von Roma Szczocarz
Mein Großvater Tadeus war Teilnehmer des Posener Aufstand von 1918-1919.
Bei den meisten Kinder spielen neben den Eltern auch Oma und Opa eine sehr wichtige Rolle im Leben. Leider nicht so bei mir, denn ich erinnere mich nur sehr verschwommen an meinen früh verstorbenen Opa.
Opas Lebensweg
Mein Opa ist am 13. April 1894 in Grebow, Gemeinde Krotoschin, damals in der preußischen Provinz Posen, geboren als Sohn von Josefa Szulczynskiego, der Lehrer und Orgelspieler auf dem Lande war. Seine Frau, meine Urgroßmutter war Weronika Biedermann;
Tadeus’ Mutter stammte aus einer schwäbischen Familie, die sich am Anfang des 19. Jahrhunderts in der damals der preußischen Provinz Posen ansiedelte.
Aus meiner Familiengeschichte geht hervor, dass die Familie schwäbische Weber aus Baden-Württemberg waren. Es ist auch sehr wahrscheinlich, dass zwei Brüder meiner Uroma von Posen weiter bis nach Lodz gewandert sind. Dort haben sie eine kleine Weberei gegründet. Und Lodz gehörte nicht mehr zu Preußen sondern zu Österreich. Früher war manches eben einfacher.
Wahrscheinlich ist, dass Großvater Tadeus in Grebow aufwuchs, wo er eine Grundschule besuchte. Danach besuchte er das Gymnasium in Wolschtin und Rawitsch.
Nach dem Abitur 1914 ließ sich der junge Tadeus anwerben und zog so als Soldat in den Ersten Weltkrieg. Das Kriegsschicksal meines Großvaters war ebenso traumatisch wie das Tausender anderer Soldaten.
Die Heimkehr
Der junge Tadeus durchlebte die tragischen Kriegszeiten bis zu Ende und kehrte dann nach Hause zurück. Ende August heiratete er Bronislawa Budzynska, die Tochter von Karola und Agnieszki. Meine Großmutter Bronislawa stammte aus Krotoschin. Großvater Tadeus hat sich schon im Dezember 1918 als Freiwilliger zum Posener Aufstand angemeldet.
Ein einfacher Mensch im Wirbel der Geschichte
Am Ende des Ersten Weltkrieges hoffte die polnische Bevölkerung in der Provinz Posen auf eine Eingliederung in den neuen polnischen Staat. Leider musste sie
weiter um die Unabhängigkeit kämpfen, denn die Deutschen wollten die Provinz Posen behalten. Der Posener Aufstand endete aber mit einem militärischen und politischen polnischen Sieg.
Über den Posener Aufstand
Nach dem Krieg
Nach den Kriegszeiten begann für alle das normale Leben. Mein Opa hatte sich schon nach dem Abitur für eineTätigkeit in der Genossenschaftsbewegung „Bauer“ in der Provinz Posen (Krotoschin, Pleschen, Jarotschin) interessiert. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde er dann als Direktor der Dampfmühle in Pleschen beschäftigt.
Bei solch einer Position konnte man auch als Familienvater mit fünf Kindern ein ganz gutes, ruhiges Leben in einer Kleinstadt führen. Als mein Vater 4 Jahre alt war, starb seine Mutter. Das war 1931und mein Opa lebte noch als Witwer bis 1962.
Gedanken
Als ich 11 Jahre alt war, starb mein Opa. Für mich ist er nur mehr eine nebelige, unscharfe Erinnerung, aber das Thema Familie inspirierte mich.
Ich gab mir viel Mühe, um die Dokumente und Bilder zu sammeln, die von meinem Opa und seinen Eltern vorhanden waren. Das Wiederfinden der Bilder und die mit ihnen verbundenen Familienschicksale waren wie eine Wanderung auf unbekannten Strecken, die aber auch meine Strecken sind.