder einer Gilde. Sehr glaubenswert erscheint auch eine Theorie, die das Wort vom deutschen “lauf“ herleitet.

Zum Schluss

Die Tradition der Krakauer Lajkonik-Handwerkumzüge und Fronleichnamsprozessionen ist zum festen Bestandteil des Kanons Kleinpolens geworden, neben den Weihnachtskrippen und der Wawel-Drachen-Legende.

Der große Friedrich von Schiller schrieb über Bräuche:

„Ein tiefer Sinn wohnt in den alten Bräuchen“.

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