von Hildegard Neufeld
Für alle, die zwischen den beiden Weltkriegen geboren sind, hat sich im Laufe ihres Lebens „die Welt“ teils gravierend verändert. Noch nie ist eine Generation zuvor mit so vielen technischen Entwicklungen, Neuerungen und Veränderungen konfrontiert worden wie wir).
Verkehr
Ich bin auf dem Lande aufgewachsen, und auf meinem Schulweg begegnete ich fast ausschließlich Pferdewagen, landwirtschaftlichen Fahrzeugen oder Kutschen. Nur selten kreuzte ein Auto meinen Weg.
Die ersten Pkws, denen ich ausweichen musste, waren die sog. „Käfer“, die späteren und noch keine Volkswagen. Die „neuen Technologien“ waren noch in weiter Ferne und entbehrten wohl auch jeder Vorstellungskraft der Bevölkerung.
In der nahen Stadt fuhr eine Straßenbahn, die man mit einer Fahrkarte benutzen konnte, die damals noch nicht „Ticket“ hieß und auch nicht aus dem Automaten kam.
Auch die Eisenbahn verkehrte regelmäßig und war damals immer pünktlich. Die Fahrkarten wurden am Schalter gekauft und noch nicht per Handy oder Internet geordert.
Einst wählten die Reisenden zwischen Regional- und Fernzügen, später zwischen Eil-, Schnell- oder D-Zügen, die sich heute als IC- oder ICE-Zug bezeichnen und manchmal gar als „Sprinter“. Sie unterscheiden sich vor allem durch ihren Fahrpreis von den anderen Zügen.
Familienleben
In meiner Jugend hat man zuerst geheiratet und dann zusammen gelebt. Es gab noch den Kuppelparagraphen, der besonders von Vermieterinnen oder auch Hotels und sonstigen betroffenen Verantwortlichen streng berücksichtigt wurde.
Als ich während meines Studiums ein Zimmer bei zwei alten Damen mietete, wurde mir bedeutet, dass männliche Besucher lediglich in der offenen Diele Platz nehmen dürften und nicht etwa im persönlichen Wohnbereich.
Mit einem männlichen Bekannten oder Freund „zu Gehen“ bedeutete fast schon soviel wie „verlobt zu sein“.
Wir waren bereits auf der Welt, bevor es „die Pille“, Pampers, die Emanzipation und durch Computer gesteuerte Heiratsvermittlungen gab.
Der Beruf Hausmann war noch nicht erfunden, und Babywickelkurse für werdende Väter lagen ebenso wie die Kindererziehungszeiten für engagierte Väter noch in weiter Ferne.
Sprache und Bezeichnungen
Im Laufe unseres Lebens hat sich auch unsere Sprache verändert. Einst sagten wir zur Begrüßung in der Regel „guten Tag“, später (wenn auch vorübergehend) „Heil Hitler“ und heute oftmals oder sogar überwiegend nur „Hallo“.
Und wenn wir etwas gut fanden, bemerkten wir oft anerkennend „es ist schön“ und nicht „super“ oder „okey“. Wir sprachen noch von dem neuen Kleid, dem Mantel oder der Garderobe und noch nicht vom „Outfit“.
Wir feierten unsere kleinen und auch großen Feste und noch nicht „Parties“, und die gelegentlichen oder auch besonderen Höhepunkte waren noch keine „Highligts“. Als Bewunderer von Sportlern, Schauspielern und beliebten Künstlern bemühte man sich zuweilen um einen persönlichen Kontakt, gründete aber noch keine „Fangemeinden“.
Die Verkäufer und Verkäuferinnen hatten damals noch keinen „Job“ und arbeiteten auch noch nicht im „Shop“, sondern in einem Laden.
Und wenn in der zunehmend mit Anglizismen versehenen Kommunikation das Wort „Kids“ fiel, dachten wir an kleine Rehe.
Unser Haushalt
Einst kauften wir Mehl und Zucker pfundweise in Tüten und Milch in den hauseigenen Milchkannen ein. Die heutigen gestylten und aufwendigen Verpackungen gab es noch ebenso wenig wie die nicht recycelfähigen Plastiktüten, die nun unsere Müllberge anwachsen lassen.
Es gab noch keine Staubsauger, Waschmaschinen, Geschirrspülautomaten und auch noch nicht die praktischen elektrischen Bügeleisen. Die moderne technische Küchenausrüstung sowie Zentralheizung und Klimaanlagen hatten zumeist noch nicht einmal in unseren Träumen Eingang gefunden, und Rasenmäher waren noch meilenweit von ihrer Selbständigkeit entfernt.
Wir mussten noch alles selber tun und mit dem auskommen, was wir hatten. Zu glauben, dass der Staat uns versorgen würde, wenn wir über unsere Verhältnisse lebten, wäre undenkbar gewesen. Wer mehr ausgab als er eingenommen hatte, und vor dem „Nichts“ stand, galt als Bankrotteur.
Gesundheit
Wir wurden vor der Erfindung des Penicillins, der Schluckimpfung, der Herzschrittmacher, der Stents und der „Pille“ geboren.
„Künstliche Nieren“, Herzklappen und die Implantation sonstiger Organe waren noch nicht erfunden und ebenso die künstlichen Hüft- und Kniegelenke sowie die Implantation sonstiger Körperteile.
Überrascht wurden wir einst auch durch die neuen Möglichkeiten der Inspektion unseres Körperinnern, die uns oft dringend benötigte und wichtige Erkenntnisse für die Therapie zur Verfügung stellen. Wir werden mit neuen Begriffen, wie Digitale Röntgendiagnostik, Magnetresonanztomographie, MD-Spiral-Computertomographie und dergleichen konfrontiert und haben die Hilfe, die wir durch die neue medizinische Technik erfahren, dankbar zu nutzen und schätzen gelernt.
Elektronik und Multimedia
Wir waren schon auf der Welt als die ersten Rundfunk- und Fernsehsendungen ausgestrahlt wurden und haben auch die Entwicklung vom Schwarz-Weiß- zum Farbfernsehen miterlebt. Seitdem haben die elektronischen Medien sich einen festen Platz in unserem Leben erobert, und sie sind es nicht allein, sondern befinden sich in anspruchsvoller und attraktiver Gesellschaft, zum Beispiel von PC und Internet.
Elektronik und Multimedia haben inzwischen die Möglichkeiten, aber auch die Art und Weise verändert, wie wir beispielsweise fernsehen, Musik hören, telefonieren, fotografieren, kommunizieren und uns Informationen beschaffen.
Die elektronischen Medien werden laufend weiter entwickelt und haben immer wieder Veränderungen – auch in unserem Leben und Tun – bewirkt. Die einst so beliebten Schallplatten gibt es nicht mehr, auch tragbare CD-Player, Videokassetten und selbst Telefonzellen verschwinden allmählich aus unserem Alltag. Schließlich hat fast jeder ein Handy, das sich nahezu zu einem „Alleskönner“ entwickelt hat.
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http://www.hilfreich.de/wie-elektronik-und-mulitimedia-unser-leben-veraendern_7223