Furcht, Glaube und Fortschritt.

von Liane Rohn

Ein paar Gedanken zur Entwicklung der Arbeit von der Antike bis ins 20. Jahrhundert.

Ein Blick weit zurück in die Antike.

Für Platon war die bewusste Auseinandersetzung mit der Erforschung der Natur und Gesellschaft „ein Dilemma“. Weil  für ihn gesellschaftliche und schöpferische „Muse“ eine Grundbedeutung seiner Philosophie ist und sich nur an seine „Klientel der bevorzugten Schicht“ richtete.

Mittelalter u. 17 Jahrhundert

Im Mittelalter  waren alltägliches Mühen und Zwänge prägend für die  Menschen. Wobei sich Dienende und Bediente grundlegend unterschieden. Zu Beginn des 17. Jahrhunderts kam der Begriff Arbeit, vermutlich aus dem germanischen arbeipis abgeleitet, im Sprachgebrauch auf.
Deutsche Philosophen wie z.B. Hegel, Fichte, Herder oder Kant erklärten Arbeit zur sittlichen Pflicht der Existenzsicherung. Kant räumte zumindest zur „Faulheit“ ein, dass arbeitende Menschen durch Ruhepausen neue Kraft schöpfen mussten.

19. Jahrhundert

Die Ambivalenz zwischen Furcht und Glaube prägte bereits das 19 Jahrhundert., als Muskelkraft durch Technik ersetzt wurde. Der Begriff „Arbeiter“ entstand.
Die sog. neue Zeit brach an  Landwirtschaft  wurde industrialisiert,  Ackerpflug und Handarbeit mechanisiert.  Es gab keinen Hass auf Maschinen!  Fließbänder entstanden,  Produktion und Produkte vervielfachten sich.
Fortschritt ist das Prägnanteste vom 19. Jahrhundert und den folgenden Jahrzehnte, wie Max Weber dazu schrieb.

20. Jahrhundert

1982 warnte der Club of Rome vor den Auswirkungen der Mikroelektronik und Computertechnik, und sagte voraus, dass eine beispiellose Massenarbeitslosigkeit entstünde,  Roboter Arbeitsplätze vernichteten oder veränderten, sie gar „auffressen“. Ja, es wurden Stimmen laut, Maschinensteuern einzuführen.
Die Furcht vor Fortschritt schien ebenso groß, wie der Glaube an ihn.

Gedicht

Screenshot der Website

Das folgende Gedicht von Walter Dehmel, als 15-jährige Schülerin während einer Veranstaltung von mir vorgetragen, beschreibt „das moderne Dilemma“  das erwerbstätige Menschen nicht vergleichbar von privilegierten Schichten und der Arbeiterschaft bis ins 20. Jahrhundert umtrieb:

Ungestaltig, noch im Nebel
schwimmt der neue Tag der Erde.
Keiner weiß noch, wer den Hebel
dieser Zeit ergreifen werde.

Ob zerfallendes Gefüge
noch sich in sich selber trägt,
ob nicht schon der Lärm der Lüge
ihren eigenen Bau zerschlägt.

Nichts noch wissen wir,
doch sind wir gewiss, der Tag beginnt.
Denn nicht Schicksal ist Geschichte,
wie die feigen Flüchter  lehren.
Hier entscheiden die Gewichte,
unsere Schale trägt die schweren.

Unser, Brüder, ist die Erde,
im Bewusstsein ruht der Sieg,
dass sie frei von Quälern werde.
führt den letzten heiligen Krieg,
sprengt das dunkle Labyrinth.
Vorwärts, unsere Zeit beginnt.

Walter Dehmel, Dichter und Schriftsteller,
Sohn eines Möbeltischlers, 1903-1960

Website mit Information zu Walter Dehmel