Das Deutsche Literaturarchiv Marbach

Dietrich Bösenberg

Wer sich etwas intensiver mit Literatur beschäftigt, der begegnet früher oder später dem Deutschen Literaturarchiv Marbach.
von

Das Archiv

Der Begriff Archiv drückt bei weitem nicht aus, worum es sich handelt. Das heute unter dem Namen Deutsches Literaturarchiv Marbach firmierende Institut wurde 1955 gegründet, hat jedoch ein lange Vorgeschichte. Es ist untrennbar mit dem Namen Friedrich Schiller verbunden, zu dessen Ehren bereits im 19. Jahrhundert der Marbacher Schillerverein und danach das Schiller-Nationalmuseum entstanden waren. Eine Bildungs- und Forschungsstätte für neuzeitliche Literatur war schon damals die Zielsetzung.
Heute bildet das Archiv zusammen mit dem Schiller-Nationalmuseum und dem 2004 ins Leben gerufenen Literaturmuseum der Moderne einen weltweit einmaligen Komplex, dessen Bedeutung national und international hoch anerkannt ist. Forschung, Erschließung und Bewahrung des nationalen Literaturgutes waren und sind die wesentlichen Aufgaben.
Hier sind Text- und Bildsammlungen der deutschen Literatur von 1750 bis zur Gegenwart vereinigt. Eine Abteilung für Handschriften besitzt nicht nur unzählige wertvolle Originale von Einzeldokumenten, sondern über 1000 Nachlässe bedeutender Schriftsteller und Gelehrter.

20. und 21. Jahrhundert

Literaturmuseum im Bau, Foto:
Wikipedia, Mussklprozz

Der Literatur dieses Zeitabschnittes widmet sich das „Literaturmuseum der Moderne“ (LiMo). In einem vor 10 Jahren errichteten eindrucksvollen Gebäude, die Architektur erinnert an klassische Tempel, werden Exponate aus den reichen Beständen des Archivs gezeigt, sowohl als Dauerausstellungen als auch mit wechselnden Inhalten. Gemälde, Skulpturen, Graphiken u.v.m. gehören ebenso dazu, wie Musikalien, z. B. Notendrucke- und Originalhandschriften. Ergänzend werden Begleitprogramme geboten in Form von hochkarätigen Vorträgen, Lesungen und Führungen. Besondere museumspädagogische Angebote wenden sich an die interessierte Jugend.

Aktivitäten

Qualität und Niveau des Literaturarchivs werden verdeutlicht, wenn man die Namen bedeutender Autoren liest, deren Archive und Nachlässe gehütet werden, oder am Beispiel aktueller Neuerwerbungen, von denen einige nachstehend erwähnt werden sollen:

– Erwerb eines bisher unbekannten „Schwarzen Heftes“ von Martin Heidegger (2014).

– Übernahme eines großen Teils des Archivs von  Tankred Dorst und seiner Lebensgefährtin und Co-Autorin Ursula Ehler. Es enthält
zahlreiche Manuskripte, Werkentwürfe, Bühnenfassungen und Materialien   
zu nahezu allen Aufführungen der Theaterstücke sowie Prosatexte.
(2012)

– Der Georg-Büchner-Preisträger Wilhelm Genazino, einer der wichtigsten Autoren der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur, übereignet sein Archiv dem DLM (2012).

– Erwerb des Schreibens von  Franz Kafka an seinen Freund Max Brod über seine Angst vor Mäusen. Den vierseitigen Brief hatte Kafka am 4. Dezember 1917 in Zürau verfasst. Auch weitere Dokumente aus dem Nachlass von Franz Kafka sind in Marbach archiviert.

– Übernahme des Archivs der Deutschen Akademie für Sprache Dichtung als Dauerleihgabe. Der umfangreiche Bestand dokumentiert eine eigene Kulturgeschichte Deutschlands nach 1949. Sie gilt als eine der bedeutendsten Einrichtungen zur Pflege der deutschen Sprache und Literatur und hat das Geistesleben in der Verbindung von Dichtung, Wissenschaft und Kritik entscheidend geprägt. (2014).

– Ernst Jünger hat seinen schriftstellerischen Nachlass schon zu Lebzeiten ins Deutsche Literaturarchiv Marbach gegeben. Einige Tagebücher und Fotografien von Ernst Jünger sind in der Ausstellung „1914. Literatur und Krieg“ im Literaturmuseum der Moderne zu sehen.

Standort

Schillermuseum Foto: Wikipedia,
Mussklprozz

Das Deutsche Literaturarchiv Marbach hat seinen Sitz in 71672 Marbach am Neckar, auf der Schillerhöhe, einem aussichtsreichen Punkt über dem Neckartal. Ein Besuch lohnt sich jederzeit.

Bilder aus http://de.wikipedia.org/wiki/Deutsches_Literaturarchiv_Marbach, freigegeben unter GNU Free Documentation License, Version 1.2

Link

Deutsches Literaturarchiv Marbach