Haselnüsse und Schwarzer Tee

von Erna Subklew

Bis auf das letzte Jahr, bedingt durch die Terroranschläge im Land, bei denen einer gezielt gegen deutsche Touristen geplant war, besuchten Millionen von Deutschen die Türkei. Man sprach von ungefähr fünf Millionen deutschen Touristen, die vor allem an den schönen Stränden pro Jahr zu finden waren.

Die Türkei, ein Land für Urlauber

Eigentlich ist die Türkei ein Reiseland par excellence. Nicht nur, dass man bis weit in den Oktober hinein die vielen Strände mit den weißen breiten Sandstreifen zum Baden und Erholen hat, daneben kann man noch jede Menge Kultur bewundern. Von den vielen Völkern, die erwiesener Maßen die Türkei besiedelten, gibt es Vieles an antiken Überbleibseln. Man muss nur etwas im Sande scharren und schon kommen alte Mauerreste zum Vorschein. Viele Bewohner in der Gegend um Izmir behaupten, dass bei ihren Dörfern die gefundenen Artefakte wieder zugeschüttet wurden, da man nicht das Geld für eine Ausgrabung in dem benötigten Umfange zur Verfügung hätte, aber auch keine Diebe anziehen wolle.
Daneben gibt es auch viele Golfplätze, die heute ja auch zu einem gelungenen Urlaub gehören.
Was nicht so gut ausgebaut ist, sind die Thermalbäder, sieht man einmal von Bursa ab, der Stadt, in der fast jedes Haus seine eigene warme Quelle hat. Diese Touristiksparte wird man aber voraussichtlich auch noch entdecken, hat man doch solche Kuriositäten wie warme Quellen mitten im Meer.
Fragt man Türkeiurlauber nach dem Ort ihres Urlaubs, so werden in der Regel Ziele an der Ägäis, auch noch im Landesinneren genannt, aber sehr selten Orte am Schwarzen Meer.

Die Schwarzmeerküste

Selbst Ausländer, die lange in der Türkei leben, haben nur selten diese Gegend besucht. So erging es auch uns fünf ehemaligen Schulfreundinnen, die alle ihre Schulzeit in der Türkei verbracht hatten und von denen keine einzige diese Küste kannte, als wir uns entschlossen, diesen Mangel im Alter zu beheben. Keine wohnte mehr in der Türkei. Wir buchten also im Reisebüro diese Route und waren sehr erstaunt, dass bei ihrem Antritt ein Kleinbus reichte, um uns und die anderen Interessenten zu befördern.
1300 Kilometer Weg lagen vor uns, denn so viele Kilometer sind es vom Bosporus bis an die Grenze nach Georgien. Diese Küstenregion ist aufgeteilt in 21 Vilayets, entsprechend unseren Provinzen, mit der jeweils gleichnamigen Hauptstadt.
Der ebene Streifen, der vom Meer begrenzt, ist verhältnismäßig schmal und steigt dann auf eine Höhe von 3000 Metern hoch. Im Gegensatz zur Ägäis gibt es nur eine bewohnte Insel an dieser langen Küste und diese hat auch nur Einwohner, die einer einzigen Familie angehören.
Die Region wird von 8,5 Millionen Menschen bewohnt bei einer Bevölkerungsdichte von ungefähr 60 Menschen auf den Quadratkilometer.

Das Klima

Im Gegensatz zur Westküste zeigt sich die Ostküste fast das ganze Jahr über in einem grünen Kleid, da sie sehr niederschlagreich ist. Das macht sie zu einem idealen Ort für den Teeanbau vor allem zwischen Städten Samsun und Trabzon.
Nach einem erstmaligen Versuch Tee im 19. Jahrhundert anzubauen, der misslungen ist wegen des nicht passenden Klimas, hat man Anfang des 20. Jahrhundert auf die Initiative eines Lehrers es noch einmal an der Schwarzmeerküste versucht und es klappte sehr gut. Alle Geschäftsleute waren darüber sehr froh, denn nun konnte man den Käufern Tee anbieten bei ihren Einkäufen, der wesentlich billiger als der sonst übliche Kaffee war: Aufgrund der damaligen Devisenknappheit in der Türkei, konnte man sich die Einfuhr von Kaffe in der damaligen Zeit sowieso nicht mehr leisten. Beim Teetrinken ist man übrigens geblieben. In den meisten Häusern gibt es einen Einfach-Samowar, der aus zwei Kannen besteht, einer größeren mit kochendem Wasser und einer kleineren mit dem Tee-Sud, so dass sich jeder den Tee in der ihm zusagenden Stärke trinken kann.
Noch eine andere Pflanze fühlt sich in dem Klima recht wohl: Die Haselnuss. Es handelt sich hier um die Lambertsnuss, eine Haselnuss, deren Nüsse besonders groß sind. Dreiviertel der Weltproduktion an Haselnüssen wächst in der Gegend von Giresun.
Einen Nachteil hat das Klima: im Sommer kann man teilweise über 40 Grad und im Winter bis -20 Grad messen.

Die ökonomische Lage der Region

Man müsste denken, dass die fruchtbaren Kulturen zu einem gewissen Reichtum der Gegend geführt hätten, aber dem ist nicht so. Nur Wenige haben es zu einem gewissen Wohlstand gebracht, vor allem diejenigen, die mit der Vermarktung der Haselnüsse zu tun haben, die anderen leben von der Hand in den Mund. Übrigens Nestle und Ferrero beziehen ihre Haselnüsse auch von hier. Wobei es der Bevölkerung früher wohl noch schlechter ergangen sein muss, denn der größte Teil von ihnen, wählt R.T. Erdogan und seine AKP. Vielleicht liegt es aber auch daran, dass Erdogan ein Schwarzmeertürke ist.
Auch die Touristik ist in der Schwarzmeer-Region wenig entwickelt im Vergleich zu dem übrigen Land. Ihr will man nun mehr Aufmerksamkeit widmen, um durch die herrschende Monokultur nicht bei jeder extremen Temperaturschwankung in die Armut geworfen zu werden.
An der Schwarzmeerküste werden noch die benötigten Boote, am Meer Wohnende, sind oft Fischer, in kleinen Werften, vorwiegend in Handarbeit aus Kastanienholz mit geringen technischem Werkzeug hergestellt. Die für diese Gegend geeigneten Boote müssen sehr elastisch sein, vielleicht wegen des hohen Wellengangs.

Völker an der türkischen Schwarzmeerküste

Schon weit in der Vergangenheit war die Schwarzmeerküste für die Völker interessant. Bereits die Hethiter hätten sie gern besessen, doch es gelang ihnen nicht sie jemals einzunehmen.
Jason bestand auf der Suche nach dem Goldenen Vlies da viele Abenteuer und die Griechen ließen sich dort nieder und hießen dann die Pontus-Griechen.
Nach der Befreiung Griechenlands aus türkischer Besetzung zogen Gruppen erstmals Richtung Griechenland. Ein Teil von ihnen, die zurückblieben, nahm den islamischen Glauben an und wechselte 1935 bei der Einführung der Nachnamen in der Türkei auch diesen, so dass sie heute nicht mehr ohne weiteres zu identifizieren sind. Natürlich wissen die betroffenen Familien von der Konversion. Der größte Teil der griechischen dort lebenden griechischen Bevölkerung aber wurde 1923 nach dem Vertrag von Lausanne abgesiedelt und zog nach Griechenland.
Angrenzend an Georgienwohnen ethnische Lasen, die mit den Georgiern verwandt sind.
Auch die Familie Erdogans soll in Georgien ihre Wurzeln haben, wie er es anlässlich eines Besuches des Landes erklärte..
Ihre Sprache, das Klassische, verliert in der Türkei immer mehr Sprecher. Atatürk veranlasste, dass als einzige Sprache im Land das Türkische gelehrt werden durfte im Gegensatz zum Osmanischen Reich und so keine der Minderheitensprachen mehr in der Schule gelernt wurden..
Die Schwarzmeertürken stehen in der Türkei etwa in der Rolle, die bei uns die Ostfriesen einnehmen. So erzählt man sich, dass die jungen Männer dieser Küste vor allem zur Marine eingezogen wurden. Um herauszufinden, wer von dort kam, musste bei der Musterung immer ein bestimmtes Wort sagen, das auszusprechen ihnen sehr schwer fiel. Darum lernte ein junger Mann eifrig die Aussprache dieses Wortes, da er nicht in diesen Truppenteil dienen wollte. Bei der Musterung wählte aber der Musterungsoffizier ein anderes Wort und so kam der junge Mann doch zur Marine.

Es gibt einige Artikel über die Schwarzmeerküste. Hier seien nur zwei genannt, dazu auch Informationen bei Wikipedia. Eine Reise für Individualisten.

http://www.bild.de/reise/traumreisen/tuerkei/unbekannte-tuerkei-schwarzmeerkueste-32474670.bild.html
https://www.google.de/search?q=schwarzmeerk%C3%BCste&ie=utf-8&oe=utf-8&gws_rd=cr&ei=SjYGV6raIMOisAGCwamwCg