von
Lilli Richter
Ralph Schneider
Erdmute Dietmann-Beckert
Margret Budde
Jeder Mensch macht sich zu unterschiedlichen Zeiten Gedanken über das Alter. Einige erst dann, wenn sie diese Zeit schon erreicht haben. Unsere Lebensjahre sind sehr unterschiedlich und ebenso unsere Einstellungen.
Lilli Richter
Wenn ich an das Alter denke, denke ich gleich auch an ein Altenheim oder Pflegeheim, in das ich eigentlich gar nicht aufgenommen werden will, denn ich besuche seit 6 Jahren eine inzwischen 97-jährige Dame in einem Alten- und Pflegeheim und bin erschreckt, wie sich dort die Fürsorge und Pflege zum Schlechten gewendet hat. Was wird in Zukunft auf uns zukommen, wenn nur noch der Mammon zählt? Was wird aus den heutigen Jugendlichen? Wenn heute schon kein Geld mehr für die persönliche Pflege von Alten zur Verfügung steht, wie wird es in 20 oder 50 Jahren sein?.
Meine Zukunftsgedanken
Für mich steht heute fest, solange es möglich ist, werde ich in meinen eigenen vier Wänden bleiben, notfalls mit Hilfe der Diakoniestationen. Allerdings ist es zwingend notwendig, dass ich mir eine kleinere Wohnung zulege, in der auch die einzelnen Bereiche alle ebenerdig sind, also ohne Stufen oder Stolperstellen. Dazu muss ich mich in den nächsten Jahren entscheiden und dies auch durchführen.
Was werde ich – falls ich noch klar im Kopf bin – anfangen, um nach wie vor einen normalen Umgang pflegen zu können? Die Garten-Arbeit entfällt, das Haus sauber zu halten entfällt, kann ich noch Lesen? (Evtl. mithilfe eines IPad?) Kann ich noch mit dem Auto fahren, um Besichtigungen vorzunehmen oder Freunde zu besuchen?
… weitere Pläne
Was mir wichtig ist, dass ich nach wie vor mit dem Computer arbeiten kann. Evtl. mehr ins Internet gehe – was ich heute sehr selten öffne, nur wenn ein bestimmtes Thema recherchiert werden muss – und dies meist für die 97-jährige Dame, die noch immer sehr aktiv am Geschehen, auch in der Politik, teilnimmt! Kann ich nach wie vor meinem Hobby, Pralinen zu produzieren, nachgehen? Wahrscheinlich nicht, denn dazu brauche ich Platz und Stehvermögen.
Im Moment bin ich so weit, dass ich alles so hinnehmen werde, wie es kommt!
Ralph Schneider
43 – alt oder jung?
Alter – kein einfacher Begriff, wenn man ihn wertet: es gibt die Redensart „jeder will es werden, keiner will es sein“. Vielleicht sollte ich dazu sagen, dass ich 43 bin. Nicht mehr ganz jung, aber auch noch nicht alt – klassisch betrachtet, rein von der Jahreszahl her. Aber es gibt auch noch andere Betrachtungsweisen. Für den 6-jährigen Sohn eines Freunds, so nehme ich an, spielt die Jahreszahl noch keine Rolle. Er freut sich einfach, wenn wir zusammen etwas unternehmen, für ihn bedeutet älter sein höchstens „groß werden“, wenn er z. B. sagt, dass er dann Polizist sein will. Für 20-Jährige, mitten in der Jugend, bin ich wahrscheinlich uralt. Und Ältere sagen zu mir „junger Mann“.
Schon groß sein?
Hilft die Selbstbetrachtung? Auch nicht einfach. Sicher gibt es zunächst äußerliche Attribute wie z. B. doch schon einige graue Haare. Die meisten werden kaum bestreiten, dass sie Veränderung im Sinne des Alterns darstellen. 43 also gleich alt? Zugleich war ich aber gerade erst vor zwei Wochen bis mitten in der Nacht in einer Disco, habe viel getanzt. Und das wird doch eher mit Jugend verbunden. 43 also gleich jung? Nun, am sympathischsten ist mir die Betrachtung des 6-Jährigen. Allerdings stellt sich dann natürlich die Frage, ob ich schon groß bin … J
Erdmute Dietmann-Beckert
Alter ist für mich ein relativer Begriff. Als ich ein Kind war, verband ich mit Alter meinen Großvater. Er sprach langsam, nahm einen Stock, wenn er spazieren gehen wollte, und ließ sich von meiner Großmutter die Kruste von der Brotscheibe abschneiden, bevor sie diese in kleine Quadrate aufschnitt.
Später waren es meine Eltern, die für mich das Alter repräsentierten. Meine Mutter wurde krank und klagte, dass es nicht schön sei, alt zu werden. Mein Vater hingegen erzählte oft aus seiner Jugend, oder er sprach von seiner Zeit als junger Soldat im Ersten Weltkrieg.
Heute betrachten mich die jungen Leute als alt, obwohl ich mich doch noch für ganz fit halte. Wenn ich im Kindergarten vorlese, fragen mich die Kinder, wie alt ich sei. Sie können aber Zahlen nicht mit einem bestimmten Lebensalter verbinden.
In unserer Gesellschaft hat das Wort alt bzw. Alter eine eher negative Konnotation. Wenn es in Verbindung mit einer Person gebraucht wird, bevorzugt man das Adjektiv älter.
Margret Budde
Nicht erst in meinen letzten Lebensjahren habe ich mich – jetzt 75 – mit diesem Thema beschäftigt. Diesen Gedanken habe ich zum Entsetzen meiner damals gleichaltrigen Mittvierzigerinnen nicht ausgespart. Das Alter gehört für mich zum Leben dazu wie jede andere Zeit auch. Sie hat den Vorteil, dass ich mich darauf vorbereiten kann, wenn ich mich dem stelle.
Meine Überlegungen dazu
Unabdingbar werden einige Beeinträchtigungen kommen. Darum ging meine Überlegung dahin, für die letzten Jahre eine Wohnung zu suchen, die mich möglichst lange selbstständig leben lässt. Eine Wohnlage mit guter Erreichbarkeit von notwendigen Einrichtungen für den täglichen Bedarf ist dabei sehr hilfreich. Günstige Verkehrsanbindungen und geeignete Möglichkeiten, an kulturellen oder anderen Veranstaltungen teilnehmen zu können, sollten gegeben sein. Die Nähe zu Ärzten und Versorgungseinrichtungen, sowie das Eingebundensein in eine soziale Gemeinschaft wie z. B. Kirchengemeinde oder Nachbarschaft. Ein funktionierender Freundes- und Bekanntenkreis geben neben der Familie Sicherheit, diese Lebensphase gut durchleben zu können.
Diese Gedankensammlung entstand im Rahmen des Seminars „Seniorinnen und Senioren in sozialen digitalen Netzwerken“ in Bad Urach, 14.-16.11.11, das für Mitglieder des Netzwerks SII Bad.-Württ. und ViLE e.V. durchgeführt wurde.