Têt, das Neujahrsfest in Vietnam

Von Brigitte Nguyen-Duong

Das Neujahrsfest ist in Vietnam das wichtigste Fest des Jahres. Übersetzt bedeutet Têt „der erste Morgen des ersten Monats“.

Mondkalender

Dieser Jahresbeginn richtet sich nach dem Mondkalender und wird immer am Tag des zweiten Neumondes nach der Wintersonnenwende gefeiert. Nach unserem Kalender variiert das Datum zwischen dem 21. Januar und 21. Februar. Das Neujahrsfest ist zugleich das Fest des Frühlingsanfangs. Im Zyklus von 12 Jahren steht das Neue Jahr jeweils im Zeichen eines der 12 verschiedenen Tiere. Dieses Jahr ist das Jahr des Pferdes und am kommenden Neujahrstag, dem 19. Februar 2015 beginnt das Jahr der Ziege. So ist jeder Mensch im Zeichen eines der 12 Tiere geboren und kann sich bei der Wiederholung seines Tierjahres besonderes Glück erhoffen.

Vor dem Fest

Zur Vorbereitung geht es in Vietnam zu wie bei uns vor Weihnachten. Es wird geputzt, gebacken, gekocht und dekoriert. Dabei nimmt man vor allem traditionelle Blüten und Früchte für die Wohn- und Außenbereiche der Dörfer und Städte. Kinder bekommen zum Têt neue Kleider. In den Geschäften ist Hochbetrieb, denn über die Feiertage, die sich über mindestens drei Tage hinziehen, ist alles geschlossen. Auch werden in den meisten Familien Angehörige zu Besuch übers Fest erwartet.

Legenden und Mythen

Einer Legende nach sollten keine Schulden ins Neue Jahr hinüber offen bleiben. Das bringt Unglück. Der Glaube an das Glück spielt nämlich eine große Rolle. So soll der Sage nach am Ende des Jahres das Drachenmonster aus seiner Höhle kommen, um seinen Hunger zu stillen. Um sich vor dem Jahresmonster zu schützen, machen die Menschen Lärm und Feuer und färben alles rot, da das Monster angeblich sensibel auf die Farbei rot und Lärm reagieren würde. Aus diesem Grund ist in festlichen Dekorationen und Accessoires hauptsächlich die Glücksfarbe Rot zu sehen. Lärm wird im krachenden Feuerwerk und mit lauter Musik veranstaltet. In aufsehenerregenden Drachen- und Löwentänzen verscheuchen Künstler und Akrobaten die bösen Geister auf ihre Art.

Neujahrsmorgen

Am Morgen des Neuen Jahres oder Frühlingsbeginns begrüßen die Kinder ihre Eltern und wünschen ihnen ein gesundes und glückliches Neues Jahr mit dem Spruch: „Hundert Jahre sollst du leben“. Dafür bekommen sie als Geschenk einen roten reich verzierten Umschlag, der einen Geldschein enthält.

Alle wünschen sich gegenseitig viel Glück, Gesundheit und Wohlstand. Es wird auch der Ahnen gedacht und Respekt erwiesen, indem man Räucherstäbchen anzündet. Viele Familien besuchen anschließend festlich gekleidet, gemeinsam einen Tempel oder schlendern herausgeputzt durch die blumengeschmückten Straßen und Parks.

Festessen

Ein wichtiger Bestandteil des Têt-Festes sind die traditionellen Speisen. Vor allem die berühmten Kuchen aus Klebreis, Bohnen und Fleisch, die kunstvoll in Bananenblätter eingewickelt werden. Sie dürfen bei keiner Têt-Feier fehlen. Während der dreitägigen Festlichkeit gibt es mehrere reichhaltige Mahlzeiten. Am ersten Feiertag versammelt sich nur die engere Familie am Tisch. Am zweiten und dritten Feiertag werden weitere Familienangehörige und Freunde zu einer überbordenden Tafel eingeladen mit Speisen von Ente, Hühnchen, Fisch und vielen Gemüsen und Früchten, alles wunderbar gewürzt und dekoriert. Dazu wird Tee oder Bier und Limonade getrunken.

Têt in unserer Familie

Die Gelegenheit, das vietnamesische Neujahrsfest zu feiern, lässt sich auch unsere Familie in Ulm nicht nehmen. Zum Têt erinnern wir uns immer gerne an die vietnamesischen Wurzeln meines Mannes, und alle in der Nähe wohnenden Familienmitglieder, Geschwister, Kinder und Enkel versammeln sich zum traditionellen Wok-Essen , mit köstlichen fernöstlichen Spezialitäten. Natürlich gibt es dabei für die Jüngsten auch das traditionelle Geschenk im dekorierten roten Umschlag.

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