Das Internationale Kolpingwerk

von Erna Subklew

Zum 200. Male jährt sich am achten Dezember der Geburtstag von Adolph Kolping. Er war Präses des ehemaligen Katholischen Gesellenvereins in Elberfeld und machte seine Idee von der Hilfe zur Selbsthilfe zur Grundlage der Zusammenschlüsse arbeitender junger Männer.

Wer war Adolph Kolping?

Adolph Kolping wurde als viertes von fünf Kindern eines Lohnschäfers in Kerpen geboren. Obwohl die Familie in ärmlichen Verhältnissen lebte, empfand er seine Kindheit dennoch als glücklich.
Nach einem nur sechsjährigen Schulbesuch kam er mit zwölf Jahren zu einem Schuster in die Lehre. Nach ihrer Beendigung arbeitete er an unterschiedlichen Orten als Geselle und lernte die oft menschenverachtenden Bedingungen kennen, unter denen die Gesellen leben mussten.
Im Alter von 23 Jahren entschloss er sich, Priester zu werden. In nur dreieinhalb Jahren erwarb er das Abitur und konnte danach studieren. Das Studium wurde ermöglicht durch die Tochter des Dienstherren seines Vaters, die ein Gelübde getan hatte, dass sie einen Theologiestudenten unterstützen würde bei Erfüllung ihres Anliegens. In München, einem seiner Studienorte, traf er auf Wilhelm Emmanuel von Ketteler, später Bischof von Mainz. Mit ihm konnte er die sozialen Fragen erörtern, die ihn so sehr beschäftigten.

Die sozialen Fragen der Zeit

Bei seinem Arbeiten als Schustergeselle erlebte Adolph Kolping das große Elend der Gesellen, die durch die Industrialisierung und den Zusammenbruch des Zunftwesens ihre Bindung zu der Familie des Meisters verloren und kein Zuhause mehr hatten. Er erkannte, dass ein Zusammenschluss dieser Menschen ein geeignetes Mittel zur Selbsthilfe wäre, das dem Einzelnen bei der Veränderung und Bewältigung der anstehenden Probleme helfen konnte. Nicht von ungefähr nannte man diese sich bildenden Gesellenvereine später Kolpingfamilie. Die Mitglieder der Kolpingfamilien halten meist über Jahrzehnte zusammen, eigentlich bis zum Tod. Sie treffen sich jedes Jahr mindestens einmal, auch wenn sie längst keine „Gesellen“ mehr sind.
1849 gründete Kolping einen Gesellenverein in Köln, ein Jahr später gab es davon bereits sechs und wiederum ein Jahr später vierzehn. Als Kolping 1865 mit 52 Jahren starb, gab es in Deutschland über 400 Gesellenvereine mit 60.000 aktiven Mitgliedern.
Der Gedanke der Selbst- und Gemeinschaftshilfe breitete sich bis an die Grenzen Europas, ja sogar bis nach Übersee aus.

Bildung hilft

Menschenwürde braucht  einen sicheren wirtschaftlichen Hintergrund. Daher stand die Bekämpfung der Armut im Mittelpunkt der Arbeit des Kolpingwerkes. Dies wurde erreicht, indem man dem Einzelnen half, sich aber auch um die Gemeinschaft kümmerte. Ein wichtiges Anliegen war die Bildung.
Bildung bedeutete immer auch christliche Bildung. Neben beruflich relevanten Fächern waren auch alltagspraktische Fragen, wie beispielsweise die Vorbereitung auf Ehe und Familie und die Erziehung der Kinder, ein wichtiges Anliegen. Daneben sollte Spiel und Spaß nicht zu kurz kommen und die Bildung keinesfalls verschult werden.
Jungen Männern, vor allem denen, die ihre Ausbildung nicht an ihrem Heimatort machen konnten, wurde günstiger Wohnraum angeboten. Daneben war es aber auch die Hilfe der Gemeinschaft, die ihnen Schutz und Orientierung anbot. Die jungen Menschen  brauchten sich nicht allein gelassen zu fühlen.
1968 gab es die Organisation Kolping in 60  Ländern.
Zwei Jahre zuvor hatte sich der Verein das erste Mal für weibliche Mitglieder geöffnet.

Die SEK

Seit 1968 gibt es die SEK, die Sozial- und Entwicklungshilfe des Kolpingwerkes.
Auch hier steht die Bekämpfung der Armut durch die Förderung der einzelnen Person und die Bildung von Zusammenschlüssen im Vordergrund.
Jedes Jahr wird vielen Menschen durch Projekte geholfen. Die Mitarbeiter der Nationalverbände fördern durch berufsvorbereitende Kurse und berufliche Qualifikationsangebote die Chance auf einen besseren Arbeitsplatz und ein ausreichendes Einkommen. Die Entwicklungshilfe verhilft den Menschen durch Vergabe von Kleinkrediten, gründet Spargruppen und berät die Kleinbetriebe.
Die Organisation finanziert auf dem Lande den Bau von Brunnen und Zisternen und hilft den Bauern dabei, ihre Ernteerträge zu steigern und besser zu vermarkten.
Im Blickpunkt aller Projekte steht immer die  Weiterbildung, das lebenslange Lernen und damit das Übernehmen von eigener Verantwortung für die Gestaltung der Gesellschaft.

Schwerpunkt Arbeit

2008 hat die SEK ein Fünfjahresprogramm entwickelt, das in diesem Jahr auslaufen müsste und dessen Schwerpunkt „Arbeit“ lautet. Die Themen dieser fünf Jahre hießen::
2008 Christliches Arbeitsverständnis
2009 Arbeitslosigkeit
2010 Informelle Arbeitswelt
2011 Berufliche Weiterqualifizierung
2012 Arbeitsrecht
2011 wurde in Genf auf der Internationalen Arbeitskonferenz, auf der Kolping International einen Beraterstatus hat, eine Konvention zum Thema menschenwürdige Arbeit für Hausangestellte verabschiedet.
Der Einsatz von Kolping International bei der Verabschiedung von Konventionen bei UN-Organisationen verstärkt das Gefühl, dass Kolping International  sich für das Thema menschenwürdige Arbeit einsetzt.

Berufliche Weiterbildung

Das Jahr 2011 war der beruflichen Weiterbildung gewidmet. Den jungen Fachkräften, die ausgebildet wurden, wurde gleichzeitig bewusst gemacht, dass sie schon am Ende ihrer Ausbildung nicht mehr auf dem letzten Stand sind und dass lebenslanges Lernen Voraussetzung ist, wenn man  beruflich nicht zurückfallen will.
Jeder muss sich also selber darum kümmern, auf dem Laufenden zu bleiben.
Adolph Kolping hat erkannt, dass eine menschenwürdige Arbeit für die Entwicklung des Menschen wichtig ist. Arbeit ist der Schlüssel zur Lösung der sozialen Frage, sagte Papst Johannes Paul II. Dieser Ausspruch  ist auch die Richtschnur für die SEK. Daher sind die Schaffung von Arbeitsplätzen, die Unterstützung der Arbeiter, der Ausbau von sozialen Sicherungssystemen bei Krankheit, Alter und Arbeitslosigkeit und die Förderung eines Dialogs zwischen den Interessengruppen der Arbeitswelt Ziele des Kolpingwerkes.  

Wer noch mehr über Kolping, den Streetworker des 19. Jahrhunderts wissen will, kann hier Informationen  finden:

Kolping

Adolph Kolping

Wer war Adolph Kolping