Semmelweis – Der Retter der Mütter

von Erna Subklew

Am 7. April fand ich in der FAS einen kleinen Artikel über die noch immer große Gefahr der Infektion im Krankenhaus. Anlässlich einer Tagung der Internisten sagte der Leiter der Uni-Kliniken in Jena, dass zwischen 20 und 30 Prozent der Infektionen an der unzureichenden Handhygiene von Ärzten und Pflegepersonal läge.

Das Krankenhaus

Irgendwie ist diese Feststellung beinahe nicht glaubwürdig. Wenn man ein Krankenhaus betritt, stehen schon im Eingang Automaten mit einem Desinfektionsmittel, damit sich alle Besucher die Hände keimfrei machen können. Um wie viel mehr müssten die Angestellten des Krankenhauses darauf achten, dass ihre Hände keimfrei sind. Das Gleiche gilt auch für den Eingang zu den einzelnen Stationen und dann sollen jedes Jahr 180.000 Fälle von Infektionen auftreten von denen 4.500 tödlich verlaufen? Anderseits wird wohl niemand eine so schlechte Nachricht verbreiten, wenn es nicht nötig wäre.
Beim Lesen dieser Nachricht fiel mir der Arzt Ignaz Philipp Semmelweis ein, der vor 150 Jahren den Kampf gegen die Infektion im Krankenhaus aufgenommen hatte.

Der Arzt Ignaz Semmelweis

Dr. Semmelweis

Viele junge Frauen, die heute ihr Kind bekommen, werden diesen Namen kaum kennen, dabei war er es, der das Kindbettfieber in den Griff zu bekommen versuchte und der später „Retter der Mütter“ genannt wurde.
1818 wurde dem Kaufmanns-Ehepaar Semmelweis in Ofen oder Buda, einem Stadtteil von Budapest, ein Sohn geboren. Er besuchte das Gymnasium und studierte nach dem Abitur zunächst in Budapest, ehe er nach zwei Jahren die Universität wechselte und nach Wien ging, um Jura zu studieren. Dieser Studienwunsch änderte sich aber rasch und er begann ein Medizinstudium. 1844 wurde er promoviert und begann seine Tätigkeit als Arzt in der Brustambulanz und Ausschlagabteilung des Krankenhauses, das Kaiser Josef II. hatte errichten lassen. Zwei Jahre später wechselte er in die Geburtshilfeklinik in Wien. Dieses Haus hatte zwei Abteilungen, in denen die Frauen gebären konnten. Die eine wurde von Hebammen geführt, die andere von Ärzten. Mit Erstaunen stellte Semmelweis fest, dass in der von Ärzten geführten Abteilung die Sterblichkeitsrate der Mütter höher war als in der von Hebammen geführten.

Die Forschung

Die Zahl der an Kindbettfieber Erkrankten lag zeitweise bei 30 Prozent. Dabei war der Gesundheitszustand der Mütter nach der Geburt nicht schlechter als in der von Hebammen geführten Abteilung. Sie bekamen aber nach ein paar Tagen Fieber, das so genannte Kindbettfieber, und starben kurz darauf. Semmelweis konstatierte, dass viele Ärzte, die zuvor eine Mutter mit Fieber behandelt oder gar eine Tote seziert hatten, ohne sich die Hände zu waschen zu einer Gebärenden gingen. Er vermutete also, dass die Krankheitskeime zur nächsten Patientin durch die Ärzte übertragen wurden. Als er daraufhin das Waschen und Desinfizieren der Hände anordnete, ging die Zahl der Erkrankungen zurück. Die Ärzte allerdings wollten seine Folgerungen nicht akzeptieren. Erst als ein Freund von Semmelweis sich an einem Seziermesser verletzt hatte und einige Tage danach das gleiche hohe Fieber bekam wie die Gebärenden und daran auch starb, glaubte man ihm. Er ordnete sowohl die Desinfektion der Hände als auch der zur Operation nötigen Instrumente an.

Zurück nach Budapest

Obwohl die Sterberate jetzt eher niedriger als bei den Hebammen war, hatte Semmelweis es nicht leicht. Sein Vertrag wurde nicht verlängert und ihm nur die Professur für Theoretische Geburtshilfe angeboten. Darüber gekränkt, verließ er Wien und ging zurück nach Budapest, wo er in der heute nach ihm benannten Universität Professor für Geburtshilfe wurde.
Über seine Arbeiten und Ergebnisse schrieb er ein 500 Seiten dickes Buch. Leider war er kein guter Schreiber, und so regte sein Buch nicht gerade zum Lesen an. Auch Ärzte sind nicht so schnell von der Richtigkeit einer Lehre zu überzeugen und hielten seine Thesen trotz der Beweise für nicht richtig. Den Ärzten antwortete Semmelweis in einer sehr rüden Weise. So nannte er den Professor Scanzone in Würzburg einen Mörder, wenn er weiter seinen Schülern das Kindbettfieber als Epidemie darstellen würde. Der Kampf mit seinen Kollegen zermürbte Semmelweis sehr. Im Jahre 1865 wies man ihn ohne eine Untersuchung in die Psychiatrie ein. Zwei Wochen später starb er nach einem Kampf mit dem Pflegepersonal.

Tod

Nach einer Exhumierung stellte man fest, dass Semmelweis Körper zahlreiche Frakturen aufwies. Ganz geklärt ist seine Todesursache bis heute nicht.
Nach seinem Tode begannen sich seine Erkenntnisse langsam durchzusetzen. Eine Beschleunigung entstand, als durch den schottischen Arzt Joseph Baron Lister das Karbol als Desinfektionsmittel bei Operationen eingeführt wurde.

Ehrungen

Erst nach seinem Tode erfuhr Ignaz Semmelweis die ihm zustehende Ehrung. Er wurde in einem Prominentengrab am Kerpesi temetö in Budapest begraben. Die Universität, an der er gelehrt hatte, bekam seinen Namen verliehen.
In den über ihn geschriebenen Biographien wird dem Widerstand der anderen Ärzte viel Raum gegeben, wobei man Ignaz Semmelweis auch durch sein ungeschicktes Verhalten einen Teil der Schuld gibt.
Was aber sehr erstaunlich ist, ist die Tatsache, dass zwar kaum eine werdende Mutter heute noch Angst vor dem Kindbettfieber zu haben braucht, aber man der Infektionen im Krankenhaus immer noch nicht Herr geworden ist.

Quelle:

http://de.wikipedia.org/wiki/Ignaz_Semmelweishttp://www.pressenet.info/pr-2011/ignaz-semmelweis.html