Zeitreisen

von Horst Glameyer

Wohl schon immer hatten Menschen das Verlangen, leibhaftig vergangene und  zukünftige Zeiten zu bereisen. Scheinbar unerfüllbare Wünsche, wie der Raketenflug zum Mond, sind längst Wirklichkeit geworden. Werden Zeitmaschinen bloße Spekulation bleiben?

Science Fiction

Jules Verne und H.G.Wells schrieben im 19. Jahrhundert neben einigen anderen Autoren die ersten Science-Fiction-Romane. Jules Vernes Romanideen „Von der Erde zum Mond“ (1865), „Reise um den Mond“ (1870) und „20000 Meilen unter dem Meer“ (1869-1870) verwirklichten sich im 20. Jahrhundert. Das US-amerikanische Atom-U-Boot Nautilus tauchte im August 1958 in 96 Stunden unter dem Eis des Nordpols hindurch. Dabei legte es allerdings nur 1830 Meilen zurück. Jules Vernes „Die Reise zum Mittelpunkt der Erde“ (1864) und H.G.Wells „Zeitmaschine“ (1895) blieben wie viele Romane, Filme und Fernsehserien anderer Autoren bis heute unterhaltsame Fiktion.

Reisen in die Zukunft

Bereits 1971 zeigte ein wissenschaftlich begleitetes Experiment, das zwei US-Amerikaner unternahmen, dass Reisen in die Zukunft möglich sein können. Kehrt der Reisende von seinem Flug ins Weltall oder einer Erdumrundung in östlicher Richtung zur Erde zurück, so wird er jünger sein als derjenige, der auf der Erde zurückblieb. Auch wenn es sich dabei u.U. nur um Sekundenbruchteile handelt. Je schneller er sich von der Erde fortbewegt, desto mehr wird eine Uhr an Bord der Rakete oder des Raumschiffs gegenüber einer Uhr auf der Erde nachgehen, auch wenn beide Uhren beim Start dieselbe Zeit anzeigten. Aber diese Art der Zeitreise durch den Weltraum führt kaum zur Erkundung der irdischen Zukunft des Menschen. Es sei denn, der Zeitreisende findet bei seiner RückKehr zur Erde völlig veränderte Zustände vor. Eine Rückkehr nach Jahren in die Gegenwart, d.h. zu den Verhältnissen am Beginn seiner Reise, ist ihm wahrscheinlich für immer verwehrt.

Reisen in die Vergangenheit

Wenn schon Zeitreisen in die Zukunft nicht immer empfehlenswert zu sein scheinen, können Reisen in die Vergangenheit geradezu gefährlich werden. Vor allem warnen Physiker vor geschlossenen zeitartigen Kurven. Während bei Reisen in die Zukunft Albert Einsteins spezielle Relativitätstheorie aus dem Jahre 1905 eine Rolle spielt, kommt bei Reisen in die Vergangenheit seine allgemeine Relativitätstheorie zum Tragen und damit auch die Krümmung der Raumzeit.
Bei Reisen in die Vergangenheit können infolge geschlossener zeitartiger Kurven Ursache und Wirkung vertauscht werden. Falls der Zeitreisende irrtümlich oder versehentlich seinen Großvater tötet, bevor der die Großmutter kennen lernte, so wäre es um die Existenz des Zeitreisenden geschehen: er wäre nie geboren worden.
Allerdings kann es auch sein, dass der Zeitreisende an der Vergangenheit nichts ändern kann. Er bliebe Zuschauer bei allen geschichtlichen Ereignissen.

Gedankenspiele

Wie Science-Fiction-Autoren machen sich auch Mathematiker und Physiker Gedanken, welche theoretischen Möglichkeiten es für Reisen in die Vergangenheit und Zukunft geben könnte. Ließe sich vielleicht ein schwarzes Loch für eine solche Reise lange genug offen halten, damit auch die Rückkehr gesichert ist? Von Wurmlöchern ist die Rede. Durch sie könnte man vielleicht in andere Bereiche der Raumzeit reisen, falls es gelänge, sie mit Materie negativer Gravitation zu stabilisieren. Unter Umständen gelangt der Zeitreisende dann in Parallelwelten. Leider wurden bislang weder Wurmlöcher noch die erwähnte Materie entdeckt. Hat unsere Gegenwart vielleicht nicht nur eine, sondern mehrere unterschiedliche Vergangenheiten? Fragen über Fragen. Aus der Zukunft ist auch noch niemand bei uns in der Gegenwart eingetroffen. Dennoch: Zeitreisen, die heute noch als unmöglich erscheinen, können, wie heute das Internet, irgendwann Wirklichkeit werden.

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