von Michaela Godefroy
Das erschreckende Ausmaß von Gewalt gegen Kinder innerhalb der Familie
veranlasste den Ausschuss der Vereinten Nationen für die Rechte des Kindes dazu,
die internationale Öffentlichkeit durch eine Sonderstudie wachzurütteln.
Mit ihrem Beitritt haben 192 Staaten, darunter auch die Bundesrepublik, die Einhaltung dieser Rechte zugesagt.
Physische Gewalt
Wie die Studie zeigt, werden Kinder weltweit physisch misshandelt aber auch
psychisch gequält und gedemütigt. Gründe hierfür liegen zum einen an der Lebenssituation der Familien (Arbeitslosigkeit, asoziale Verhältnisse, Migrations
Hintergrund) jedoch kommen auch in sogenannten „gutbürgerlichen“ Haushalten Misshandlungen von Kindern vor. Dies resultiert in unserer heutigen Zeit oft auch
durch Gewalt verherrlichende Computerspiele, Videos, Filme sowie die Anonymität
des World Wide Web`s. Die physische Gewalt ist hierbei immer noch erschreckend
hoch, doch geht sie durch Aufklärung und Elternbildung langsam zurück.
Psychische Gewalt
Anders verhält es sich mit der psychischen Gewalt. Sie ist wesentlich schwerer zu
bekämpfen, da es keine festgelegten Regeln gibt. Geschieht sie außerhalb der
Familie, kann das Kind zu Mutter oder Vater fliehen und wird im Normalfall getröstet.
Geschieht dies innerhalb der Familie gibt es zumeist keine andere Zufluchtsmöglichkeit.
Dadurch ist ein Kind in größter Gefahr, seine Existenzgrundlage zu verlieren und wird so nachhaltig geschädigt für den weiteren Verlauf des Lebens. Die Gewalt-
spirale schraubt sich über Generationen tiefer und ist ohne psychischen Beistand
einer Fremdinstitution (Jugendamt, Psychotherapien) kaum aufzuhalten.
Kehrtwende
Männer – Frauen
In früheren Jahrhunderten galt Gewalt als eine Sache der männlichen Jugend,
als „Antithese zu Weiblichkeit, Kindheit, Mütterlichkeit“. Dies ist heute nicht mehr in diesem Maße zutreffend. Junge Frauen gebrauchen körperliche Gewalt als Konfliktlösung. Auch wenn es sich hierbei noch um eine Minderheit handelt, töten
und misshandeln junge Mütter ihre Kinder oder Partner. Daher stellt sich die Frage wie es dazu kommen konnte, dass Frauen ihre geschlechtsspeziefische Rolle
ablegten und die Grenze der gesellschaftlichen Ordnung überschreiten.
Nach Erkenntnissen von Forschern des Berliner Instituts für Gewaltprävention hat die Gewalt von jungen Frauen doppelt so stark zugenommen wie die der Männer.
Ein Grund hierfür sei nach Meinung der Psychologen, die Angleichung der Rollenbilder von Männern und Frauen.
Weibliche Übergriffe
Wahrnehmung
In der heutigen Gesellschaft wird Gewalt gegen Frauen umfangreich wahr
genommen und bekämpft. Obwohl es weit über 200 internationale Studien gibt,
die Gewalt von beiden Geschlechtern gleich indiziert haben. Männer als Opfer
von Frauen werden als „No Go“ größtenteils ignoriert. In Deutschland herrscht nach
wie vor die Meinung: Mann – Täter, Frau – Opfer. Über die Auswirkungen von
Gewalt innerhalb der Familie gibt es zahlreiche Studien. Wenn die kleinste Zelle der
Gesellschaft, die Familie, von Gewalt geprägt ist welche Entwicklung bedeutet dies
für unsere Gesellschaft von morgen?
Lesenswert: Der Roman Raum – von Emma Donoghue