Kinderliteratur früher und heute

von Elisabeth Grupp

Also lautet der Beschluss, dass der Mensch was lernen muss.
Nicht allein in Schreiben Lesen übt sich ein vernünftig Wesen,
sondern auch der Weisheit Lehren muss man mit Vergnügen hören.
Dass dies mit Verstand geschah, war Herr Lehrer Lämpel da…….Wilhelm Busch

Kinderliteratur früher

Bis ins 18. Jahrhundert gab es keine Kinderliteratur im eigentlichen Sinn. Kinder wurden als kleine Erwachsene betrachtet, deren Kindheit als Übergangsphase galt. Erst später setzte sich allmählich die Erkenntnis durch, dass Kinder ihre eigene Art haben, zu sehen, zu denken und zu fühlen.
Um diese durchzusetzen wurde um 1790 die moderne Kinderliteratur erfunden. In den ersten Jahrzehnten war diese Literatur noch stark moralisierend. Zu belehren schien den Autoren weit wichtiger zu sein als zu unterhalten. Als kindliche Moral stand für die Erziehung absoluter Gehorsam und Disziplin im Vordergrund. Bis im Jahre 1845 der Kinderarzt Heinrich Hoffmann mit dieser Tradition brach und mit dem grotesken, makabren „Struwwelpeter“ eines der berühmtesten Kinderbücher Deutschlands veröffentlichte.
Im selben Jahr wie „Alice im Wunderland“, erschien 1865 Wilhelm Buschs satirische „Max und Moritz“- Geschichten.
Wenn sie auch heute zunehmend in Vergessenheit geraten sind, so werden sie immer noch zitiert.

Kinderliteratur im Verlauf

In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wendet sich die Kinderliteratur der unmittelbaren Wirklichkeit zu. Dem erhobenen Zeigefinger sowie der übermächtigen, drückenden Angstparodie wurde in kindlichem Verstehen und Anpassung ein Ende gesetzt.
Mark Twains Held, der abenteuerlustige Waisenjunge Tom, ist der erste wirklich realistische Held der Kinderliteratur. Speziell für Mädchen entsteht eine Literatur, die praktische Lebenshilfe bietet: die sogenannte Backfischliteratur „Der Trotzkopf“. Der große Erfolg führte dazu, dass viele Mädchenbücher verfasst wurden, wie „Hanni und Nanni“, „Das Nesthäkchen“, oder die Dolly-Reihen.
Ende des 19. Jahrhunderts konnte die Literatur erstmals ein breites Publikum erreichen. Mit „Heidi“ 1882, dann „Das Dschungelbuch“, oder „Wind in den Weiden“, ja bis zu der bekannten Tierparabel „Biene Maya“ – als Roman oder Bilderbuch – wird unter großer Auflage verkauft.
Um 1920 entstanden Großstadtromane und neue Sachlichkeit wie z.B. „Emil und die Detektive“ von Erich Kästner und nach der Kriegszeit 1944 Kinderbücher im Reich der Fantasie mit „Pippi Langstrumpf“.

Kinderliteratur heute

Nach einer kurzen Phase der Antiautoritätsbewegung und „Nein-Buch für Kinder“ setzen Autoren der „heilen Bullerbü-Welt“ eine Literatur der Aufklärung entgegen.
1980 schafft erstmals ein Kinderbuch den Sprung in die Spiegel Bestsellerliste. Auch andere moderne Kinderbücher nutzen neue Erzähltechniken, erzählen streng persönlich in der Sicht ihrer kindlichen Leser und dehnen oder raffen die Zeit ganz entsprechend deren Wahrnehmung.
Dass die kindliche Lust am Lesen ungebrochen ist, zeigt der Erfolg der fantastischen Romanreihe Joanne K. Rowlings. In ihrer Geschichte vom Zauberlehrling „Harry Potter“ vereint die englische Autorin Elemente, die Kinder aller Länder seit Jahrhunderten lieben: Magie und Mystik. Ihr gelingt damit ein globaler Weltbestseller. Nicht nur von Jugendlichen mit Hingabe gelesen, sondern auch Erwachsene konnten sich für dieses Werk begeistern.
Eine Kindheit ohne Bücher wäre keine Kindheit. Es wäre, als ob man aus dem verzauberten Land ausgesperrt wäre, aus dem man sich die seltsamste aller Freuden holen könnte.
Dennoch gibt es Jugendliche die noch nie ein Buch gelesen haben.
Der römische Dichter Cicero sagte: „Ein Zimmer ohne Bücher ist wie ein Mensch ohne Seele.“

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