von Bernhard Peitz
Ich habe immer gerne und viel
(manchmal auch zu viel) gearbeitet. Ich habe aber immer jeden Spielraum
genutzt neues zu lernen. Der Eintritt in den Vorruhestand vor 15 Jahren
eröffnete mir hier neue, ungeahnte Möglichkeiten.
Berufserfahrung
In meinem Berufsleben als Trainer und Entwickler von
Trainingskonzepten für technische Trainings im KFZ-Bereich war der
Computer natürlich ein Standardwerkzeug. Office-Anwendungen,
Selbstlernprogramme, Video-Konferenzen, Foto- und Videoanwendungen rauf
und runter, alles war da. Die Erstellung und der Umgang mit diesen
Dingen musste natürlich erlernt werden. Von nichts kommt nichts.
Der Neueinstieg
Mit dem Eintritt in den Vorruhestand hatte ich mich entschlossen mein
umfangreiches und fundamentales PC-Anwenderwissen an andere –
„Unwissende“ weiter zu geben. Deshalb schloss ich mich einer örtlichen
Internet-Initiative an, die es sich auf die Fahnen geschrieben hat die
„Ältere Generation an den PC und das Internet heran zu führen.“ Die
ersten Kontakte mit den „Gästen“ waren dann ernüchternd. Nicht komplexen
Office- und Video-Anwendungen, sondern ganz andere Dinge waren da
gefragt: „Wo ist mein Foto? – gestern war es noch da!“; „Ich habe mein
Passwort vergessen! – was mache ich jetzt?“ Ich musste mich mit
plötzlich Problemen beschäftigen, für die wir in der Firma einen
System-Administrator hatten. Ganz neue Fähigkeiten waren da gefragt,
denn die Problembeschreibungen der Gäste waren manchmal so konfus, dass
ich kriminalistische Methoden anwenden musste um zu verstehen, wo das
wirkliche Problem lag. Mit jeder neuen Frage wurde ich demütiger und
lernte mächtig dazu.
Die Helfer-Karriere
Mit den Jahren wurden dann die Fragen komplexer, denn auch die
„Gäste“ lernten ja und trauten sich auch mehr zu. So kam es dann doch
noch zu Videoschnitt, Fotobearbeitung und Fotobuch. Das Problem war und
ist, dass sich die Software (Betriebssysteme und Programme) im Laufe der
Jahre weiterentwickeln und jeder der Hilfesuchenden ein anderes
Programm nutzt. In den meisten Fällen liegt das Problem aber nicht am PC
oder seinen Programmen, sondern sitzt 60 cm davor. Wenn man in diesem
Dschungel helfen will bedeutet das ständiges Fingerspitzengefühl im
persönlichen Umgang und recherchieren technischer Zusammenhänge. Lernen
und manchmal auch tief in den Erinnerungen kramen ist dazu notwendig.
Das Smartphone
Eine Zäsur war dann das Aufkommen der Smartphones und Tablets. 2011
kaufte der Verein 10 verschiedene Geräte von unterschiedlichen
Herstellern und mit verschiedenen Betriebssystemen. Interessierte
Mitglieder bekamen dann eines der Geräte als Dauerleihgabe mit dem
Auftrag: „Wenn ein Gast mit einem solchen Gerät in die Sprechstunde
kommt und Fragen hat, bist DU der Helfer für ihn.“ Und wieder bedeutete
das lernen. Auch hier ist kein Ende in Sicht, denn ständig gibt es neue
Apps und neue Funktionen. Die Entscheidung war gut, denn heute haben die
Anzahl der Fragen unserer Gäste zum Smartphone und Tablet die Anzahl
der Fragen zum PC deutlich überholt.
Neue Aufgaben
Zwischenzeitlich war die landesweite Organisation
Senior-Internet-Initiative in Baden-Württemberg (SII-BW) gegründet und
beteiligte sich an dem BW-Landesprojekt „Internet goes Ländle“. Ziel
dieses Projektes war es, speziell im ländlichen Raum
internetinteressierte Personen zusammen zu führen und neue örtliche
Internet-Initiativen zu gründen. Das funktioniert aber auf Dauer nur,
wenn diese Gruppen den Rückhalt der Gemeindeverwaltung haben. Dadurch
standen wieder einmal vollkommen neue Aufgaben für mich an.
Verhandlungen mit Bürgermeistern*innen und Gemeinderäten*innen. Die
Suche nach Funktionären*innen und Helfern*innen für die neue Gruppe. Die
Suche nach der richtigen Organisationsform für diese Gruppe in
Abstimmung mit der Gemeindeverwaltung und die Suche nach Sponsoren.
Verhandlungen mit den Gemeindeverwaltungen und Sponsoren sind etwas ganz
Spezielles und wieder bedeutete dies für mich lernen auf einem
vollkommen neuen Gebiet.
Die Zukunft
Jetzt stehen weitere Smart-Technologien an: Smart-TV, Smart-Watch, Smart-Fitnesstracker, Smart-Care, Smart-Home, Smart-???
Was darf ich noch alles lernen? Ich freue mich darauf und dies noch möglichst lange.
Bild
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