von Hildegard Neufeld
„Die Touristikwirtschaft ist eine Wachstumsbranche der deutschen Wirtschaft“, stellte die Studie „Wirtschaftsfaktor Tourismus 2014“ fest. Sie sichert und schafft Einkommen und Arbeitsplätze und sorgt für umfangreiche zusätzliche Investitionen.
Entwicklungen
Der Tourismus gilt weltweit als wichtiger Wirtschaftsfaktor, bestätigt auch das Bundeswirtschaftsministerium im Zusammenhang mit der genannten Studie. Im Jahre 2014 haben weltweit mehr als eine Milliarde Menschen eine touristische Reise ins Ausland unternommen. Von den weltweit etwa 1,138 Milliarden internationalen Ankünften der Touristen im Jahre 2014 entfallen rund 588 Millionen auf Europa. Das entspricht einem Anteil von nahezu 52 Prozent. Nach Schätzung der Welttourismusorganisation (UNWTO) dürfte die Anzahl der internationalen Touristenankünfte weltweit auf 1,8 Milliarden ansteigen.
Ausgesprochen erfolgreich entwickelt sich der Tourismus in Deutschland. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes wurden 2015 rund 436 Millionen Übernachtungen registriert, 3 Prozent mehr als im Jahre zuvor. Aber auch von den deutschen Urlaubern ist das eigene Land mehr und mehr gefragt, und ihre Übernachtungszahl ist inzwischen auf nahezu 357 Millionen gestiegen.
Wirtschaftliche Beiträge und Leistungen
Die Bruttowertschöpfung der Tourismusbranche beträgt nach der im Februar 2012 veröffentlichten Studie „Wirtschaftsfaktor Tourismus“ über 97 Milliarden Euro. Die gesamten Konsumausgaben der Touristen in Deutschland betrugen im Jahre 2010 = 278,3 Milliarden Euro. Davon entfielen allein 241,7 Milliarden Euro auf die inländischen Touristen.
In Deutschland sind derzeit rund 2.500 Reiseveranstalter, nahezu 10.000 Reisebüros und etwa 4.800 Busunternehmen tätig. Außerdem gibt es hier fast 222.000 Unternehmen im Gastgewerbe, darunter rund 45.040 Beherbergungs- und 176.780 gastronomische Unternehmen.
Im Jahre 2010 waren in Deutschland rund 2,9 Millionen Beschäftigte im Tourismus tätig. Das entspricht einem Anteil von 4,4 Prozent an den Erwerbstätigen.
Weltweiter Tourismus
Nach Angaben der Welttourismusorganisation wird für die Jahre bis 2030 ein weltweites Wachstum von etwa 4,4 Prozent erwartet. In Europa, dem volumenstärksten Markt, rechnet man mit einem Wachstum von 5,8 Prozent.
Rund drei Viertel aller Europäer verbringen ihren Urlaub innerhalb Europas. Erwartet wird ein tendenzieller Zuwachs der Reisen in die osteuropäischen Regionen/Länder. Die am 1.Mai 2004 der Europäischen Union beigetretenen Staaten haben einen Anteil von fast 80 Prozent des gesamten osteuropäischen Reisevolumens und sind zusammen mit Russland ausgesprochen wichtige Märkte der Zukunft.
Die Regionen mit dem derzeitigen und künftigen rasantesten Wachstum werden zweifelsohne in Afrika, Asien, dem Pazifik sowie dem Mittleren Osten gesehen, und zwar nicht nur durch Neugründungen und die internationale Ausrichtung der heimischen Fluggesellschaften, sondern auch durch die weltweit ehrgeizigsten Hotelprojekte und Freizeitanlagen.
Ökonomische Effekte
In Deutschland ist fast jeder 14. in Österreich jeder 7. Erwerbstätige im Tourismus beschäftigt. Tourismus gehört zum Dienstleistungssektor einer Volkswirtschaft und leistet einen Beitrag zum Sozialprodukt und zur Wertschöpfung, zur Beschäftigung und zum Einkommen. Darüber hinaus ist der Tourismus Anschubfaktor und Katalysator für andere Wirtschaftszweige (beispielsweise Handel, Gewerbe, Verkehr) und er fördert die Entwicklung strukturschwacher Regionen und den kulturellen Austausch zwischen den Nationen und Ethnien.
Tourismus in der Weltwirtschaft
Der Tourismus spielt heute eine bedeutende Rolle in der Weltwirtschaft, bestätigt auch eine Studie der Merian-Schule (2000) und zeigt unter anderem die folgenden Ergebnisse auf:
Der Anteil der Touristik am weltweiten Bruttoinlandsprodukt beträgt 11,6 Prozent.
Etwa 10 Prozent aller Beschäftigten weltweit arbeiten in der Touristikbranche, das sind 212 Millionen.
Zu den wirtschaftlichen Auswirkungen des Tourismus zählen, der genannten Studie zufolge, vor allem die folgenden:
Erzeugung von Jobs in Hotels, Restaurants und sonstigen Servicebereichen sowie Beschäftigung von Fremdenführern.
Geringe Investitionen pro Arbeitsplatz.
Höhere Einkommen, da in den Touristenzentren zumeist höhere Preise als im Landesdurchschnitt gezahlt werden.
Zusätzliche Bildung, wenn in Entwicklungsländern Arbeitsplätze geschaffen werden, die zumeist eine Fremdsprache und weitere Fertigkeiten erfordern.
Da die Touristen Komfort erwarten oder auch fordern, wird die Entwicklung der Infrastruktur in den Ankunftsländern positiv beeinflusst.
Der internationale Tourismus ist ein wichtiger Devisenbringer.
Chancen für Entwicklungsländer
Auf der ganzen Welt werden die Menschen mobiler. Immer mehr Entwicklungsländer schöpfen ihr touristisches Potenzial aus, berichtet das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung in seinem Beitrag „Wirtschaft, Wachstum und Beschäftigung“ und führt unter anderem folgendes aus:
Die Einnahmen aus dem Tourismus zählen in diesen Ländern inzwischen zu den wichtigsten Devisenquellen. Zudem steigt die Zahl der Menschen aus Entwicklungs- und Schwellenländern, die selbst auf Reisen gehen. Die Zahl der Flugpassagiere aus diesen Regionen nimmt rapide zu.
Der Tourismus bietet den Entwicklungsländern große Chancen, die Infrastruktur auszubauen, Arbeitsplätze zu schaffen, lokale Wirtschaftskreisläufe zu fördern, Naturschätze zu bewahren und so auch die Armut der Bevölkerung zu reduzieren. Andererseits birgt die touristische Entwicklung auch große Risiken; sie kann Gesellschaft, Kultur und Natur eines Landes schwer schädigen. Die deutsche Entwicklungsarbeit zielt darauf ab, die Chancen des Tourismus zu nutzen und gleichzeitig die Risiken zu minimieren.