Tagebuch der Weiterreise nach Kambodscha

von Brigitte Nguyen-Duong

Ein neues Visum ist nötig, um kambodschanischen Boden zu betreten. Der sympathische kambodschanische Reiseleiter Herr Miès, der ein fabelhaftes Deutsch spricht ohne jemals in Deutschland gewesen zu sein, empfängt uns in Siem Reap. Er wird uns durch die weitläufigen Tempelanlagen in Angkor begleiten.

27. April

Aspara-Tänzerinnen (Foto: Autorin)

Im Hotel bekommen wir beim Abendessen schon eine Vorahnung der fast Tausend Jahre alten Tradition der Khmer. Eine Vorführung der Apsara-Tänzerinnen, die in Kleidung und Bewegung die Reliefabbildung der Halbgöttinnen des Hinduismus nachahmen. Eine alte kambodschanische Kultur wird vor unseren Augen lebendig. In glitzernden Kostümen und goldenem Kopfschmuck faszinieren die eleganten Tänzerinnen mit ihren komplizierten feinen Bewegungen der Hände und Finger. Der Aspara-Tanz ist eine einzigartige Erzählform alter Mythologien, der ursprünglich nur vor der Königsfamilie aufgeführt wurde.

28.April

Durststrecke (40°) zum Haupttempel Angkor War (Foto: Autorin)

Ein Höhepunkt unserer Ostasienreise ist die Erkundung der Tempelanlagen in Angkor.

Die Hitze setzt uns immer mehr zu. Komischerweise darf man hier in Kambodscha keine vietnamesischen Spitzhüte tragen, erfahren wir von unsem Reiseleiter. Ein neuer Sonnenhut muss also her. 40° C gefühlte Temperatur ist heute angesagt.

Wir nähern uns den in ihrer Architektur einzigartigen und weltberühmten Tempelanlagen aus dem frühen Mittelalter. Entsprechend viele Touristen tummeln sich vor Ort. Unser klimatisierter Kleinbus entlässt uns am Tor des ersten Tempels. Bei einer der aufdringlichen Straßenverkäuferinnen erstehe ich für 5 $ noch schnell einen neuen Hut.

 Die berühmte Silhouette der Tempelanlage von Ankor Wat versetzt uns schließlich in unendliches Staunen. Die Türme des Heiligtums, das den Göttern gewidmet war, ragen wie gigantische Kathedralen aus dem Urwald empor. Hier fand vor ca. 1000 Jahren das Ritual statt, durch das der König sich mit der Gottheit identifizierte.

Dschungeltempel (Foto: Autorin)

Mühsam klettern wir in die Trümmer der fantastisch ziselierten Kunstwerke mit den unglaublich gut erhaltenen Statuen und Reliefs an den verbliebenen Mauern der untergegangenen Tempelstadt.

Über die Elefantenterrasse schleichen wir zum Jungle Tempel, der von mächtigen Baumriesen überwuchert, und wo zwischen uralten Wurzeln die Zeugnisse der meisterhaften Bauwerke wieder freigelegt wurden.

Erschöpft aber mit tiefen Eindrücken fallen wir am Abend in unsere Hotelbetten.

29. April

moderne Rikschas (Foto: Autorin)

Zum Geldverdienen durch Rikschaziehen strengt sich heute kein einheimischer Jüngling mehr an. Eine Anzahl von Tuc-Tucs stehen nach dem Frühstück vor dem Hotel bereit, um uns in Zweier-Gruppen durch die Stadt zu fahren.

 Das moderne, dem Tourismus angepassten Siam Riep zieht an uns vorbei ebenso wie ein friedliches buddhistisches Kloster, das zur Zeit der grausamen Herrschaft der Roten Khmer eine entsetzliche Folter- und Hinrichtungsanlage war. Aufgetürmte Knochen und Schädel der Opfer sind in gläsernen Bauten ausgestellt.Heute mausert sich das Regime, allerdings ganz langsam, zu einer akzeptablen Demokratie, erfahren wir von Herrn Miès.

Am Abend fliegen wir zum Abschiednehmen von Ostasien auf die idyllische Badeinsel Phu-Quoc, die heute wieder zu Vietnam gehört, jedoch näher an der Küste von Kambodscha liegt und im Laufe der Geschichte mal dem einen oder dem anderen Königreich oder Volk angehörte.

30. April, Phu-Quoc

Noch zwei Tage in Ostasien also. Ideal zum Ausruhen von den anstrengenden Touren und zum Nachdenken über die vielen Erlebnisse ist dort das Strand-Resort, wo wir in kleinen Pavillons wohnen, umgeben von Palmen und anderen exotischen Gewächsen. Baden im Pool oder im glasklaren wellenlosen Meer mit angenehmen Wassertemperaturen versetzen uns hier noch in richtige Urlaubsstimmung.(Bild29 Sonnenuntergang Phu Quoc)

1. Mai

Pfefferfarm (Foto: Autorin)

Eine kleine Inselerkundung erlauben wir uns aber doch. Ein vietnamesischer Chauffeur fährt uns mit einem Kleinbus zu einer Nuoc-Mam Firma, ein Ort der berühmten Fischsaucenproduktion. Mein Mann kann uns zum Glück dolmetschen, damit wir die Erklärungen mitbekommen.

Wir fahren ein Stück weiter zu einem in ein Museum umgewandeltes Gefängnis der französischen Kolonialmacht. Die realistische szenische Darstellung des Gefangenenalltags ist unglaublich grausam und schwer zu verkraften. Man denkt an Guantanmo oder an Robben Island.

Schöner ist die nächste Station am “weißen Strand” mit Sand so weiß wie Schnee, wo sich hauptsächlich einheimischen Familien zum sonntäglichen Badevergnügen treffen.

 Einen interessanten Stopp machen wir noch bei einer Pfefferfarm. Wir sind also dort, wo der Pfeffer wächst, nämlich an ziemlich hohen Stauden. Man könnte die Anpflanzung für ein Hopfenfeld halten. Wir dürfen die Pfefferkörner direkt von der Pflanze weg probieren, grüne und rote. Ziemlich scharf auf der Zunge. Im Straßenshop des Bauernhofs erstehen wir natürlich einige Pfeffersäckchen als Mitbringsel. (Bild 30 Pfefferfarm)

2.Mai

Abschiedsessen am Strand (Foto: Autorin)

Heute heißt es Abschied nehmen von Ostasien.

Unsere Kleidung müssen wir schon an europäische Temperaturen anpassen, denn 30 Stunden lang werden wir kein Bett mehr sehen. Eine Pause gibt es noch in Hanoi bis zum Abflug um 23 Uhr. Ein wenig Flanieren in der Altstadt, ein Besuch des bekannten Frauenmuseums passen noch in den Zeitplan. Die Hitze ist jetzt schier unerträglich und ein wenig Vorfreude auf das heimische Wetter kommt auf.

3. Mai

6h Ankunft am Flughafen Frankfurt mit einem gewaltigen Jetlag und unendlicher Müdigkeit, aber fantastischen Erinnerungen an eine grandiose Reise.

Mehr Fotos und Informationen gibt es bei: https://brigbartl.wordpress.com/vietnam/