von Sibylle Sättler
Ehre, wem Ehre gebührt! Legenden umrahmen die Geschichte des Iffland-Rings. Woher kommt er, wer war der erste und wer ist der jetzige Träger?
Iffland und sein Ring
Der dunkelviolette, Brillanten gefasste Iffland-Fingerring wird von seinem Träger testamentarisch an den seiner Meinung nach (Zitat) „jeweils bedeutendsten und würdigsten Bühnenkünstler des deutschsprachigen Theaters auf Lebenszeit verliehen.“. Er ist die höchste Auszeichnung für einen lebenden Schauspieler und trägt das Bild August Wilhelm Ifflands, seines Stifters. Iffland, Zeitgenosse Goethes und Schillers, war Schauspieler, Theaterleiter und Dramatiker (1759 – 1814). In Schillers „Die Räuber“ glänzte er in Mannheim in der Rolle des Franz Moor. Das Berliner Königliche Nationaltheater wurde ab 1796 unter seiner Leitung zu einer der besten deutschen Bühnen.
Iffland konnte selbst nicht absehen, welche Bedeutung der Ring, eigentlich als Symbol der Freundschaft betrachtet, im Laufe der Zeit gewinnen würde. Es war wohl sein Wunsch, nicht ganz in Vergessenheit zu geraten.
Wahr oder nicht wahr?
Nach einer Legende soll Goethe den Ring an Iffland übergeben haben, als dieser zu einem Gastspiel in Weimar weilte. Eine andere Legende: Goethe schenkte Iffland als Zeichen seiner Wertschätzung Goldknöpfe, die der Schauspieler später zu Manschettenknöpfen umarbeiten ließ.
Überliefert ist jedoch, dass Iffland nicht nur einen, sondern mehrere Ringe stiftete und diese an seine engsten Freunde verteilte. Zu seiner Zeit waren Geschenke dieser Art üblich. Es wird angenommen, dass Ifflands Stiftung sich an die Ringparabel von Lessings „Nathan der Weise“ anlehnte. Natürlich wurde gerätselt, welcher Ring denn der rechte sei. Ging der echte Ring verloren und was passierte mit den anderen? Jedenfalls kann heute nicht mehr eindeutig festgestellt werden, mit welcher Weitergabe des Ringes in der Folge die eigentliche Stiftung beginnt.
Wahr ist, dass es eine Unterbrechung im Ablauf der persönlichen Ring-Weitergabe von Albert Bassermann an einen nächsten Träger gab, denn drei von ihm anvisierte Kandidaten starben kurz nacheinander. Die Weitergabe schien mit Schicksalhaftigkeit und Aberglauben behaftet.
Ende der Legenden
Wie sollte man den Ring unter den geschilderten Umständen nach drei Todesfällen ehrenvoll weitergeben? Die Ereignisse ließen es ratsam erscheinen, die Vergabe institutionell regeln zu lassen.
Der Iffland-Ring ist seit 1954 zweckgebundenes Eigentum der Republik Österreich und wird seitdem nach dem Tod des aktuellen Trägers der Bundestheaterverwaltung überstellt. Sieben Punkte regeln nun die rechtmäßige Vergabe.
Damit entfallen weitere Legenden und menschliche Unwägbarkeiten. Auf jeden Fall bleibt Iffland für die Nachwelt lebendig und mit ihm die Träger seines Ringes. Zudem hat er mit der Verleihung des Iffland-Rings einen Berufsstand geadelt, dessen Vertreter sich in früheren Zeiten noch außerhalb der Gesellschaft bewegten.
Bruno Ganz
Aktuell ist der Schweizer Schauspieler Bruno Ganz, Jahrgang 1941, der Iffland-Ring-Träger, wie Josef Meinrad testamentarisch verfügte. Bruno Ganz besuchte die Schauspielschule in Zürich, kam 1962 nach Deutschland und war hier an verschiedenen Bühnen engagiert. Stationen waren Göttingen, Bremen, Berlin. Es folgten die Münchner Kammerspiele, die Salzburger Festspiele und das Deutsche Schauspielhaus Hamburg mit dem berühmten Regisseur Peter Stein. Als Theaterschauspieler errang er Riesenerfolge, wandte sich aber ab 1975 der Filmarbeit zu und bringt auch hier jede Filmfigur zur Reife. Bruno Ganz erhielt schon fast alle zu vergebenden Preise für seine Theaterdarstellungen und Filmarbeiten.
Möge er uns noch lange erhalten bleiben!
Eloge auf Josef Meinrad (1913 – 1996)
Als Josef Mouckaw wurde er am 21. April 1913 in Wien geboren. Nach Priesterseminar und kaufmännischer Lehre entdeckte er seine Liebe zum Theater. 1938 legte er die „Reichstheaterkammerprüfung“ ab. Fast durchgängig war er beim Wiener Burgtheater (1947 – 1978) engagiert, auch nach seiner Pensionierung in Gastrollen. Er erhielt mehrere Preise. Zum Kammerschauspieler wurde er 1955 ernannt. 1959 folgte der Iffland-Ring, von seinem Vorgänger, Werner Krauß, mit den Worten vererbt (Zitat): „Sie sind für mich in Ihrer Einfachheit, Ihrer Schlichtheit und Ihrer Wahrhaftigkeit der Würdigste. Gedenken Sie manchmal meiner.“ Den Ehrenring der Stadt Wien erhielt er 1983.
Seine Glanzrollen am Theater spielte er hauptsächlich in Stücken von Ferdinand Raimund, Grillparzer und Nestroy. Er wirkte in mehr als 50 Kino- und Fernsehfilmen sowie Musicals mit. Die größten Erfolge feierte er aber auf der Theaterbühne. Markant und unverkennbar seine Stimme, unverkennbar auch seine überzeugende Charakterisierung der jeweiligen Rolle (Zitat) in der ihm eigenen persönlichen Mischung aus Schüchternheit, Schalkhaftigkeit und großer Darstellungskunst.
Hier schließe ich mit dem Mut zur Lücke. Wer mehr wissen möchte, schaue nach unter
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Meinrad
Der Iffland-Ring
Bruno Ganz
Die Iffland-Ring-Träger:
bis 1832 Ludwig Devrient
1832 – 1872 Emil Devrient
1872 – 1878 Theodor Döring
1878 – 1911 Friedrich Haase
1911- 1954 Albert Bassermann
1954 – 1959 Werner Krauß
1959 – 1996 Josef Meinrad
seit 1996 Bruno Ganz