Der Maifeiertag und seine Geschichte

von Roma Szczocarz

„ Es ist schon eine eigenen Sache um den Weltfeiertag des Proletariats, um die Feier des 1. Mai. Ein Fest ist er, aber eins, das immer mit schweren Opfern bezahlt wurde, das Aussperrungen brachte und Blut fließen sah“ so appellierte die „Gewerkschaft“ im Jahre 1926.

Moving Day

Als Anfang der Arbeiterbewegung betrachtet man einen Streik der amerikanischen Arbeiter, die im Mai 1886 in Chicago für einen Acht-Stunden- Arbeitstag gekämpft haben. Die Massendemonstration wurde gewalttätig durch eine Polizeiaktion beendet. 17 Menschen kamen ums Leben, über 100 wurden verletzt. In den nachfolgenden Prozessen wurden vier der Arbeiterführer hingerichtet. Für die amerikanische Arbeiterschaft (AFL) war der 1. Mai ein wichtiges Datum: Traditionell wurden an diesem auch als “Moving Day“ bekannten Tag neue Arbeitsbedingungen ausgehandelt.

Internationaler Arbeiterkongress

Im Sommer 1889 entschied der Internationale Arbeiterkongress in Paris, eine internationale Manifestation zu organisieren und sich auf das von der (AFL) gewählten Datum, den 1. Mai, festzulegen. Als Hauptparole stand die Forderung: „den Arbeitstag auf acht Stunden festzusetzen“ im Vordergrund.

Die Maiparolen

Immer und weltweit sind die Maiparolen ein Spiegel gesellschaftspolitischer Situationen wie auch eine Antwort auf Wirtschaftskrisen, Massenarbeitslosigkeit, wie auch Armutslöhne. Immer begeht man auch den 1. Mai als Weltfest der Arbeit, gewidmet den Klassenanforderungen des Proletariats, der Verbrüderung und Solidarität der arbeitenden Menschen. Im Jahre 1890 haben die Demonstranten „Acht- Stunden-Arbeitstag“ skandiert. 1907 lautete die Maiparole „Alle Räder stehen still, wenn dein starker Arm es will“. Sie appellierte auch für die Arbeitsruhe, der 1.Mai als Feiertag der Arbeiter. 1919 hieß die Parole “Freiheit und Recht für alle“, was immer aktuell ist. 1946, in dem Jahre nach dem Kriege, hieß die Parole “Frieden in Freiheit und sozialer Gerechtigkeit“. Die Gewerkschaften konzentrierten ihre Hauptforderungen auf Probleme des  täglichen Lebens: Verpflegung, Obdach, Kleidung, Armut. 1956 lautete die Maiparole “Samstags gehört Vati mir“. 1963 skandierten die Demonstranten “Die Grundrechte sichern“.

Aktuelle Forderungen

Mit Beginn der Wirtschaftskrise 1978 wurde wieder die Forderung “Recht auf Arbeit“ aktuell, 1982 “Arbeit für alle“ zum Leitmotiv. In den neunziger Jahren des 20. Jahrhunderts lauteten die Parolen: „Solidarität sichert unsere Zukunft“, „ Soziale Einheit in Frieden und Freiheit“, „ Deine Stimme für Arbeit und soziale Gerechtigkeit“ und dann “Wer, wenn nicht wir“.
In den ersten Jahren des 21. Jahrhundert  haben die Gewerkschaften andere Zielrichtungen gewählt  „Deine Würde ist unser Maß“ oder “Ein Leben in Würde ist für viele Menschen keine Selbstverständlichkeit mehr“. Man kann sagen, immer dominiert der Aufruf auf Arbeit für alle, das Recht auf Arbeit für alle.

Mai-Symbole

In den neunziger Jahren des ausgehenden 19. Jahrhunderts entstanden die unterschiedlichsten Mai-Symbole: Rote Taschentücher, rot gefärbte Federn, Krawatten mit einer roten 8 als Achtstundentagsymbol, wie auch rote Nelken, oft als Kunstblumen, die zum Kauf angeboten wurden. Von den 1. Mai- Festen wurden besondere Postkarten  mit politischen Losungen und Forderungen verschickt. Auch entstanden besondere Lieder und Gedichte zum 1.Mai.

Fazit

Ein Spottgedicht, das mit der so genannten “Schwänzen Liste“ verknüpft ist, gibt das Verhältnis von Arbeitnehmern zu Arbeitgebern wieder. Die “Schwänzen Listen“ waren ein Informationssystem der Unternehmer, mit dem sie so genannte  „Aufwiegler“, „Agitatoren“ und“ Hetzer“ also missliebige Beschäftigte  verfolgten:
„ Dem, der auf der Liste steht, hilft kein Bitten und Gebet; mögen Weib und Kind verhungern, er muss durch die Lande lungern, ohne Arbeit, ohne Geld, weil es so den Herren gefällt“.