Begegnungsreisen

von Dietrich Bösenberg

Für viele ältere Menschen – im Ruhestand oder auch davor – stellt das Reisen ein Sehnsuchts-Vorhaben dar. Die Möglichkeiten sind vielfältig. Man kann sich seine Reise selbst gestalten und organisieren; oder auf das riesige Angebot von Reiseunternehmen zurückgreifen: Fernreisen, Städtereisen, Studienreisen, Busreisen, etc. etc., für fast jedes Interessengebiet und Geldbeutel wird etwas geboten.

Eine besondere Reise – selbst erlebt

Eine besondere Reise – selbst erlebt
Über eine andere Reiseart, der man nicht so oft begegnet, die aber das Angenehme mit dem Besonderen verbindet, soll hier berichtet werden.

Ziel war das BALTIKUM – Estland, Lettland, Litauen, eine ferne, wenig bekannte und daher besonders interessante Region im Osten Europas und der Europäischen Union. Die Busfahrt mit einheimischer und landeskundlicher Begleitung führte von Vilnius, der Hauptstadt Litauens über Riga, der Hauptstadt Lettlands bis nach Tallinn (Reval) in Estland. Auf der ganzen Strecke erschlossen sich die Schönheiten der Länder, ihre unterschiedlichen Landschaften, Wälder, Moore, Seen und Meer, historische und moderne Städte mit teilweise altbekannten Namen. Auch die Geschichte und ihre Verbindung mit Deutschland wurden sichtbar, u.a. durch Zeugnisse aus der Zeit des Deutschen Ordens, der Hanse oder der Gegenwart deutsch-baltischer Minderheiten in Estland und Litauen. Besonders tiefen Eindruck hinterließen die grauenhaften Spuren und Hinterlassenschaften der NS-Herrschaft während des 2. Weltkrieges.

Waren die geschilderten Eindrücke wichtige Bestandteile der Reise, so ergaben sich die eigentlichen Höhepunkte durch das Kennenlernen von Land und Leuten durch direkte Begegnungen mit einheimischen Frauen und Männern, in ihrem Alltag, Beruf und Engagement.

Die Highlights

In Vilnius konnten wir das traditionelle Johannisfest miterleben, das in dem Jahr um einen Tag verlängert worden war. Ein traditionelles Volksfest, zu dem Leute aus allen baltischen Ländern, vielfach in den typischen bunten Trachten ihrer Herkunft gekleidet, zusammenkommen und mit Tanz und Musik die Straßen bevölkern.

In Tallinn fand zeitgleich das alljährliche große baltische Musikfest als Open-Air-Veranstaltung statt. Die berühmte Sangesfreude der Menschen dieser Länder kam in Chor- und Tanzveranstaltungen eindrucksvoll zum Ausdruck.

Ein Zusammentreffen mit aktiven Mitgliedern einer litauischen NGO-Gruppe gab uns Gelegenheit zu aufschlussreichen Gesprächen. Die Frauen und Männer hatten es sich zur Aufgabe gemacht, die Position der Frauen im Land und insbesondere die Frauenarbeit zu fördern und zu unterstützen. Dazu werden Kurse angeboten in Fremdsprachen, bestimmten wichtigen beruflichen Fertigkeiten – z. B. Buchhaltung und die Nutzung der modernen Medien.. Die bestehenden Probleme im Lande, aber auch der Einsatz und die Erfolge der MitarbeiterInnen kamen ausführlich zur Sprache.

Die lettische Hauptstadt Riga wurde uns von sprachkundigen einheimischen Führern einmal anders nahegebracht. Die Lebensfreude der Menschen demonstrierten u.a. Lesungen in poetischer Form an ausgewählten Stellen der Stadt. Ergänzt wurden die interessanten Einblicke in die Verhältnisse des Landes durch einen Vortrag in der Universität. Dabei erfuhren wir auch Näheres zu den ethnischen Problemen in Lettland in Anbetracht der hier lebenden unterschiedlichen Volksgruppen (Letten, Russen, Weißrussen, Polen etc.).

In Tallinn trafen wir wiederum Mitglieder einer nationalen Organisation, die sich u.a. für die Belange der Senioren der Stadt und darüber hinaus einsetzen. Die anwesenden Aktiven und ehrenamtlichen Kräfte berichteten von ihren Bemühungen und Sorgen für die Realisierung von sinnvollen Betätigungen und die erforderliche Weiterbildung der älteren Menschen in Estland. Auch hier ist die Vermittlung von Arbeitsstellen wichtig. Außerdem kümmert man sich auch um die jüngere Generation durch Förderung des Jugendaustauschs mit anderen Ländern.

Alles in Allem

Aus den vielen einzelnen Ereignissen während der Reise hatte sich am Ende für die TeilnehmerInnen ein ganz besonderes Gesamterlebnis geformt. Übereinstimmend wurde von allen bestätigt, dass die Verbindung von Sightseeing und Zusammentreffen mit Menschen verschiedenster Herkunft, Betätigung und Lebenssituation den Teilnehmern eine völlig neue Sichtweise auf die besuchten Länder vermittelte und einen großen persönlichen Gewinn bewirkte.

Die unter den Stichwort FORSCHENDES REISEN stehende Reise war durchgeführt worden von der Landeszentrale für politische Bildung Baden-Württemberg in Verbindung mit dem ZAWiW der Universität Ulm und dem ViLE-Netzwerk.

Links

https://ileu.net/forschendes-reisen/international/
mehr zum „Forschenden Reisen“

https://www.lpb-bw.de/bildungsreisen.html
mehr zur Arbeit der Landeszentrale LpB-BW

https://www.vile-netzwerk.de/baltikumreise-2011.html
Bilder zur Reise