von Ute Schäfer
Das Reisen in die entgegengesetzte Richtung betrachten
Also nicht verreisen, sondern den Blick auf die Ankunft richten. Sich anschauen, wer und was da so alles ankommt. Auch Wörter können das sein. Viele sind schon seit langem hier (Würde man sie auf Schwäbisch als „Neigschmeckte“ bezeichnen?). Andere kommen gerade an.
Manche von ihnen verursachen Lärm – fremdländisches Klanggeklapper in unserer Sprache: Bikini, Larifari, Firlefanz. Wo kommen die denn her?
Und was soll die Bezeichnung ‚todschick‘ für das, was man anhat? Was um Himmels willen ist am Tod schick? Beim Weggehen dann noch der Zuruf als Wunsch: „Hals und Beinbruch!“ – Unerhört, was da so ankommt!
Und wie sind sie überhaupt hier hergekommen?
Wer nahm sie mit? Schleuser etwa? Linguistische Zwischenhändler auf verschiedenen Umschlagplätzen? Wo waren ihre Aufenthaltsorte?
Erfahrungen wurden ausgetauscht, Ideen und vor allem Waren. Ob mit Postkutsche, Schiff oder Internet: Neues kam an und mit Neuem neue Wörter.
Geheimnisvolles war dabei: Tohuwabohu.
Junge Leute nahmen sich was von dem Angebot: cool, chillen.
Da war sogar ein Wort dabei, das vortäuschte, eingewandert zu sein, und dieses Täuschen zeigte Erfolg bei seiner Verbreitung: Handy.
Leckereien zuhauf kamen an wie Schokolade, auch Vielfraß, Currywurst – alles eingewandert! Und kaum zu glauben: Auch die Ferien sind eingewandert.
Genauer nachlesen kann man das
In anschaulicher Weise dargestellt ist es in dem Buch: Eingewanderte Wörter, herausgegeben von Prof. Dr. Jutta Limbach. Nicht, was Linguisten in etymologischen Wörterbüchern schreiben, steht hier, sondern erlebte Bezüge beim Sprechen, persönliche Zugänge der Sprecher. Sie machen die Lektüre spannend und amüsant. Ein Vergnügen dazu: Die Illustrationen von Marie Marcks.
Leider ist das Buch vergriffen und das Lesen nur noch möglich, wenn man es aus der Bücherei holt. Doch Neues wird kommen:
Wörter aus aller Welt wandern wieder zu uns
Gerade zur Reisezeit kommen sie an: Im Monat August erscheint im Dumont Verlag (vorgesehen ist der 18. 08. 2020): Matthias Heine, Eingewanderte Wörter – Von Anorak bis Zombie