von Maria Schmelter
Ich bin eine, die zu Hause, kaum hat sie die Haustür geschlossenen, sofort in ihre Hausschuhe schlüpft. Nicht aus Gründen der Reinlichkeit – das liegt mir fern – einzig aus Bequemlichkeit.
Für den Aufenthalt in einer Reha-Einrichtung schenkten mir Freunde pinkfarbene Filzpantoffeln als Begleiter. Ich konnte ja nicht ahnen, dass das Stockwerk, das mich für die drei Wochen beherbergen sollte, mit einem roten Teppich ausgelegt ist.
Ob das eine besondere therapeutische Maßnahme ist, jeden Tag auf dem roten Teppich zu schreiten?
Der einfache Weg vom Speisesaal zum Zimmer betrug 139 Schritte, das also dreimal am Tag hin und zurück, und dann kamen noch 3 bis 5 Mal pro Tag die Wege zu den Anwendungen dazu.
Das können Sie gerne ausrechnen, wie viele Schritte auf dem roten Teppich das durchschnittlich waren. Ich habe es grob überschlagen, Mathematik ist nicht so mein Ding, es können so um die 2000 Schritte gewesen sein.
Ich glaube, man kann nicht an 20 Tagen je 2000 Schritte auf dem roten Teppich zurücklegen, ohne dass es eine Wirkung hinterlässt. Das bestätigen doch auch die neuen Hirnforschungen.
Was vermittelt das Schreiten auf dem roten Teppich?
Wenn ich an Cannes denke, so sind das Implikationen wie:
Du bist besonders
Du hast eine große Leistung vollbracht
Du bist strahlend schön………..
Nur so viele Assoziationen meinerseits zum roten Teppich, der für mich in meinem Leben sonst nicht ausgebreitet wurde.
Aber was geschieht, wenn man mit pinkfarbenen Hausschuhen über den roten Teppich geht?
Von Farbharmonie kann nicht im Entferntesten die Rede sein, eher ist es ein beißender Kontrast. Ich musste den Kopf heben, um diese Disharmonie nicht immerzu anzuschauen. Aber auch das entspricht ja einem therapeutischen Ziel, wir sollen hocherhobenen Hauptes durchs Leben schreiten.
Ob diese indirekten therapeutischen Impulse der Klinik wohl bewusst sind? Sie wären sicher nur nach zähen Verhandlungen mit den Krankenkassen abrechenbar.