von Regina Olm
Zoobesuch am 15. 05. 2020
Eine kleine Ersatzreise soll Sie mitnehmen in den Zoo von Hannover.. Rücken Sie Ihren Stuhl bequem zurecht, entspannen Sie sich gern bei einem kühlen oder heißen Getränk. Los geht’s! Ziel: Das kleine Eisbären-Baby
Eingang in Corona-Zeiten nur mit zusätzlicher Anmeldung, einem vorbestimmten Weg, damit die Besucher und Begegnungszeiten klein und bestimmbar gehalten werden.
Die Löwen sind an dem ersten und zweiten Fenster gar nicht zu sehen. Schade. Erst keine Nilpferde und auch wenig los bei den Giraffen und jetzt keine Löwen. Die Kinder drum herum suchen sie auch. Am dritten Fenster erst auch nichts zu sehen. Doch dann am Boden genau vor dem Fenster liegt das Löwenpärchen ganz gemütlich faul und schläfrig herum. „Schläft wie immer, aber diesmal wenigstens vor der großen Scheibe“, dachten ein kleiner Junge und ich gleichzeitig. Sie genießen anscheinend die Mittagsruhe und sie schauen sich in Ruhe die Besucher*innen an. Die Tiere scheinen uns auch vermisst zu haben. Ihnen scheint auch „bewusst“ geworden zu sein, dass wir Besucher zu einem abwechslungsreichen Alltag dazugehören. Es scheint ihnen das Tagesprogramm im Fernseher „Glasscheibe“ gefehlt zu haben und die begrenzte Menge der Besucher*innen gutzutun.
Auch die Rentiere haben heute keine Schwierigkeiten mit dem Publikum und sind ganz nah. Eines ist sogar ganz neugierig und schaut sich erst einmal die Besucher in Ruhe an – mal schauen, wer heute so alles da ist – und posiert dabei mit einem breiten Grinsen für die Kameras. Es scheint sich daraus auch seine Tagesration an ‚Ohs‘ und ‚Ahs‘ abzuholen. Es genießt es förmlich. Danach trottete es wieder von dannen.
Der einzige Präriehund, der zu sehen ist, macht sich an einem größeren Birkenzweig zu schaffen. Ob er sich das wohl von einem Biber abgeschaut hat? Er knabbert ganz ‚biberlike‘.
Kurze Pause auf der Tribüne am Robbenbecken. Zu sehen war die ganze Zeit ein Schwalbenschwarm, der sich das Tribünenumfeld zum Schwarmfliegen ausgesucht hatte. Vielleicht eine Flugschule? Der Schwarm umkreiste die Tribüne, flog über dem Robbenbecken umher, setzte sich auf den kleinen Bäumen oder auf den Stromleitungen drum herum ab und flog dann wieder kreischend los, immer wieder neu. Sie dachten sich wohl:„Irgendeiner muss ja die Besucher hier unterhalten, bei den Robben ist’s ja langweilig, da ist ja nichts los, die sind gerade mal abgetaucht“.
Ja, das Einzige, was zu sehen war, waren ein (alter) Seebär und drei kleine Jung-Seelöwen, die spielten, sich jagten, nacheinander schnappten. Dass das für uns lustig aussah, wie das eine Robbenkind aus dem Wasser heraus- sprang und sich längs vor die Tür schmiss und seine Nase in den winzigen Türspalt zu stecken versuchte, um die Pflegerin zu erkennen, konnten die Schwalben wohl nicht wissen. Und ein anderes Robbenjunges sah und hörte dann die Pflegerin hinter einem Zaunverschlag, stellte sich daran auf seine zwei Hinterflossen und versuchte, zwischen den Zaunlatten hindurchzukommen. Welch ein Spaß für uns Zuschauer, das Alltagsleben in den kleinen Welten der Tiere.
Dann kommt das Highlight – das Eisbären-Baby – Knut in größer! Es ist schon ½ Jahr alt, wird aber mit seiner Mama noch sehr geschützt und nur zeitlich begrenzt herausgelassen, damit die Besucherströme, wenn auch in begrenzter Anzahl, nicht zu stressig werden. Hier heißt es erstmal Schlange stehen, mit gelenkter Zuschauer-Spur, wie zu Expo-Zeiten. Gott sei Dank bin ich zu einer Zeit da, wo die Schlange noch erträglich ist.
Der Zugang geht nach unten, in die Tiefe des Schiffwracks. Die Eisbären waren schon herausgelassen worden, und Mutter und Kind liefen sich im Gehege schon mal warm. Sie schauten sich um, wo heute wohl der beste Platz, das beste Fressen sein würden.
Nach Peilung der Lage beschlossen sie, wieder in das kleine begrenzte Becken zurückzukehren, da sich hier das eine oder andere Obststück (ganze Äpfel) befand. Die Kleine versuchte sich am Apfelfischen. Doch Äpfel sind rund, und im Wasser flutschten sie immer wieder unter ihren Tatzen hervor. Mit beiden Tatzen danach greifen, wie es nötig gewesen wäre, ging nicht, ohne das Gleichgewicht zu verlieren. Die Kleine ging nach einigen erfolglosen Versuchen zur Mama, stupste sie an so nach dem Motto: „Mama, hilf mir mal“. Ging wieder zum Wasser, zeigte ihr ihre Versuche.
Was tat die Mama daraufhin? Sie fischte nach dem Apfel, holte ihn raus und … setzte sich in eine Ecke hinter einem Steinhaufen und aß ihn selbst! Nette Mama!! Anschließend ging Mama schwimmen. Die vorsichtigen Versuche am Wasser mit der Angst, den kleinen Hang herunterzurutschen, vergessend, ging die Kleine bis zum Rand und sprang mit einem gestreckten Bauchklatscher mitten rein ins Wasser und planschte mit Vergnügen darin herum. Anschließend schwamm sie zur Mama und tollte und spielte mit ihr und an ihr herum. Mama tauchte sie mal unter, mal schwamm sie selbst unter Mama hindurch und knabberte ihr am Ohr. Die Kleine und ihre Mama spielten und schwammen ganz genüsslich im Wasser herum. Ein liebevolles gegenseitiges Kabbeln war angesagt.
Da langsam Platzmachen für die nächste Gruppe angesagt war, ging ich schon mal wieder hoch in die Deckebene des Schiffes. Von hier aus haben die Pinguine ihr eigenes kleines Reich mit Swimmingpool auf dem Deck, dessen Kabinentürchen jetzt geöffnet wurden.
Manche strömten aus den Türchen heraus, andere guckten die Pflegerin mit dem Blick an: „was soll das denn, lass mich schlafen!“, und manche trotteten nach und nach heraus. Für den Start ins Wasser musste ein Pinguin den Startsprung machen. Bis dahin sammelten sich alle nur um den Pool herum, gingen mal an den Rand, schauten mal ins Wasser und gingen wieder zurück – wie Zweitklässler, die sich auch nicht trauten. Aber wehe, der erste springt. Dann wollte jeder der schnellste nächste sein. Danach drängelten und sprangen die am Rand stehenden Pinguine hinein. Die anderen gingen weiter ihrer Wege – Smalltalk an der Strandpromenade, ein Blick aus dem Fenster oder ein Snack vor der Haustür.
Bei den Elefanten war erstmal Großreinemachen angesagt. Hier waren die Tierpfleger beim Säubern und hatten Mohrrüben ausgelegt. Als die Elefanten nach dem Säubern wieder reingelassen wurden, konnte man die Hierarchie der Gruppe gleich nachvollziehen. Zwei von den ganz jungen Elefanten stürmten sofort ins Gehege, sie mussten schnell vor den großen da sein, denn sonst gab’s nichts mehr für sie. Bis die großen Elefanten in Bewegung kamen, dauerte es ein wenig. So schnappten sich zwei von den kleinen 2 – 3 Mohrrüben und verzogen sich ganz schnell in die hinteren Bereiche. Sie kamen so den großen nicht ins Gehege, aber ihren Teil auch ab. Die großen knabberten ganz genüsslich ihre Mohrrüben. Während- dessen trauten sich die kleinen Elefanten erst an die eigenen Mohrrüben, als die großen schon einiges geknabbert hatten und zufrieden wirkten. So lange behielten sie ihre Möhren im Maul oder unter ihren Füßen versteckt. Sie fraßen auch nur dann, wenn die großen anderweitig beschäftigt waren.
Die vorletzte Station – es war etwas frisch geworden, da die Sonne nicht rauskam – war der kleine Panda. Dieser zeigte sich heute auch ganz nah, posierte für Fotos, mal in der einen, mal in der anderen Pose, an unterschiedlichen Plätzen – genauso lange, damit jede/r ein Foto machen konnte, und er schaute sich ebenfalls jeden Besucher genau an, als wollte er ihn studieren. Was er wohl über uns dachte?
Der zweite kleine Panda, wahrscheinlich das Weibchen, ließ sich dann genau auf einem Baum vor unserer Nase nieder und fraß in Ruhe an seinem Bambusast. Er hatte das mit dem Posieren noch nicht so drauf oder nahm es zu wörtlich. Er drehte uns Rücken und Po zu.
Auf dem Weg zu Meyers Hof in „Australien“ amüsierten sich die Sträuße – Emus – über die Besucher. Sie nahmen sie von allen Seiten in den Blick, stolzierten vor ihnen her oder warteten schon auf sie, weil ihnen anscheinend ohne sie langweilig war, und sie gingen ein Stückchen mit ihnen mit.
Den Abschluss bildete wie immer Meyers Hof.
Dort lagen alle faul – wie nach getaner Arbeit – herum. Nur eine Gans genoss meine Aufmerksamkeit, baute sich ebenfalls für ein Foto vor mir auf, schaute mich dabei direkt an und fing an, krähend auf sich aufmerksam zu machen bzw. sich zu präsentieren. Leider sah sie im Dunkel der Bäume und des Tages auf meinen Fotos zu lila aus. Also filmte ich ihre Rufe, die sie gezielt an mich adressierte.
Bei den Schafen schien ein Lämmer-Kindergarten eingezogen zu sein. Überall lagen kleine Grüppchen mit Lämmern und den dazugehörigen Müttern pärchenweise. Plötzlich hatte eines der größeren Lämmer Hunger, stieß seine Mutter von der Seite hoch, boxte zweimal kräftig mit seiner Schnauze in den Unterleib der Mutter, um die Zitze anzuregen, und begann an der Zitze zu trinken. Das sah schon ganz schön schmerzhaft aus.
Nun war auch für mich Zeit zum Abendbrot. Auf dem Weg zur Bahn konnte ich anhand der Schlange vor dem Eingang sehen, dass ich den richtigen Zeitpunkt für den Besuch gewählt hatte. Auch wenn vielleicht nicht so sehr viele Fütterungen zu sehen waren, hatte ich sehr viel von den einzelnen Tieren in ihrem Alltag gesehen.
Nachtrag 4 .6. 20:
Im Übrigen ist die kleine Eisbärin gerade gestern getauft worden, sie heißt jetzt Nana wie die Hannoverschen Nanas (übersetzt: Mädchen, die weiße Göttin oder die Schwimmende des Meeres). Noch gibt es Bilder und Videos im Netz (Zoo Hannover, NDR Niedersachsen).