Der Begriff Arbeit

von Erna Subklew

Wenn wir Europäer das Wort „Arbeit“ hören, dann fällt uns sofort die Erwerbsarbeit ein. Arbeit hat aber viele Inhalte. Im Gabler Wirtschaftslexikon wird sie als…„zielgerichtete, soziale, planmäßige, bewusste und körperliche und geistige Tätigkeit“ ausgewiesen. 

Der Begriff Arbeit – geschichtlich gesehen

Der Begriff Arbeit hat sich im Laufe der Geschichte grundlegend gewandelt. War sie zunächst notwendig, um überhaupt überleben zu können, so hat sie in den frühen Kulturen eine eigene Bedeutung erhalten.
Im alten Griechenland war Arbeit nicht positiv besetzt. Homer fand den Müßiggang als für den Adel erstrebenswert. Körperliche Arbeit war etwas für Frauen und Sklaven. Aristoteles meinte sogar, dass Arbeit den Menschen unfrei mache, da sie keine Zeit ließe für Kriegsdienst und Muße.
Die Römer übernahmen weitgehend die Definition der Griechen. Cicero meinte, dass Handwerker sich mit einer schmutzigen Tätigkeit befassten. Nur eine kurze Zeit, während der Republik erhielt Arbeit eine etwas positivere Bewertung.

Der Begriff im Christentum

Im Christentum wurde die unterschiedliche Bewertung von Kopf und Handarbeit eingeebnet. Beide Tätigkeiten waren von da ab positiv besetzt. Jesus und seine Jünger waren Handwerker ehe sie mit der Missionierungstätigkeit begannen. Paulus’ Worte über die Arbeit, er hat selber immer für seinen Unterhalt gearbeitet, waren  „wer nicht arbeiten will, soll auch nicht essen“ haben sich bis zum heutigen Tage erhalten. Es wurde aber auch schon neben der Arbeit, die zum Leben beiträgt, die Seite von ihr, die daraus Mühsal und Plackerei macht, wahrgenommen.
Im 11./12. Jahrhundert zeichnete sich der Beginn einer arbeitsteiligen Gesellschaft ab. Diese Gesellschaft wies drei Stände auf: Kleriker, Ritter und Arbeitende. Mit den Arbeitenden waren zunächst nur die Bauern gemeint. Bald kamen aber auch noch die Kaufleute hinzu.  Mit der Entstehung der Städte gab es dann die Handwerker und mit dem Aufkommen der Universitäten auch noch die Professoren, die Intellektuellen. Dadurch wurde die positive Deutung der Arbeit noch verstärkt.

Arbeit im ausgehenden Mittelalter

In der Folge der Zeit entstand dann auch die Einteilung derer, die Arbeit hatten und jener, die zwar auch arbeiten wollten, aber aus Mangel an Arbeit keine bekamen – die Arbeitslosen.
Während der Reformation und später, also im 17. und 18. Jahrhundert, wurde die Arbeit, und zwar sowohl körperliche als auch geistige, als Möglichkeit zum Erwerb von Eigentum und Reichtum angesehen. Luther aber auch Calvin hielten sich an den Paulussatz, dass wer nicht arbeitet auch nicht essen soll. Und Müßiggang ist Sünde wider Gottes Gebot.
In der Aufklärung finden wir bereits die Unterscheidung zwischen Kunst und Arbeit und zwischen geistiger und körperlicher Arbeit.

Arbeit gilt als Bürgertugend

Thomas Hobbes  (1588 – 1679) bezeichnete Arbeit als  erster als Quelle des gesellschaftlichen Reichtums, während davor Reichtum und Armut als von Gott gegebene Zustände angesehen wurden. Die Tätigkeiten, die unter Aristoteles sehr großes Ansehen genossen,  wie politische Ämter, Militär, Religion und Kunst bezeichnete Adam Smith als unproduktive Arbeit.

Der Arbeitsbegriff bei Marx

Bei Marx machte Arbeit das Wesen des Menschen aus. Schon in seinen frühen Schriften stand  sie im Mittelpunkt seiner Ausführungen. Später unterteilte Marx den Begriff Arbeit in eine konkrete, auf die Herstellung eines bestimmten Produktes und auf die abstrakte Arbeit im Kapitalismus, ungeachtet ihres Gebrauchswertes. Die Arbeit im Kapitalismus hat immer einen entfremdenden Charakter. Dies nicht allein deswegen, weil die Arbeitenden keinen Einfluss auf sie haben, sondern aufgrund  der Arbeitsteilung. Der Einzelne hat keine Möglichkeit das Ganze zu sehen. Ziel der Arbeitenden sollte es sein, diese Entfremdung zu beseitigen.

Der Begriff Arbeit im 20. Jahrhundert

Im Nationalsozialismus wurde der Arbeitsbegriff ideologisiert und wurde zum Bezugspunkt der nationalsozialistischen Volksgemeinschaft. Es entstanden neue Wörter wie Arbeitsfront, Arbeitsschlacht. Aus dem internationalen 1. Mai wurde ein nationaler Feiertag.
Nach dem Krieg wurde in den UN-Menschenrechtskonventionen festgeschrieben:
“Jeder Mensch hat das Recht auf Arbeit, auf freie Berufswahl, auf angemessene und befriedigende Arbeitsbedingungen sowie auf Schutz gegen Arbeitslosigkeit“.
(Erklärung der Menschenrechte der Vereinten Nationen vom 10.12.1948)
In den sozialistischen Ländern gab es eine Verherrlichung des Arbeitsethos. Die Verfassung kannte nicht nur ein Recht auf Arbeit sondern auch eine Arbeitspflicht. So konnten Arbeiter verpflichtet werden in einem anderen, als dem Betrieb, der sie eingestellt hatte, zu arbeiten. Produktive Arbeiter wurden  „Held der Arbeit“ ausgezeichnet.

Der Arbeitsbegriff in der Bundesrepublik

Ins Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland wurde am  23.05.1949 folgender Passus aufgenommen:
„Alle Deutschen haben das Recht, Beruf, Arbeitsplatz und Ausbildungsstätte frei zu wählen“.
Hannah Arendt schrieb 1950 die Thesen von der Arbeitsgesellschaft, der die Arbeit ausgehen wird. Diese Thesen waren in aller Munde, als in den siebziger Jahren die Wirtschaftskrise eintrat und eine große Arbeitslosigkeit herrschte.
Die These vom Ende der Arbeitsgesellschaft erlebt immer wieder eine Neuauflage, wie durch die Aussagen von Jeremy Rifkin oder Ulrich Beck, dass „der Kapitalismus auf Dauer die Arbeit abschaffen wird“.

Quelle: Bundeszentrale für politische Bildung:
Frank Oschmiansky: Der Arbeitsbegriff im Wandel der Zeiten

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