Persönliche Merksätze

von mehreren RedakteurInnen

Einige LernCafe-RedakteurInnen haben im folgenden Artikel ihre wichtigen Sätze zum Thema beschrieben.

Zeitlos gültig

Gibt es das eigentlich noch in unserer schnelllebigen Zeit?
Meine Erinnerung geht viele Jahrzehnte zurück zum Anfang meiner Gymnasialzeit. Unser damaliger Latein- und Geschichtslehrer – er war lange Prinzenerzieher der württembergischen Königsfamilie – schärfte uns den Spruch ein: „per aspera ad astra“ – heute sagen wir z. B. „Ohne Fleiß kein Preis“ oder „Der Weg zu den Sternen ist steinig“. Meine persönliche Erfahrung hat das zeitlebens bestätigt.
Die zeitlose Wahrheit zeigt sich auch darin, dass der Satz im alten Rom entstand, von mittelalterlichen Herrschern benutzt wurde und noch heute Städten und Institutionen als Wahlspruch dient.
Dietrich Bösenberg

Mein Verhältnis zur Zeit

Bewusst richte ich mein Leben sicherlich nicht nach einem Sprichwort aus. Da aber Prof. Mieder gesagt hat, dass unterschwellig jeder „sein“ Sprichwort hat, habe ich einmal darüber nachgedacht.
Das Fazit ist, dass ich mich vorwiegend nach dem Sprichwort „was du heute kannst besorgen, das verschiebe nicht auf morgen“, lebe. Und je älter ich werde, desto mehr.
Für die anderen ist das gut, sie bekommen immer pünktlich ihre Rechnungen bezahlt und wissen überhaupt genau, woran sie sind. Für mich ist es nicht immer gut, denn oft stellen sich im Nachhinein Mängel heraus.
Wenn ich wieder so einen Reinfall erlebt habe, dann versuche ich ganz bewusst nach „gut Ding will Weile haben“, zu leben und überlege alles reiflich. Leider führt das auch nicht ganz zu meiner Zufriedenheit. Es kommt es nämlich vor, dass Dinge, die ich machen wollte, nicht mehr gehen, weil beispielsweise alles ausgebucht oder der Artikel ausverkauft ist.
Vielleicht könnte ich es ja einmal mit „Eile mit Weile“ versuchen? Nur wie lange dauert dann die Weile?
Erna Subklew

Lebenszeit

by_Huelsmann Fotografie_pixelio.de

Schon als Kind faszinierte mich an sonnigen Tagen das Leben auf bunten Wiesen..
Die Geschichte Die Sonne erweckt einen Schmetterling ist daher für mich eine Geschichte zum Thema Zeit.
Zwei Kinder freuen sich darauf, das Schlüpfen eines Schmetterlings erleben zu dürfen. Der Junge will den Schmetterling fangen, das Mädchen will ihn fliegen lassen. Am nächsten Morgen beobachtet das Mädchen Bewegungen in der Schmetterlingspuppe. Spürt der Schmetterling die wärmenden Sonnenstrahlen? Das Kind wagt kaum, zu atmen. „Komm du kleiner Schmetterling!“ Es möchte ihn in die Freiheit locken. Da, auf einmal reißt die Hülle! Mit zusammengefalteten Flügeln sitzt der Schmetterling wie betäubt da. Die Sonne scheint ihm Nahrung zu sein. Die Flügel wachsen und werden glatt. Ganz glücklich erlebt das Mädchen, wie sich der Schmetterling erhebt und über die Wiese fliegt. Er freut sich über den Beginn seines Lebens! Jetzt erst merkt die Kleine, dass der Bruder neben ihr steht. „Hast du es meinetwegen nicht getan“ frägt sie?. „Ich weiß es nicht“ antwortet der Junge.
Anmerkung: Die Geschichte ist frei nacherzählt aus dem Buch
Hoefer Liese „Zu jeder Stunde“, erschienen im Kreuz Verlag 1984
Hildegard Keller

„Erstens kommt es anders, und zweitens als man denkt!“

Der Ausspruch wird Wilhelm Busch zugeschrieben. Er erinnert mich daran, dass ich ungeachtet aller Pläne, die ich für meine Zukunft mache, nicht über die Zukunft verfügen kann. Der Spruch mahnt mich zur Bescheidenheit. Oft ist es bloß eine Zugverspätung, und schon habe ich den Anschluss verpasst, sodass mein Zeitplan über den Haufen geworfen wird. Auch wenn ich möglichst alles, im Großen wie im Kleinen, im Griff haben möchte, es gelingt mir nicht; denn ich bin nicht Herr meines Geschicks. Deshalb halte ich es für ratsam, beim Planen auch an die Möglichkeit zu denken, dass vielleicht selbst der scheinbar perfekteste Plan nicht aufgehen wird und das kein Grund zu bitterer Enttäuschung ist. Mag sein, das „Andere“ erweist sich sogar als viel besser als das planvoll „Gedachte“.
Horst Glameyer

Ein Wort meiner Mutter

„Die auf das Gebet verwendete Zeit wird dir doppelten und dreifachen Segen bringen.“ Ich habe das Wort immer gehört, wenn  meine Mutter  mit mir vor der Schule ein Gebet sprechen wollte und ich meinte, ich hätte keine Zeit und müsse zum Zug.
Erdmute Dietmann-Beckert

Nimm dir Zeit . . .

Nimm dir Zeit, um zu arbeiten – es ist der Preis des Erfolges.
Nimm dir Zeit, um nachzudenken – es ist die Quelle der Kraft.
Nimm dir Zeit, um zu spielen – es ist das Geheimnis der Jugend.
Nimm dir Zeit, um zu lesen – es ist die Grundlage des Wissens.
Nimm dir Zeit, um freundlich zu sein – es ist das Tor zum glücklich sein.
Nimm dir Zeit, um froh zu sein – es ist die Musik der Seele.
Nimm dir Zeit zum Träumen – es bringt dich den Sternen näher.
Nimm dir Zeit, zu lieben und geliebt zu werden – es ist der wahre Reichtum des Lebens.
Nimm dir Zeit, dich umzuschauen – der Tag ist zu kurz, um selbstsüchtig zu sein.

Irischer Segen aus dem 17. Jahrhundert, gesammelt von einem leider viel zu früh verstorbenen Freund.
Wie vielfältig die „Zeit „doch verwendet wird! Mancherlei Betrachtungsweisen haben die „Zeit“ okkupiert.
Sehr gegenwärtig, obwohl so flüchtig. Und die Sinnhaftigkeit dieser Sprüche zeigt von dauerhaftem Bestand, allem Vergänglichen zum Trotz.
Liane Rohn

„Werd’ ich zum Augenblicke sagen: Verweile doch! Du bist so schön! Dann magst du mich in Fesseln schlagen, Dann will ich gern zu Grunde gehn!“
Das Zitat aus Faust I ist Teil des Pakts mit dem Teufel und steht dann (natürlich) nochmals in Faust II: In einer Vision sagt Faust dort vor seinem Tod die vom Pakt verbotenen Worte: „Zum Augenblicke dürft‘ ich sagen; Verweile doch, Du bist so schön!“ Mich erinnert das Zitat daran, dass ich beim Streben und Lernen in meinem bisherigen Leben öfter den Augenblick vernachlässigt, ihn nicht genügend wahrgenommen habe. Vielleicht gelingt es mir jetzt, in der nachberuflichen Zeit, besser. Nicht, weil ich nun auf dem „Faulbett“ ausruhe. Nein, weil ich nach wie vor mehr wissen möchte, aber darüber nicht zu oft den Augenblick vergessen will
Manfred Mätzke

„Die Zeit heilt alles, dachte ich, außer die Wahrheit“ von Carlos Ruiz Zafon“

Die Lesung des Buchs“ Das Spiel des Engels“ war für mich ein gutes intellektuelles Erlebnis und Abenteuer. So, aber, ob wirklich die Zeit alles heilt, ob es wirklich die Wahrheit ist? Vielleicht kann man eine Frage stellen, sowie Pontius Pilatus“ Was ist Wahrheit?“
Was ist Wahrheit?
Roma Szczocarz

Wer nicht kommt zur rechten Zeit, der muss nehmen, was übrig bleibt.

Eine aktualisierte Fassung im Zusammenhang mit den politischen Ereignissen in der DDR 1989: „Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben.“ Das soll Gorbatschow so nicht gesagt haben, aber es soll ein Hinweis darauf gewesen sein, auf die Zeichen der Zeit zu reagieren. In seinen Memoiren soll der Spruch dann so zu finden sein.
Wie dem auch sei, Wachsamkeit ist im Leben gefordert, damit der rechte Zeitpunkt zum rechten Handeln nicht verpasst wird. Doch diesen zu erkennen, das kann ganz schön schwierig sein. Wie wäre es damit, mal den Mondkalender zurate zu ziehen?
Mondkalender
Uwe Bartholl

Kommt Zeit, kommt Rat!

Diesen Satz habe ich in meiner Kindheit immer wieder von meiner Mutter gehört.
In meinem Erwachsenenleben ist der Satz von Sören Kierkegaard für mich wichtiger geworden: Leben muss man das Leben vorwärts, verstehen kann man nur rückwärts.
Ähnlich wie im Satz meiner Mutter steht auch hier der Hinweis, warte ab, in allem, was passiert, findet sich irgendwann etwas Sinnvolles und Positives. Immer, wenn ich auf den ersten Blick eine Katastrophe sehe, helfen mir diese Sätze, auf den Sinn zu gucken und auch schlimme Ereignisse anzunehmen.
Mechthild Trilling