Verpackungen – Schutz und schöner Schein

von Eleonore Zorn

Die Weihnachtszeit erinnert mich Jahr für Jahr daran, wie viel sich seit meiner Kindheit in der Nachkriegszeit verändert hat.
Eine solche Vielfalt an Geschenkpapier, Schachteln und farbenprächtigen Kordeln und Bändern hätten wir damals auch gerne gehabt, um die kleinen Gaben einzupacken.

Geschenkpapier – der schöne Schein

Geschenke, Foto ratioform

Meine Mutter sammelte „Stanniolpapier“, das in den Schokoladenpackungen und Zigarettenschachteln war. Bei uns gab es selten Schokolade und nie Zigaretten, also mussten wir mit offenen Augen durch die Straßen gehen und dort nach den glänzenden Papierchen suchen. Gesäubert und gebügelt dienten sie dann als Geschenkpapier oder zur Not auch mal als Lametta-Ersatz. Eigens angefertigtes Geschenkpapier war damals eine schwer erhältliche und meist unerschwingliche Rarität.
Heute stehen uns Papierbogen aus ganz verschiedenen Materialien zur Verfügung: Dickes Packpapier, silbern und golden besprühtes feines Papier, Gold- und Silberfolie aus Kunststoff oder sogar aus dünn ausgewalztem Metall. Kunstvoll bedruckt, mit Flock-Print versehen, glatt oder mit gestanzten oder geprägten Mustern. Besonders fein ist japanisches Reispapier und Seidenpapier.

Fernöstliche Verpackungskunst ist eine Augenweide

In fernöstlichen Ländern spielt das richtige Verpacken eine große Rolle und hat oft symbolischen Wert, der sich uns hier nicht gleich erschließt. So muss an Neujahr alles in Rot verpackt sein, denn die rote Farbe bedeutet Glück und Wohlstand. In Japan stellt die Verpackungsindustrie einfallsreiche Behälter aus verschiedenen Materialien wie zum Beispiel Holz, Bambus, Seidenabfälle, Glas oder Metall her. Eine solche Schachtel erhält nach dem Auspacken oft eine neue Verwendung als Aufbewahrungsgefäß für Briefe, für Krimskrams oder Nähzeug. Meist sind diese Verpackungen auch robust und lange haltbar.

Aufwertung des Inhalts

Manches nicht so wertvolle Geschenk gewinnt durch die prachtvolle äußere Hülle. Es erregt auf jeden Fall Aufmerksamkeit und erfreut den Beschenkten. Es zeigt die Mühe des Schenkenden, seine Gabe zu verschönen und nicht nur durch Verpacken zu schützen.

Schutz und Sicherheit von Lebensmitteln und Waren

Styropor, Foto privat

Heutzutage sind Lebensmittel-Verpackungen oder die Verpackungen von Haushaltsgegenständen sehr gut durchdacht, da sie ja die Ware gut und sicher zum Konsumenten bringen sollen. Deshalb gibt es auch viel praktisches und schützendes „Füllmaterial“ wie beispielsweise Styropor-Kügelchen sowie speziell geformte Styropor-Formen in allen Größen. Zerbrechliches kann darin nicht verrutschen und ist weich gebettet. Der Außenkarton aus Wellpappe bietet reichlich Platz für Werbung. Es gibt inzwischen auch Flocken aus natürlichem Material wie Mais, die als luftige und kompostierbare Streumasse die Leerräume zwischen den Gegenständen in Kartons auspolstern. Polyester wird zu Bäuschchen verarbeitet, die aussehen wie natürliche Baumwolle. Diese meist weißen, daunenweichen Bällchen halten empfindliche und leicht zerspringende Glasgegenstände in den Papp-Kartons während des Transportes in der richtigen stabilen Lage.

Kunststoff – das vielfältig einsetzbare Verpackungsmaterial unserer Zeit

Kunststoff-Folien, die zu wasserdichten Gefäßen oder zu jeder Art und Form von Verpackungsmaterial verschweißt, gewalzt oder vernäht werden können, ergänzen die Vielfalt der heutigen Verpackungsmaterialien.
Hinzugekommen sind in letzter Zeit Kunststoff-Folien, die Lebensmittel frisch halten und sogar durch hinzugefügte temperaturempfindliche oder in anderer Weise sensible Eigenschaften den Zustand des verpackten Inhaltes anzeigen können. So können bestimmte vom Lebensmittel ausgehende Gase eine Verfärbung des Kunststoffes bewirken, die zum Beispiel den Verderb von Fleisch erkennbar machen.

Verpackungsmaterial – schon früher unverzichtbar

Auch in früheren Epochen war es wichtig, Waren sicher zu verpacken, damit sie gegen Witterungseinflüsse, Druck, Beschädigung durch Fall aus größerer Höhe und auch gegen Diebstahl geschützt sind.
Die Menschen waren in dieser Hinsicht schon immer kreativ und einfallsreich. Materialien wie Schilf, Pflanzenfasern, Weidenzweige, Rattanrohr, Holz, Stroh und Ton wurden verwendet. So entstanden Weidenkörbe, Holzkisten, aus Stroh geflochtene Taschen, runde und eckige Gefäße, Säcke, Gefäße aus Ton, die innen mit Heu oder Stroh ausgekleidet wurden.
Die Kisten und Kästen, Säcke und Körbe wurden häufig mit Hilfe von Ledergurten, Leder- oder Eisenbeschlägen zusätzlich sicherer und haltbarer gemacht. So entstanden oft kostbare Transportgefäße, die bis in die heutige Zeit gut erhalten und eine Augenweide für die Betrachter sind.

Braut-Truhen –  stabile Unterbringungsorte für Wäsche und Hausrat
Die Braut-Truhen aus vergangener Zeit, die man noch heute gerne in Museen bewundert, sind ein Beispiel dafür, dass sie nicht allein für den eigentlichen Zweck, nämlich den Hausrat und die Aussteuer einer Braut zu transportieren, gefertigt wurden. Sie sollten auch im Hausstand der jungen Familie weiterhin als Aufbewahrungsort für Kleidung, Wäsche und nebenbei als Sitzgelegenheit dienen. Auch als Zeichen von Wohlstand wurden sie in vielen Fällen reich verziert, mit silbernen und vergoldeten Schlössern, Bändern sowie mit Kappen an den Ecken der Kisten oder Truhen versehen. Ein Familienwappen vervollständigte gelegentlich so ein Möbelstück, das ursprünglich nur ein Transportgegenstand war.

Spezialtransporte – der Phantasie sind keine Grenzen gesetzt

Eine ganz neue und fortschrittliche Form von Transportmitteln sind die Spezialanfertigungen aus hitzefestem Keramikmaterial, die zum Beispiel für Transporte zu den Weltraum-Stationen dienen. Über die Eigenschaften dieser Kisten und  Kästen forschen Wissenschaftler in aller Welt, um sie noch perfekter für den Transport von hochempfindlichen wissenschaftlichen (meist elektronischen) Geräten zu gestalten.

Bananenblätter – heute noch unverzichtbar in manchen Ländern

So ausgereift, verfeinert und verbessert in unserer Zeit viele Transportbehälter sind, so werden in manchen Gegenden der Erde auch heute noch vollkommen natürliche im Umfeld vorhandene Gefäße und Hüllen benutzt. Sie tun auch heute noch ihren Dienst und sind vor allem billig.
Die grünen Bananenblätter halten Fleisch und andere Lebensmittel frisch. Getrocknet dienen sie zum Einwickeln von so manchen Gebrauchsgegenständen. Die Kokosnuss-Schalen sind für flüssige Lebensmittel geeignet, sind Becher oder Essgeschirr.
Die gereinigten und getrockneten Innereien und Häute von Tieren dienen als Wasserbehälter und Verpackungshilfe. Im Gegensatz zu Holzkisten schonen sie den Rücken der Lasttiere von Kamel-Karawanen.
So hat sich der Mensch schon immer zu helfen gewusst, lange bevor es Papier und Plastik-Tüten gab.

Ist Kunststoff als Verpackungsmaterial unbedenklich?

Bei aller Freude über die Vielfalt der heutigen Materialien zum Verpacken, Transportieren und Schützen von Lebensmitteln, Waren und Gegenständen ist zu bedenken, dass viele der Materialien nicht gut für unsere Umwelt sind.
Die Meere sind schon jetzt von kleinen Kunststoffteilen verschmutzt, die von den Fischen als vermeintliche Nahrung aufgenommen werden. Es ist sehr bedenklich, wenn Tiere diese unverdaulichen Reste in ihrer natürlichen Umgebung vorfinden und für Nahrung halten, die ihnen leider schadet.

Tragetaschen – nützlich, aber nicht unbedenklich

Verpackung Foto privat

Jeder vernünftige Mensch wird es begrüßen, dass eine Kampagne in Deutschland gestartet wurde, die für den verantwortungsvollen Umgang mit diesen praktischen Einkaufstaschen aufruft.
Diese für die Werbung sehr geeigneten Plastiktüten haben den Herstellern und Verbrauchern nun schon lange Freude und Nutzen gebracht. Es wird Zeit, wieder zu den Leinenbeuteln, Weidenkörben und Jutesäcken zurückzukehren.
Ein verantwortungsvoller Umgang mit den Kunststoff-Tragetaschen und die Beschränkung auf eher seltenen Gebrauch dieses modernen Verpackungs- und Transportmittels wäre auf jeden Fall der richtige Weg, unsere gefährdete Umwelt zu schützen.

Kleidung – mehr als schützende Hülle

Nicht zuletzt ist jede Art von Kleidung ein „Verpackungsmaterial“, das uns vor Hitze und Kälte, Regen und Schnee, Wind und Sturm schützen soll.
Sie ist längst von ihrem Nutzwert zu einer Freude für den Träger geworden, zu einem unerschöpflichen Thema und zur Anregung unserer Phantasie. Kreative Menschen beschäftigen sich mit der Perfektionierung von Material und Schnitt. Design ist das Zauberwort, das jahrein, jahraus einen ganzen Industriezweig auf Trab hält und vielen Menschen zu einem Job verhilft.
Eine erfreuliche und sehenswerte Verpackung ist unsere Kleidung schon immer gewesen und wird es ganz sicher bleiben.
In diesem Sinne ist Kleidung eine nie endende „Verpackungsgeschichte“ der Menschheit.