von Roma Szczocarz
Als Manchester des Ostens wurde Lodz vor der Wende bezeichnet. Leider war Lodz ein Verlierer der Wende, mit dem Ende des Sozialismus standen die Webstühle still. Dieses Schicksal hat auch den ehemaligen Baumwollbetrieb von Poznanski getroffen.
Wie die Textilfabrik von Poznanski neues Leben gewonnen hat
Die Stadt Lodz und ihre Textilfabriken hatten den Menschen, die Visionäre waren, viel Glück gebracht. Das hat immer auch der Stadt geholfen, um eigene Wege zum Erfolg zu suchen. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Poznanski Fabrik verstaatlicht, damit diente sie weiterhin dem kommunistischen Polen.
In den 70er Jahren wurde sie als Julian Marchlewski Fabrik, später als Poltex weltweit bekannt. Leider führte die Wende der 90er Jahre zu zahlreichen Bankrotten und löste eine unfassbare Arbeitslosigkeit in Lodz aus.
Dieses Schicksal hat auch die Fabrik aus dem ehemaligen Imperium von Poznanski getroffen. Jahrelang hat sich der Zustand des Textil-Komplexes immer weiter verschlechtert. Am Ende des Jahres 1999 zeigte die Stadt Lodz noch einmal, dass sie für Visionäre ein sicherer Ort ist. Mit kraftvollem Engagement des letzten Geschäftsführers von Poltex, der auf der Suche nach einem Investor sich bemühte, den Poznanski-Komplex zu revitalisieren und sanieren. Die Suche erwies sich als erfolgreich und so wurde 1999 das Gelände von der französischen Firma Apsys gekauft.
Rekonstruktion des Fabrik-Komplexes
Jahrelang dauerte die Arbeit im ehemaligen Fabrik- Komplex an, um die Fabrikhallen und andere Fabrikgebäude zu revitalisieren und zu sanieren. Ein französischer Investor hat sich mit viel Kraft und natürlich auch Geld engagiert, um neues Leben in alte Mauern zu hauchen. Die Idee und das Design des Projektes brauchten acht Jahre bis zur Realisation. Über 3000 Leute waren bei der Entstehung des neuen Leitbildes für Manufaktura engagiert. So ist tatsächlich aus dem Fabrikgelände der Manufaktur das Zentrum von Lodz geworden: Zur Manufaktura gehören das größte Einkaufszentrum Polens und das mehrfach preisgekrönte Andels Designhotel. In den roten Klinkerbauten sind außerdem ein Kino und ein Kunstmuseum sowie weitere Gebäude entstanden.
Manufaktura, die Stadt in der Stadt
Manufaktura ist die Stadt in der Stadt geworden Mit 150.000 Quadratmetern ist die Manufaktura so groß, dass eine eigene Straßenbahn auf Gummirädern über das Gelände „läuft“. In die alte Fabrik zog wieder Leben ein. Die Manufaktura ist heute ein stimmungsvoller, energetischer Ort für die Einwohner der Stadt Lodz und für zahlreiche Gäste. Hier herrscht zwischen den alten Fabrikgemäuern der Manufaktura geschäftiges Treiben. Da shoppen die Menschen oder verabreden sich einfach nur. Die Manufaktura blühte auf und begeisterte die Besucher, und es war wieder Leben dort.
Auf dem Weg zum Geld – Die Geschichte von Izrael Poznanski
Izrael Poznanski geboren 1833 in Aleksandrow in der Nähe von Lodz als der jüngste Sohn der jüdischen Eltern: Vater Kalman, Mutter Malak, die aus Stadt Kowald stammten. 1834 kam Izrael mit seinen Eltern nach Lodz. Hier schloss er die Grundschule und das Gymnasium ab. Im Gymnasium bekam er die Grundlagen des Unternehmertums vermittelt. Izrael Poznanski verdankte seine Position vor allem schwerer Arbeit von jungen Jahren an. Schritt für Schritt ging es zum zukünftigen Multimillionär voran.
Als er siebzehn Jahre alt war, heiratete er Leoni Hertz.
1852 übernahm Izrael das Fachgeschäft seines Vaters und erweiterte es: Zwischen 1871 und 1892 kaufte er an der Ogrodowa Straße Grundstücke und baute dort seine Textilbetriebe auf. Izrael starb am 29. April 1900 und wurde im Familiengrab auf dem Neuen Jüdischen Friedhof in Lodz beigesetzt.
Poznanskis Lebenslauf weist eine radikale Wandlung auf. Zuerst galt er als rücksichtloser Arbeitgeber, der sich nicht um die Sicherheit seiner Arbeiter kümmerte – die Arbeiter waren eher Sklaven. Als er älter wurde, fing er an, sich karitativ zu engagieren. Er baute Waisenhäuser, Schulen für Kinder aus ärmeren Familien und Krankenhäuser. Beispielweise: Das Jüdische Krankenhaus, heute das Universitätskrankenhaus auf der Sterling Straße. Neben der Fabrik wurde von Izrael Poznanski ein riesiger Palast gebaut. Er wurde in einem Mix aus Neobarock und Jugendstil erbaut. Heute befindet sich dort das Museum der Geschichte der Stadt Lodz.
Mehr Information über Poznanski:
https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Izrael_Poznanski&printa
Izrael Poznanski in der Literatur
Die Figur des Moritz Welt aus Wladyslaw Reymonts Roman “Das gelobte Land“ hat Izrael Poznanski zum Vorbild, ebenso die Figur des Max Ashkenasi in dem Roman „Di brider Ashkenasi“ von Israel Joschua Singer.