von Maja Prée
„Wir schenken uns nichts!“ Wie oft wird dieser Satz gerade in der Vorweihnachtszeit ausgesprochen. Und dann steht man selbst oder der Partner mit zumindest einer Kleinigkeit da.
Nichts schenken?
Auch ich habe schon oft diesen Satz auf der Zunge liegen gehabt. Vielleicht auch schon ein- oder zweimal ausgesprochen. Aber letzten Endes wurde er dann doch nicht eingehalten. Es ist gar nicht so einfach, gerade zum Fest, an dem man sich normalerweise mit einem Geschenk eine Freude macht, nichts zu schenken.
Nur – was schenken wir uns?
Bitte keine Süßigkeiten
Als Diabetikerin ist es mir gelungen, das Naschen so gut wie sein zu lassen. Ich esse trotzdem noch genug Süßes und genieße das auch. Wie ab und zu ein schönes Stück Kuchen oder ein Marmeladenbrötchen zum Frühstück. Die Pralinen oder Schokoladen, die es zu Weihachten oder zum Geburtstag gab, liegen dann meist lange herum. Aus Appetit habe ich vielleicht mal genascht. Dann ist die Packung offen und … man kann sie schlecht weitergeben. Weiterschenken? In meiner Familie stöhnen fast alle und halten sich den Bauch, wenn ich damit ankomme. Es kann sich ja jeder leisten, sich das Gewünschte zu kaufen, wenn man darauf Appetit hat. Und in unserer Wohlstandsgesellschaft ist fast jeder gut genährt. Noch dazu gibt es so viele Geschmacksrichtungen, dass man auch hier erst einmal für den zu Beschenkenden das Richtige treffen muss. Also bitte ich schon im Vorfeld darum, auf Süßigkeiten zu verzichten.
Noch ein Buch mehr?
Ein Buch verschenken? Inzwischen trenne ich mich schon von Büchern, weil einfach kein Platz mehr im Regal ist. Und nicht jedes Buch hat mir gefallen, das ich einmal käuflich erworben hatte. Ja, manchmal lockt mich ein Sachbuch in der Auslage der Buchhandlung. Es ist ein schönes und sinnliches Gefühl, Papier in der Hand zu halten, Seiten umzublättern – nicht weiter zu wischen. Mit einem E-Book-Reader konnte ich mich noch nicht anfreunden. Gut, da könnte man einen Gutschein für den Kauf wählen? Online – von Amazon, Thalia oder besser der örtlichen Buchhandlung? Die soll es schließlich in ein paar Jahren auch noch geben! Jetzt bin ich froh, wenn Bücher, die ich verborgt habe, den Weg nicht mehr zu mir zurückfinden. Ich selber hole mir meinen Lesestoff meist aus der Bibliothek.
Zeit schenken – eine gute Idee
Schön ist auch mal ein Kinogutschein, wenn es bei dem zu Beschenkenden auch noch ein Kino in der Nähe gibt. Am besten man schenkt die Zeit dazu, um zu zweit ins Kino zu gehen oder zu mehreren – mit Freunden.
Zeit schenken, das ist gut, wirklich gut! Funktioniert das auch? Es gibt ja so kleine Gutscheinhefte, in denen schon eingedruckt ist, was man schenken kann: das gemeinsame Frühstück, ein gemeinsames Kaffeetrinken, ein Spaziergang und anderes mehr. Wann löst man es ein? Fordert der Beschenkte es ein oder liegt dieses Gutscheinheft oder der einzelne Gutschein bis zum nächsten Anlass irgendwo rum? Bis man ihn vielleicht doch nur entsorgt? Ein gemeinsamer Ausflug mit Ziel und relativ fester Terminplanung wäre da schon besser. Aber kommt da nicht auch wieder so ein kleiner Teufel und haut einem einen anderen, wichtigeren Termin dazwischen? Wer kennt nicht den Spruch „Einmal verschoben, ist immer verschoben?“ Und irgendwann ist der Gutschein abgelaufen. Also ist es besser, wir bleiben spontan, nutzen die Vielfalt der Möglichkeiten, mit denen wir uns heute miteinander verabreden können, und tun es gleich.
Immer auf der Suche nach dem Originellen
Ich versuche, das ganze Jahr die Augen offen zu halten und etwas Originelles zu entdecken, was ich dann verschenken kann. Es ist schwer. Die Zeiten, in denen man manchmal dazu kam, wenn es in einem Kunstgewerbegeschäft etwas wirklich Originelles gab, was man nicht überall erwerben konnte, sind vorbei. Globalisierung macht es fast unmöglich.
Und hinzu kommt, der Beschenkte muss die Gabe auch noch irgendwo verstauen – meist ist die Wohnung aber schon voll. Da kommt man gern wieder auf den Satz zurück: „Wir schenken uns nichts.“.
Mein Wunschgeschenk:
Und trotzdem habe ich jedes Jahr einen Wunsch: den Fotokalender, den mir mein Sohn seit vielen Jahren macht. Dort finde ich Erinnerungen wieder. Und wenn ich mich doch mal alleine fühle, nehme ich einen der Kalender in die Hand und denke – wie viele schöne Erlebnisse hast du doch schon geschenkt bekommen? Von wegen – wir schenken uns nichts…