von Roma Szczocarz
Auf der Lodzer Jüdischen Nekropole befinden sich die Grabstätten von unter anderen den Eltern des grossen Dichters Julian Tuwim; auch die Eltern des aus Lodz stammenden Pianisten Artur Rubinstein sind da begraben. Auch das Grabmal des charismatischen Rabbiners Eliasz Chaim Majzel und, als Bild, das Poznanski- Mausoleum.befinden sich hier.
Jüdische Fabrikanten stiften Friedhof
Im 1892 wurde ein neuer Jüdischer Friedhof in Lodz eröffnet. Der ist heute der grösste jüdische Friedhof Europas. Nur der jüdische Friedhof von Berlin ist von der Fläche her( 42 ha) grösser. Die Nekropole wurde auf einer von Izrael Poznanski gestifteten Fläche angelegt. Als Erstes wurden dort die Opfer einer Cholera- Epidemie begraben. Diese Beerdigungsstätte wird als Cholerafeld bezeichnet. Das Friedhofsgelände ist mit einer hohen Ziegelmauer umgeben und man betritt es durch ein Hauptfriedhofstor. Das Tor wurde von dem Fabrikanten Markus Kon gestiftet.
Die Witwe des Bankiers und Fabrikanten Herman Konstadt, Mina, hat das grosse Bestattungshaus gestiftet, das im Jahr 1898 eröffnet wurde. Dort fanden die Zeremonien( bis heute) statt, die nach jüdischem Glauben vor der Beerdigung erforderlich sind. Das Friedhofsgelände und die beiden wichtigen Kultobjekte entstanden nach dem Entwurf von Adolf Zeligson, aber auch viele Grabdenkmäler, typische Mazzewa und prunkvolle Mausoleen wurden von ihm entworfen.
Ein Friedhof- zwei Welten
Die Lodzer Jüdische Gemeinschaft war damals vielschichtig. Sie bestand vor allen einerseits aus armen religiösen, ungebildeten Juden, aber anderseits reichen Fabrikanten, Bankiers, Kaufleuten. Wie immer wollten die Reichen ihre Besonderheit und Prestige auch nach dem Tod zeigen, darum wurden ihre Grabstätten als monumentale Grabdenkmäler gebaut. Aber auf dem Lodzer Friedhof dominieren typische jüdische Gräber: Mazzewa, architektonische Perlchen des Friedhofs
Mazzewa
Die Mazzewa sind meist als einfache Stelen nur mit Symbolen sowie dem David Stern oder segnenden Händen gebaut. Die Stelen wurden auch mit Symbolen wie zum Beispiel einem Buch, sehr oft einige Bücher dekoriert. Es weist darauf hin, dass der Tote ein Gelehrter war. Wenn ein Leuchter dargestellt wird, bezeichnet es ein Frauengrab. Denn die Frauen haben die Aufgabe, zum Beginn des Schabbats die Leuchter anzuzünden. Hier befinden sich auch viele Grabmäler im Jugendstil wie das Grabmal der Familie Rappaport oder Prussak.
Prunkvolle Mausoleen
In der Hauptallee befinden sich die monumentalen Grabstätten von wichtigen jüdischen Bürgern und Fabrikanten, die ihren Reichtum auch durch ihre pompösen Grabmäler darstellten. Zum Beispiel: Das grösste jüdische Grabmal Europas entstand für den Lodzer Textilfabrikanten Izrael Poznanski und seine Frau Eleonora Hertz. Das Grabmal wurde nach dem Entwurf von Adolf Zeligson aus der Berliner Firma Cremer& Wolffenstein gebaut. Die Sarkophage wurden durch den Lodzer Steinhauer Antoni Urbanowski projektiert und gebaut. Das Grabmal ist 7 Meter hoch und 10 Meter im Durchmesser. Das Innere dekorieren zwei Millionen Mosaiksteinchen. 1993 wurde es innen und aussen wunderbar erneuert und renoviert. Heute können die Touristen nur einen Blickdurch die Säulenfront werfen.
Ghettos Feld
Der Friedhof ist auch die Grabstätte für 43 000 Opfer, die im Ghetto von Litzmannstadt umkamen. Leider haben viele der Juden, die während des 2. Weltkriegs ermordet wurden, kein Grab, aber an sie erinnern die Gedenktafeln an der Friedhofsmauer, die von Verwandten aus aller Welt angebracht wurden.
Gegenwart
Nach dem 2. Weltkrieg geriet der Lodzer Jüdische Friedhof in Vergessenheit, erst im Jahr 1956 wurde ein Denkmal für die Opfer des Lodzer Ghettos und der Vernichtungslager in Form eines Obelisken und einer gebrochenen Eiche eingeweiht. Im Jahr 1980 wurde der Friedhof in das Denkmalregister eingetragen. Nächster Schritt: 1984 wurde ein Schutzkomitee des jüdischen Friedhofs ins Leben gerufen, um den Jüdischen Friedhof als europäisches Kulturdenkmal zu bezeichnen. Weitere Schritte verlangen viel Geld, um den Friedhof zu retten. Weil die Mehrheit der Gräber vernachlässigt ist, sind auch die Mazzewa verwittert, auf zahlreichen sind die Inschriften nicht mehr sichtbar. Die Gräber sind von Efeu überwuchert. Seit 1990 werden Pflege- und Bauarbeiten ausgeführt. Viele freiwillige Gruppen räumen den Friedhof systematisch auf. Der Jüdische Friedhof hat eine eigene Website, die Josef Buchmann aus Frankfurt- Überlebender des Litzmannstadt Ghetto spendete.
Heutzutage besteht die jüdische Gemeinde in Lodz aus 300 zumeist älteren Bürgern, denen die Nekropole auch heute als Begräbnisstätte dient.
Immanuel Kant
„ Wer im Gedächtnis seiner Lieben lebt,
der ist nicht tot, der ist nur fern; tot ist nur,
wer vergessen wird.“
Link
http://www.jewishlodzcemetery.org/