von Margret Budde
Viele Ratgeber werden inzwischen angeboten. Wie man sich die letzten Jahre gestalten oder erleichtern kann, wie und wo man einen Partner findet, welche Pflegehilfen es gibt, welche Versicherung man abgeschlossen haben sollte, was zu beachten ist, wenn …
Vorbemerkung
In den folgenden Abschnitten habe ich einige Gedanken zusammengetragen, die bei Befolgung garantiert zu einem Ziel führen.
Nur, ob dies Ihr Ziel und ihr Weg sind, müssen allein Sie entscheiden. Bekanntlich wird unser Handeln durch unser Denken gesteuert. Somit liegt die Gestaltung unseres Lebens weitestgehend in unserer Hand, von den äußeren Einflüssen einmal abgesehen. Das Alter an sich gibt nicht den Anlass zur Sorge. Einzig unser Umgang mit dem Begriff und unser Standpunkt, von dem aus wir diese Zeit betrachten, haben Einfluss auf unsere Sichtweise. So muss jeder seine eigenen Strategien entwickeln, um seinen Weg zu gehen und sein Ziel zu erreichen.
Jeder Mensch ist für sich allein verantwortlich und kann etwas tun – es aber auch lassen.
Alleinsein
Sie sind nicht gern allein? Sie suchen Gleichgesinnte?
Dann verpassen Sie keine Gelegenheit, am täglichen Treffen dieser großen Gemeinschaft der ständig Nörgelnden, Unzufriedenen und Miesmacher teilzunehmen, und über Ihre Beschwerden, Unpässlichkeiten und Krankheiten, die Ungerechtigkeiten in der Welt und Rücksichtslosigkeit der Jugend zu sprechen. Hier wird man Sie täglich davon überzeugen können, dass ALLES schlecht ist und das Leben sowieso keinen Sinn mehr macht.
Es wäre dumm, immer wieder daran zu denken, dass man
– seit 5 Wochen wieder schmerzfrei gehen kann
– morgens aufstehen kann, wann man möchte
– wenig starre Verpflichtungen hat
– daheim erwartet wird
– sich den Tag nach eigenen Wünschen einrichten kann
– noch gut sehen kann
– ohne Schwierigkeiten einen langen Vortrag verfolgen kann
– vor drei Wochen seinen 80. Geburtstag in relativ guter Verfassung feiern konnte
– im letzten Urlaub an der See einen schönen Sonnenuntergang beobachtet hat
– eigentlich keinen Grund zur Klage hat
– leben darf!
Zeichen des Alters
Suchen Sie täglich nach den kleinsten Fältchen, den verstreuten Fleckchen an Ihrem Körper, den Zeichen für den Beginn der letzten Jahre.
Gönnen Sie sich auf keinen Fall das Glücksgefühl, dass auch ein alternder Körper immer noch schön ist. Ja, die wahre Schönheit einzig durch die Seele strahlt.
Geradezu verpönt ist es für ältere Menschen, sich zu pflegen, moderne Kleidung zu tragen, sich schick zu machen.
Was soll das im Alter? Gehen Sie dem freudigen Kompliment ihrer Bekannten über Ihren guten Geschmack aus dem Weg!
Und zu Ihrer Sicherheit einen Gehstock benutzen? Unmöglich! Würde ja zeigen, dass Sie dazu stehen, nicht mehr zu den Jüngsten zu gehören.
Altsein? Nur ja nicht!
Oder hegen Sie im Innern etwa den Wunsch,
– sich die Freude eines Theater- oder Kinobesuchs zu gönnen?
– auf einer Stadtführung Entdeckungen zu machen?
– Gemeinschaft im Freundeskreis zu erleben?
– das Gemeindefest mitzufeiern?
– das gewohnte Chorfest zu genießen?
– einen Busausflug mit Ihren Freunden zu unternehmen?
Wofür verwenden Sie Ihre Zeit?
Nehmen Sie sich viel Zeit für ängstliche und hoffnungslose Gefühle, für Ärger über alles, worüber zu ärgern nur möglich ist. Grübeln Sie viel darüber nach, warum es ausgerechnet Ihnen nicht gut geht. Versuchen Sie, dies auf ihre Erziehung, die Umwelt, das Elternhaus, die fehlende Unterstützung durch den Staat abzuschieben.
Hören Sie nicht auf, über die Kränkungen nachzudenken. Versuchen Sie, die Gründe hierfür herauszufinden. Es bestünde die Möglichkeit, das Vergangene als gegeben anzunehmen und auf sich beruhen zu lassen.
Wäre doch sehr verwerflich, eventuell zu erkennen, dass auch Sie zu Ihrem Lebensglück beitragen.
Stimmen Sie ein in die Klagelieder! Sie befinden sich in einem großen Chor.
Lassen Sie sich auf keinen Fall bewusst werden, dass
– Sie sich gefreut haben, da Ihnen gerade ein Platz im Bus angeboten worden ist
– Sie heute früh schon ein freundliches Gespräch mit Ihrem Nachbarn hatten
– das fröhliche Kinderlachen der großen Familie von gegenüber ihr Herz täglich erfreut.
Licht und Schatten. Generationen.
Bleiben Sie standhaft! Lassen Sie sich nicht davon überzeugen, dass das Leben nicht nur Schattenseiten hat. Wenn auch ein Schatten stets das Licht bedingt, um als solches wahrgenommen zu werden.
Ziehen Sie regelmäßig Vergleiche mit Ihren Kindern, insbesondere mit der gesamten jüngeren Generation. Stimmen Sie zu, dass die ältere Generation immer im Nachteil ist.
Halten Sie mit Ihrer Überzeugung nicht zurück, dass früher ALLE und ALLES besser waren. Fleiß, guter Umgang, Hilfsbereitschaft, Toleranz, Strebsamkeit, Höflichkeit, Sparsamkeit waren damals eine Selbstverständlichkeit bei den Menschen. Und heute? Sie werden sehen, die jüngere Generation gibt Ihnen die Gelegenheit, Abstand von dieser doch so schlechten Generation zu nehmen. Ihnen bleibt viel Zeit für sich. Wer sucht das nicht in der heutigen Zeit?
Oder???
Ruhe und Bewegung
Diese beiden Begriffe sind ausgewogen in den Alltag zu integrieren.
Im Alter ist jede große Anstrengung zu unterbleiben. Ihr Herz macht es nicht mehr mit. Beginnen Sie auf keinen Fall mehr mit regelmäßiger Gymnastik oder gar Nordic Walking. Das ist sowieso nur für jüngere Generationen angeraten. Wenn Sie sich eh und je nicht viel bewegt haben, ist es jetzt zu spät! Und erst das Radfahren! Wägen Sie genau ab, ob Sie wirklich neben dem gesundheitlichen Vorteil auch eine Gemeinschaft erleben möchten?
Es wäre nicht zu verantworten, wenn Sie nach einigen Wochen regelmäßigen Trainings wieder den 20-minütigen Weg ins Gotteshaus schaffen könnten, worauf Sie monatelang haben verzichten müssen. Wenn das Treppensteigen nicht mehr so viel Beschwerden machte, die tägliche Arbeit mit weniger Mühe verrichtet werden könnte.
Vermeiden Sie das Staunen Ihrer Kinder darüber, dass Sie etwas Gutes für Ihre Gesundheit und Ihr Wohlbefinden getan haben. Dass Sie weiterhin Verantwortung für sich übernehmen.
Und wie soll man es mit der Ruhe halten?
Da gibt es einen besonderen Rat. Sie alle wissen: Sie sind im RUHESTAND. Genießen Sie ihn!
Das Schädlichste für Sie wäre, jetzt noch in irgendeiner Weise tätig zu sein. Nach den vielen Berufsjahren haben Sie endlich den Ruhestand verdient. Tun Sie sich endlich die Ruhe an!
Achten Sie mit größter Sorgfalt darauf, den Gedanken abzuwehren, durch Ihr Engagement könnten Sie sich selbst das Gefühl vermitteln, Ihre Zeit sinnvoll eingesetzt und anderen geholfen zu haben. Ebenfalls ist das Gefühl ‚gebraucht zu werden‘ abzulehnen.
Sie haben es in der Hand: ablehnen oder annehmen!
Dafür sind Sie zu alt
Lassen Sie sich nicht einreden, Sie könnten noch Neues lernen.
Das Sprichwort beweist es: „Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr!“ Also! Sind alles nur neue Ideen!
Und dann die Zumutung, sich mit Neuen Medien zu befassen. Diese Technik ist nur Teufelswerk!
Finden Sie sich damit ab, dass dies nicht für alte Menschen geschaffen ist.
Führen Sie sich vor Augen, Sie entdeckten auf einmal das Internet mit all seinen Online-Informationen, das Online-Journal „LernCafe“, die zahlreichen Bildungsmöglichkeiten, das ViLE-Netzwerk mit den vielfältigen Angeboten und Kontakten, die schnellsten Recherchemöglichkeiten zu allen denkbaren Themen, das E-Mail-Schreiben in rasanter Geschwindigkeit rund um den Erdball, die Freude, mit Ihren Enkeln während des Studiums in Übersee chatten zu können, die ungeahnten Erleichterungen für den Alltag, die bequeme Banküberweisung?
Es lauert die Gefahr, mit einem Klick die Schönheiten ferner Länder zu sehen.
Zu Risiken und Nebenwirkungen …….
Unvorstellbar wäre die Erkenntnis, dass
– das Leben auch in späten Jahren lebenswert ist
– man zufrieden und glücklich sein kann
– Neues erfahren kann
– hinzulernen kann
– einen neuen Anfang machen kann
– die Welt noch mitgestalten kann
– noch Verantwortung tragen kann
– für sein Wohlergehen selbst verantwortlich ist
– sagen kann: