Lebensplanung ja – aber wie?

von Margret Budde

„Wie kannst du dich jetzt schon mit diesem Gedanken befassen?“ Die entsetzten Gesichter in der gemütlichen Runde nach der Chorstunde vor 35 Jahren sehe ich heute noch vor mir. Der Gedanke „Ich habe ja noch genügend Zeit“ galt nicht für mich.

Damals

Spielende Kinder, z.Zt. im Louvre; Foto:
Marie-Lan Nguyen, CC

Unser jüngstes Kind war gerade mal ein Jahr alt und mein viertes Jahrzehnt war vollendet. Ich war noch voller Kräfte, freute mich über meine große Familie und mein Wohlergehen und erlebte mit allen Sinnen die schöne Welt.
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Dennoch habe ich die Frage nach dem „Sinn des Lebens“ und dem „Ende“ nicht ausgespart wie viele Gleichaltrige. Warum auch? Geboren wurde ich, ohne etwas dazu beigetragen zu haben. Das gegenwärtige Leben gestaltete ich selbst. Und auf meinen letzten Lebensabschnitt wollte ich festentschlossen auch Einfluss nehmen. Dabei kann ich mich an keinerlei Ängste vor dem Ende zu damaliger Zeit erinnern. Ich nahm es hin als eine zum Leben dazu gehörende Tatsache wie die Geburt. Durch das Miterleben der unterschiedlichen letzten Lebensstunden einiger naher Verwandter wurde mir die Bedeutung des Wortes „Wie man lebt, so stirbt man“ deutlich vor Augen geführt. Mein Entschluss aus dem Vergleich der Lebensbewältigung und dem Lebensende dieser Personen wurde hier bestätigt.

Lebenszeiten annehmen

Ohne ein bewusstes Durchleben der einzelnen Lebensphasen wie Kindheit, Jugend und Erwachsenenalter kann man die letzte Lebensspanne nicht in Freude und Zufriedenheit erleben. Eine unbefriedigende Jugendzeit wirkt bis weit ins Erwachsenenalter hinein. Der Mensch glaubt, etwas verpasst zu haben, sucht es aufzuholen und ungelebt verstreicht die gegenwärtige Zeit.
Wichtig ist ein Leben im Hier und Jetzt.
Der Gedenkstein für Marie Luise Kaschnitz auf dem Friedhof Bollschweil, ihrer letzten Ruhestätte, trägt die Inschrift „Wohl denen, die gelebt, ehe sie starben“ und im Buch der Prediger heißt es im Kapitel 3,14,2 „geboren werden hat seine Zeit, sterben hat seine Zeit“.

Der Schlüssel in uns

Foto: I, KaterK, CC

„Wir werden geboren; wir entdecken die kleinen und großen Wunder der Welt und werden erwachsen; wir finden Erfüllung in unserem Beruf, in unserer Familie sowie unserem Freundeskreis, werden älter. Und: Wir sterben. Unser Leben besteht aus vielen, individuell unterschiedlichen Phasen, an deren Anfang die Geburt und an deren Ende ganz unweigerlich der Tod steht.“ So sagt Bettina Wulff am 5. Juni 2011 in Fürth.
Irgendwann einmal will die Frage nach dem „Später“ beantwortet werden.
Machen wir es uns leichter durch Ignorieren?
Der Schlüssel hierzu liegt in unserer Einstellung zum Älterwerden.

Vorsorge

Mit diesem Begriff bringen viele Menschen in erster Linie die finanzielle Absicherung durch Rente oder Versicherung in Verbindung. Um im Rentenalter auch den gewohnten Lebensstandard beibehalten zu können, ist eine finanzielle Vorsorge unumgänglich. Ohne Zweifel. Diese Planungen nimmt man selbstverständlich in jungen Jahren auf, allein schon durch die automatische Altersvorsorge eines Arbeitnehmers. Testament und Patientenverfügung gehören in den gleichen Bereich, wenn auch erst meistens in späteren Jahren. Zusätzlich können wir selbst viel dazu beitragen, unseren geistigen und körperlichen Verfall aufzuhalten oder wenigstens zu verlangsamen durch gesundheitsbewusstes Verhalten im Bereich Ernährung und Bewegung, fortwährend und frühzeitig. Auch das ist eine Lebensversicherung!

Was können wir planen?

Jeder Mensch möchte in seinem gewohnten Umfeld und seiner Wohnung bis ans Lebensende wohnen und leben. Baut man in jungen Jahren eine Wohnung oder gar ein Haus, wird selten daran gedacht, die häuslichen Gegebenheiten so einzurichten, dass man auch die unabdingbaren Einschränkungen des Alters mit in Betracht zieht. Für die späteren Jahre sehe ich es aber als erforderlich an, sich frühzeitig Gedanken über eine altengerechte Wohnung zu machen und besonders auch über die Erreichbarkeit all der Möglichkeiten, die jeder individuell zur Erfüllung seines Wohllebens im Alter benötigt. Mit großer Wahrscheinlichkeit wird uns die Erledigung unserer Einkäufe und die Arztbesuche mehr Mühe machen. Darum ist gute Erreichbarkeit wichtig.
Wer große Bedürfnisse nach sozialen Kontakten und kulturellen Angeboten hat, wird in einer Einöde krank. Ebenso kann ein Stadtleben einen Menschen unglücklich machen, der die ruhige Natur und Einsamkeit liebt. Wichtig ist herauszufinden, wie und wo man leben möchte, um einen zufriedenstellenden Lebensabend genießen zu können.

Leib und Seele

gemeinfrei

Nicht allein aus der Befriedigung der menschlichen Grundbedürfnisse wie Wohnen, Bekleidung und Nahrung besteht das Leben.
Der Mensch ist eine Einheit aus LEIB und SEELE.
Was nützt das Geld, wenn der seelische, psychosoziale und emotionale Bereich nicht frühzeitig mit in die Planung einbezogen wird?
Dies alles ist allerdings nicht mit einer einmaligen Unterschrift erreicht wie bei einer Versicherung, in wenigen Minuten unter einen Vertrag gesetzt. Niemand wird die Wichtigkeit in Zweifel ziehen. Hierfür müssen viele Jahre Zeit, ständiges Überdenken der eigenen Lebensvorstellungen und -einstellungen investiert werden.

Sinn des Planens

In allen Bereichen des täglichen Lebens spielt das Planen eine große Rolle. Niemand wird die Wichtigkeit einer Städteplanung, eines Zeitplanes im Automobilwerk, um rechtzeitig liefern zu können, des Stundenplanes für eine ordentliche Durchführung des Schulbetriebes und des Budgets im Finanzhaushalt des Staates bezweifeln.
Was bringt eine Planung? Sie hilft uns durch ein genaues Durchdenken unserer kommenden Lebenszeit, viele Probleme im Vorfeld zu erkennen und Fehlentscheidungen zu vermeiden.
Sie vermittelt ein Gefühl der Klarheit und Sicherheit.
Es ist wie ein Leitseil bei einer Bergwanderung.
Die gute Planung der letzten Lebensjahre möge jeder als eine Lebensaufgabe ansehen, nicht erst mit 60 oder 70 und nicht in Ängstlichkeit. Sondern aus der Überzeugung, Zeit zu gewinnen, genau wie bei jeder anderen Planung auch.

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Quellen:

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