von Roma Szczocarz
„Humor ist die Fähigkeit, im Leben mit Gegenwind zu segeln.“ (Günther Pfitzmann, Schauspieler und Kabarettist)
Entdeckung
Eines Tages entdeckte ich im Internet die Website mit den Witzen aus meiner Jugend: Witze aus dem Ostblock. Manche sind nicht aktuell, aber bis heute zum Lachen wie früher. Aus heutiger Perspektive sind sie naiv und manchmal unverständlich. Ich gebe hier eine kurze Probe von Humor, Mensch- und Zeitbild aus dem ehemaligen Ostblock.
Russische Witze (Sowjetunion)
Damals war eine besondere Art der Witze faszinierend, die wie ein
Interview unter dem Titel “Anfragen an Radio Eriwan“ funktionierten. Auf
eine scheinbar harmlose Frage folgt die oft paradoxe, pointensichere
Antwort. Die Antworten auf die Fragen beginnen zumeist mit “Im Prinzip
ja, aber…. Zum Beispiel: Frage: „Was ist ein Kommunist?“ folgt die
Antwort: „Ein Kommunist ist ein Mensch, der die Hoffnung aufgegeben hat,
Kapitalist zu werden.“
Frage: „Könnten die Schweiz oder Schweden kommunistisch werden?“ Antwort: „Ja sicher, aber warum?“
Frage: „Wo sitzt der Mann, der die Witze von Radio Eriwan verbreitet?“ Antwort: „Jawohl, der sitzt!“
Witze aus Polen
„ Ein Amerikaner fragt einen Polen in Warschau: „Sagen Sie mal, sind
die Russen eure Freunde oder eure Brüder?“ Antwort: „Welch dumme Frage,
natürlich unsere Brüder, Freunde kam man sich aussuchen!“
In Warschau fand ein Preisausschreiben statt.
1. Preis: eine Woche Urlaub in der DDR
2. Preis: zwei Woche Urlaub in der DDR
Tschechoslowakei
Radio Eriwan fragt:“ Was lieben die Slowaken am Kommunismus am meisten?
Antwort: Dass ihn die Tschechen auch haben.“
In der DDR
Zwei Vopos schieben an der Mauer Wache. Darauf der eine: „Sag mal Karl, was hältst du von der politischen Lage hier in der DDR?“
„Ja, Franz, dasselbe wie du!“ „Karl, tut mir leid, dann muss ich dich verhaften!“
Und noch ein Witz, der genau unsere damalige Wirklichkeit und den
Alltag beschreibt: Ein Einwohner einer ostdeutschen Stadt geht mit einem
großen Kranz über den Marktplatz. Ein Freund begegnet ihm und fragt
ihn, wer denn gestorben sei. Darauf der Kranzträger: „Du brauchst mir
nicht zu kondolieren. Gestorben ist keiner, nur die Dinger gab es heute
gerade mal.“
Zum Schluss
Der Humor half damals den Bürgern, die Mühen des sozialistischen Alltags zu ertragen. Kabarett und Witz mit einer treffenden Pointe waren eine Variante der Sicherheitsventile, um das Gefühl bürgerlicher Machtlosigkeit zu überwinden.
„Schön ist der Anblick lachender Menschen, aber schlimm ist, wenn man
weiß, worüber sie lachen“ (von Petr Šabach- tschechischer Literat)