Paulus unterwegs im römischen Weltreich

von Uwe Bartholl

Forscher missachten die eigene Gesundheit, Künstler malen gegen Unverständnis an, Prediger verkünden tauben Ohren. Was treibt diese Menschen an, zu tun, was sie nicht lassen können? Paulus gehört zu ihnen.

Die Kraft der Mission

Sie alle sind unterwegs auf ein Ziel, eine Vision hin. Sie glauben an ihre Idee oder Wahrheit, von der sie beseelt sind. Sie müssen einfach tun, was sie tun, allen Widerständen zum Trotz. Und die können lebensgefährlich sein oder zum Scheitern führen. Bei Abenteuerern kann diese Triebkraft wie eine Sucht sein: Den nächsten Achttausender besteigen, noch tiefer in die Tiefen des Meeres tauchen, oder wieder und wieder die Strapazen des Reisens auf sich nehmen. Packt sie der Ehrgeiz oder das Verlangen nach Anerkennung, die zu Höchstleistungen motivieren? Die Kraft, die Paulus zur Verbreitung der Christenlehre trieb, war nicht von dieser Welt.

Die Vorgeschichte

Paulus mit dem Doppelnamen Saulus wächst als gesetzestreuer Jude auf. Ein bedeutender Pharisäer unterweist ihn umfassend in der Schrift. So gebildet, ist er ein rechtgläubiger Jude, der für seinen Glauben eintritt. Die Einhaltung der von Gott übermittelten 613 Gesetzesvorschriften ist ihm heilig. Der neuen Lehre der Christen, die ein gottesfürchtiges Leben auch ohne Gesetzestreue verkünden und für die der Messias in Christus bereits erschienen war, galt es, mit aller Entschiedenheit entgegenzutreten. Die Verbreitung der Irrlehre musste unterbunden werden. Saulus fühlte sich, wie andere Juden auch, herausgefordert, mit aller Härte gegen die Christen vorzugehen.

Das Damaskusereignis

Paulusstatue vor dem Petersdom,
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„Vom Saulus zum Paulus“, mit dieser knappsten Formulierung wird seine Wandlung vom Christenverfolger zum überzeugten Christen beschrieben. Die für ihn einschneidende Begegnung mit dem auferstandenen Christus in einer Lichterscheinung ereignete sich in Damaskus. Er erkannte, dass Christus der von den Juden erwartete Messias war und ist und so die Geschichte des Alten Bundes fortgeschrieben wird. Gottesvorstellung und Gesetzestreue erschienen in neuem Licht. Dies zu verkündigen war seine wahre Berufung. Paulus fühlte sich als Apostel beauftragt, es den Jüngern Jesu gleich zu tun. Doch die Glaubwürdigkeit dessen, was er jetzt verkündete, war überschattet von seiner Vergangenheit als Christenverfolger.

Paulus, der Wanderprediger

Wo Paulus als Wanderprediger auch auftrat, immer musste er damit rechnen, dass ihm Misstrauen und Argwohn entgegenschlugen. Gewalt gegen ihn war keine Seltenheit. Die gesetzestreuen Juden wollten ihren Tempel und ihre Lehre rein halten und der Götterhimmel der Heiden, also Nichtjuden, war traditionsreich besetzt. Kein Bedarf für das, was dieser Mann verkündete. Paulus jedoch setzte auf Veränderung durch die Kraft seiner Botschaft, der Botschaft von dem einen Gott, der mit Christus den Weg freimacht zu allen Menschen. Wurde Paulus auch mancherorts davongejagt, seine Botschaft wurde gehört. Taufen und Gemeindegründungen waren sichtbare Zeichen.

Mit Paulus bis nach Rom

30000 km sollen es gewesen sein, die Paulus per Schiff, Fuß oder Esel in den Jahren 46 bis 62 n. Chr. zurücklegte. Eine Wegstrecke voller Beschwernis und Gefahren. Die Aussicht, eine neue Gemeinde ins Leben zu rufen, bereits bestehende Gemeinden zu stärken, ließ Paulus nicht ruhen, sein Werk fortzusetzen. Krankheit, Schiffbrüche, Gefangenschaft, Steinigung, Auspeitschung, nichts konnte ihn aufhalten, weite Missionsreisen zu unternehmen. Die vierte Reise führte ihn als Gefangenen der Römer nach Rom, wo er jedoch ungehindert predigen konnte. Vermutlich wurde er im Zuge der Christenverfolgung 62 n.Chr. durch Nero hingerichtet.

Die Dokumentation

Die Apostelgeschichte des Lukas und die Briefe, die Paulus an Gemeinden und Freunde schrieb, sind die wesentlichen Quellen, aus denen sich unser Wissen von Paulus speist. Dazu gibt es eine Reihe von Legenden, die in das Bild von Paulus eingewoben werden. Paulus hat vielfach Künstler zu eindrücklichen Paulusdarstellungen inspiriert. In der Beschäftigung mit Paulus wird die Kraft christlichen Glaubens erfahrbar. So kann diese Begegnung eine Missionsreise zu sich selbst werden. Und die beginnt, wenn Sie selbst an die oben genannten Quellen der Überlieferung gehen. Mit dem Buch von Alois Prinz, Der erste Christ, gelingt das aufregend und mit Tiefgang.

Zur Ergänzung

Das Buch
Alois Prinz: Der erste Christ, Weinheim Basel: 2010 Beltz&Gelberg

Alles über Paulus
Patres über Paulus

Die Karten zu den Missionsreisen
http://www.ekd.de/paulus/reisen.html

http://www.kinderzeitmaschine.de/uploads/tx_sgkzm/paulus-reisen.jpg


Bilder
Caravagio, Die Bekehrung des heiligen Paulus

Michelangelo, Die Bekehrung des Saulus


Bildnutzung erworben
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