Kasimir Malewitschs Arbeiterbilder

von Anne Pöttgen

Mit dem Namen Kasimir Malewitsch verbindet man gemeinhin das „Schwarze Quadrat“: Es war der Gipfel des Ungegenständlichen, der reinen Empfindung, sein Suprematismus. Im Strudel der Politik nach 1917 kam er zum Gegenständlichen zurück. Freiwillig?

Revolutionäre Zeit

Holzfäller

Wie alle Maler durchläuft Malewitsch verschiedene Werkphasen. 1879 geboren, lernt er in seiner Jugend noch den Impressionismus kennen und beginnt in dieser Manier zu malen. Seine künstlerische Ausbildung musste er sich erkämpfen, aber schon bald  fand er Anschluss an eine Künstlergruppe und nahm an Ausstellungen teil. Er wandte sich den neuen Malstilen zu, Kubismus aus Frankreich und Futurismus aus Italien wurden miteinander verquickt zum Kubofuturismus. Man war Avantgarde.
Seit 1905 herrschte Umbruchstimmung in Russland, Schriftsteller und Maler sehnten den Zusammenbruch der alten Ordnung herbei, sie träumten von der Geburt eines neuen Russland.

Nach 1917

Messerschleifer

Die Februarrevolution wurde von breiten Kreisen der Künstler begrüßt. Der berühmte Dichter Majakowski schrieb: „Wir werden das Leben neu gestalten – bis zum letzten Knopf unserer Weste hinunter.“
Leider war es so, dass das neue Regime das Leben der Künstler neu gestaltete. Das bekam auch Malewitsch zu spüren. Zwar war er der Meinung, er hätte mit seinen futuristischen Bildern die revolutionäre Zukunft bereits vorweg genommen, aber die Kommissare waren anderer Ansicht. Mitte der zwanziger Jahre fiel Malewitsch in Ungnade, er verlor seine Stelle als Leiter des Instituts für künstlerische Kultur in Petrograd, dem früheren und jetzigen St. Petersburg. Während dieser Zeit war er überwiegend pädagogisch tätig.

Im Ausland

Roggenernte

1927 konnte Malewitsch in Berlin in der Galerie Diemen während der Großen Berliner Kunstausstellung 70 seiner Ölbilder zeigen. In Dessau veröffentlichte er im Bauhaus-Verlag seine Schrift „Die gegenstandslose Welt“.
Schon nach wenigen Monaten kehrte er nach Russland zurück, aber seine Bilder und Manuskripte blieben in Deutschland. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden die Bilder vom Stedelijk-Museum, Amsterdam, gekauft.

Stedelijk-Museum

Wahrscheinlich rückdatiert

Bis zum 2. Februar 2014 werden im Stedelijk-Museum, Amsterdam, Werke aus dem eigenen Bestand und darüber hinaus aus zwei Sammlungen russischer Avantgarde gezeigt. Auch hier wird man das Rätsel der Falschdatierungen auf den Bildern Malewitschs nicht lösen können. Es gibt Bilder, die an Cezanne oder Matisse erinnern, datiert in die Jahre vor dem ersten Weltkrieg, tatsächlich aber wohl in den zwanziger und dreißiger Jahren gemalt. Warum dieses Versteckspiel? Niemand kann es sagen, seine Hinterlassenschaft ist immer noch unerforscht, sie ruht in russischen Archiven.

Die Bauern

Seinen geometrischen Formen zog Malewitsch Hosen, Röcke und Jacken  an und nannte sie Bauern oder Bäuerinnen. So versuchte er den Kommissaren ein Schnippchen zu schlagen. Trotzdem wurde ihm die Arbeit in einem staatlichen Institut verboten. Malewitsch starb 1935 an einem Krebsleiden.

Links

Acht Minuten Bilder
Die Ausstellung des Stedelijk-Museums kommt vom 11. März bis 22. Juni 2014 in die Bundeskunsthalle, Bonn